Estrich trocknen – Informationen für die Praxis

Estrich trocknen – Informationen für die Praxis

Bei Estrich handelt es sich um einen äußerst wandlungsfähigen, auf verschiedene Art und Weise einbringbaren Fußbodenbelag. So gibt es beispielsweise besonderen Sichtestrich, welcher die Funktion einer Nutzschicht übernimmt, sodass kein separater Oberbodenbelag notwendig ist. Grundsätzlich hat Estrich aber die Funktion, Druckverhältnisse gleichmäßig zu verteilen und notwendige Höhenlagen für den endgültigen Fußbodenbelag zu erreichen. Ein Problem stellt dabei immer wieder die Austrocknung des Estrichs dar.

In den folgenden Absätzen werden wir hierzu alle relevanten Informationen darlegen sowie Hinweise für den Einsatz in den eigenen vier Wänden geben.

Estrich trocknet unterschiedlich lange aus

Estrich ist ein Baustoff, der je nach Estrichart unterschiedlich verlaufende Trocknungsvorgänge aufweist. Relevant ist für Hausbauer und Modernisierer vor allem die Eigenschaft von CT-Estrichen, also Zementestrichen. Häufig kommen außerdem CA-Estriche zum Einsatz, sogenannte Calciumsulfatestriche. Hierbei verliert der Estrich konsequent Feuchtigkeit, die entsprechend in die Raumluft abgegeben wird. In der Folge beobachten Heimwerker oftmals einen gewissen Volumenverlust, der eigentliche Baustoff „schwindet“ und verringert sich in Bezug zur eingangs eingebrachten Masse.

Um welche Trockenzeit es sich handelt, ergibt sich aus den Angaben des Herstellers. Es ist unbedingt darauf zu achten, diese Zeiten in keinem Fall zu unterschreiten. Denn nur dann, wenn Estrich vollständig ausgehärtet wurde, kann dieser auf Dauer belastet werden. Eine Rolle spielt natürlich auch die Estrichdicke, gerade wenn entsprechende Höhenlagen erreicht werden sollen. Grundsätzlich aber hat das Bindemittel einen Effekt auf die schnell verlaufende Austrocknung, genauso wie das Raumklima und das jeweilige Lüftungsverhalten im Raum.

In vielen Fällen lohnt sich der Gebrauch eines Trocknungsbeschleunigers, wenn Zeitnot gegeben ist und es sich um überschaubare Estrichdicken handelt.

Trocknungszeit bei Calciumsulfatestrich (CA-Estrich)

CA-Estrich unterscheidet sich hinsichtlich des Bindemittels und der Einbauart von herkömmlichem Zementestrich. Es handelt sich dabei grundsätzlich um einen mineralisch gebundenen Baustoff, was zur Folge hat, das überschüssiges Anmachwasser wieder an die Raumluft abgegeben wird. Prinzipiell lässt sich CA-Estrich aber schnell austrocknen, denn die Porenstruktur bedingt eine hohe Durchlässigkeit. Experten empfehlen hier einerseits eine Austrocknung mittels Kondensationstrockner, andererseits aber auch eine Kombination mit einer Heizung.

Zu beachten ist in der Praxis, dass Abweichungen bezüglich der Estrichdicken mit mehr oder minder längeren Austrocknungszeiten in Verbindung stehen. Sie sollten sich daher penibel nach den erforderlichen Estrichdicken richten und dafür sorgen, dass mehrmals täglich für etwa 15 Minuten stoßgelüftet wird. Stoßlüften insbesondere deshalb, weil auf diese Weise Zugluft vermieden wird und sich die Raumluft komplett austauschen kann. Sie kann in der Folge also erneut überschüssiges Anmachwasser aufnehmen, womit sie die Austrocknung des CA-Estrichs begünstigt.

Feststellung der notwendigen Austrocknung

Trotz vieler neuer Innovationen, die als technisches Messverfahren zum Teil Verwendung finden, wird Estrich immer noch mittels CM-Messung auf seine Restfeuchte hin überprüft. Dabei wird einerseits eine feuchte Probe entnommen und in einen Druckbehälter gegeben, andererseits aber auch eine Zerkleinerung und Vermischung durchgeführt. Eine chemische Reaktion führt zu Acetylen, wodurch im Anschluss mittels Manometer und Vergleich der Probenmasse ein Wert ermittelt wird.

Handelt es sich um Heizestrich, empfiehlt sich allerdings eine Folienprüfung. Hierbei werden etwa 50 x 50 cm große Folie auf den Estrich gelegt, an den Rändern mit Klebeband abgedichtet und für zwölf Stunden so belassen. Studien deuten jedoch daraufhin, dass es weiterhin nur bedingt geeignete Alternativen zur oben angesprochenen CM-Messung gibt.

Hinweise zur Beschleunigung der Austrocknung

In der Praxis viel eher umsetzbar ist aber sicherlich die künstliche Beschleunigung der Austrocknung, gerade bei CA-Estrichen. Um Kosten und Aufwand im Rahmen zu halten, empfiehlt sich dabei vornehmlich die sogenannte Kondenstrocknung. Ein Kondenstrockner arbeitet ähnlich einem Wäschetrockner, hierbei wird Luft von außen angesaugt, die im Anschluss erwärmt wird und dann in die Trommel gelassen wird. Ein konstantes Umherwirbeln garantiert die Abgabe von Feuchtigkeit, sodass im gleichen Schritt eine Austrocknung stattfindet.

Diese Methode hat aber ihre Tücken, denn Luft besitzt ein beschränktes Aufnahmevolumen hinsichtlich Feuchtigkeit. Der Kondenstrockner „tauscht“ daher regelmäßig die feuchte Luft aus, indem sie abgesaugt wird und in einen Kondensator geleitet wird, der die Luft abkühlt und wieder „aufnahmefähig“ macht.

Natürliche Beschleunigung ist durch regelmäßigen Austausch der Raumluft möglich, also durch mehrmaliges Stoßlüften für etwa 15 Minuten. Die regelmäßige Kontrolle der Estrichoberfläche ist sinnvoll, hier kann sich beispielsweise auch Kondenswasser bilden.

Weitere Tipps und Fazit

Die Grundregel ist einigermaßen verständlich: Je dicker der Estrich aufgetragen wird, desto mehr Zeit wird für eine Austrocknung benötigt. Die sogenannte Ausgleichsfeuchte wird an die Umgebungsluft abgegeben, weshalb gerade mehrmaliges Stoßlüften und beschleunigende Verfahren (z.B. Kondenstrockner) empfehlenswert sind. Je nach Einsatzort gibt es verschiedene „Verkehrslasten“ zu berücksichtigen, die sich aus DIN 1055-3 ergeben.

Auch sorgt eine Umgebungsfeuchte, die 65 Prozent Luftfeuchtigkeit überschreitet, zu einem gänzlich ausbleibenden Austrocknen der Estrichplatte. Es muss daher konsequent und regelmäßig für einen ausreichenden Austausch der Umgebungsluft gesorgt werden.

Zusammenfassung

Estrich bedarf, je nach Dicke und Mineralzusammensetzung, unterschiedlich lange Austrocknungszeiten. Eine zu frühzeitige Belastung würde mittel- bis langfristig zu einem unebenen und nicht sicheren Fundament führen. Mittels technischer Hilfsmittel lassen sich Austrocknungszeiten teilweise deutlich verringern.

Artikelbild: © 9Gawin / Bigstock.com


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