Flachdachbegrünung: Umweltfreundlich und ökonomisch

Flachdachbegrünung: Umweltfreundlich und ökonomisch

Die Folgen des Klimawandels spüren wir jeden Tag: Starker Regen, Überflutungen und eine Überhitzung der Städte sind nur wenige Auswirkungen, die die steigenden Temperaturen mit sich bringen. 2016 brach viele Klimarekorde und in den nächsten Jahren könnte es noch wärmer werden. Neben den steigenden Temperaturen kommt ein abnehmender Komfort durch die Flächenversiegelung in Städten hinzu; grüne Flächen werden zu einer Rarität. Dabei gibt es Flächen, deren Potenzial nicht komplett ausgenutzt wird und die sogar verschönert werden können: die Rede ist von Flachdächern.

In jeder Stadt gibt es tausende Quadratmeter ungenutzter Flächen, die Staub fangen und beim nächsten Regen gesäubert werden. Insbesondere Dächer können mehr tun: Bis auf ihre hauptsächliche Funktion, das Gebäude zu schützen, haben Flachdächer keine großen Aufgaben – bis vor Kurzem zumindest. Denn in immer mehr Städten, wo das Angebot an Grünflächen sinkt, kam man auf eine geniale Idee: die Flachdachbegrünung.

Praktisch & Schön: Die Vorteile der Dachbegrünung

Dächer sind riesige, meist ungenutzte Flächen, deren Potenzial jeder Hausbesitzer ausschöpfen sollte. Denn: Wir verlangen immer mehr von der Natur, ohne ihr etwas zurückzugeben.

Die Flachdachbegrünung ist nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch eine sinnvolle Maßnahme, die der Erhaltung einer Immobilie dient. Nicht begrünte Flachdächer sind Witterungseinflüssen ausgesetzt, die zu Schäden führen können: Im Norden Deutschlands ist der peitschende Regen der größte Feind des Daches; im Süden muss es die Sonneneinstrahlung stundenlang aushalten.

Eine Dachbegrünung schützt das Flachdach und erhöht seine Lebensdauer. Weitere Vorteile, die nebenbei entstehen: Im Sommer heizt sich das Dach nicht so stark auf und im Winter kühlt es nicht ab. Die Begrünung ist folglich eine natürliche Wärme- und Hitzedämmung.

Im Bereich Umweltschutz ist der Beitrag der Flachdachbegrünung der Regenwasserrückhalt. Bis zu 90 Prozent Regenwasser kann eine Dachbegrünung zurückhalten und durch die Verdunstung dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgeben. Der Vorteil: Bei starken Regenfällen wird das Abwassersystem nicht überlastet.

Bei Bepflanzung Dachbelastbarkeit berücksichtigen

Auf Dächern können Sie rein theoretisch Bäume wachsen lassen; dabei müssen Sie aber die Dachlast berücksichtigen. Für private Immobilien kommen mit großer Wahrscheinlichkeit nur Bodendecker infrage.

Lassen Sie die Dachlast von einem Statiker prüfen, bevor Sie sich Gedanken über die Bepflanzung machen.

Dächer, die bis zu 150 Kilogramm je Quadratmeter tragen, können extensiv mit pflegeleichten Sedumarten begrünt werden: Mauerpfeffer, Dachwurz, Gras, Moos oder Kräuter. Das Substrat einer solchen Dachbegrünung ist maximal zwei Zentimeter dick, mineralisch und leicht.

Dächer, die bis zu 500 Kilogramm tragen, bieten eine größere Gestaltungsfreiheit. In den Schichten solcher Dachgärten können sich sogar die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern verankern. Bedenken Sie aber: Je umfangreicher das Gründach, desto höher ist auch der Pflegeaufwand.

Das Dach vor den Pflanzen schützen

Sobald die passenden Pflanzen für das Gründach ausgewählt wurden, müssen Sie Ihr Dach vor den Pflanzen schützen und für eine gute Drainage sorgen. Unter jeder Dachbegrünung sitzt eine Wurzelschutzfolie, darüber eine Matte, die Wasser und Nährstoffe speichert. Das dritte Element sind Kunststoffelemente mit Vertiefungen: Sie speichern Wasser und belüften den Wurzelraum der Pflanzen. Abschließend kommt noch eine Filterschicht zum Einsatz, die die Vegetation von der Drainage trennt.

Regenwassermanagement für die Dachbegrünung

Bei einer klassischen Flachdachbegrünung bedienen sich die Pflanzen dem Wasser. Was übrig bleibt, verdunstet langsam und gelangt zurück in den natürlichen Kreislauf.

Wer das Regenwasser für eigene Zwecke nutzen möchte, kann ein Regenwassermanagement für seine Dachbegrünung einsetzen. Die Kombination dieser beiden Bausysteme wirkt sich ebenfalls positiv auf die Umwelt aus, hat aber auch für den Hausbesitzer viele Vorteile.

Ein Infoblatt des Deutschen Dachgärtner-Verbandes zeigt, dass solche Managementsysteme in der Praxis bereits umgesetzt werden und funktionsfähig sind. Begrünte Dächer benötigen eine Schichtdicke von sechs bis zwölf Zentimetern. Das vom Gründach abfließende Wasser kann die Dachrinne in einem Regenwasserspeicher aus Kunststoff oder Beton geleitet werden, der im Erdboden versunken ist. Aus dem Speicher entnimmt man das Wasser mithilfe einer Pumpe.

Ob man das Wasser zum Blumengießen oder Wäschewaschen verwendet wird, muss jeder selbst entscheiden. Für den zweiten Anwendungsfall ist die Investition komplexer, da ein separates, vom Trinkwassernetz getrenntes Verteilernetz installiert werden muss.

Die Wirtschaftlichkeit der Investition hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Bedenken Sie, dass Sie nicht nur die Lebensdauer Ihres Daches erhöhen, sondern auch die Wasser- und Abwassergebühren sparen.

Die Umsetzung einer Regenwassernutzungsanlage in Kombination mit einer Dachbegrünung erfolgt durch Fachingenieure oder Landschaftsarchitekten – lassen Sie sich beraten.

Urban Gardening & Farming

Auch wenn sich die meisten Immobilienbesitzer mit einem klassischen Gründach begnügen, auf dem Sedumarten und Gräser wachsen, könnte man das Konzept ausweiten: Urban Gardening auf dem Gründach.

Seit geraumer Zeit liegt nämlich die lokale Produktion von Obst und Gemüse im Trend – insbesondere in Städten. Hier gibt es nur wenige Flecken Land, wo Stadtmenschen Nahrungsmittel selbst produzieren können. Viele von ihnen teilen sich Gemeinschaftsgärten. Doch Hausbesitzer können Gemüse und Co. auf dem Dach anbauen, wie ein Forschungsprojekt der LWG Bayern demonstriert.

Das 2014 begonnene Experiment war von Anfang an erfolgreich; es wurden im Frühjahr des ersten Versuchsjahres Gemüsearten wie Radieschen, Schnitt- und Kopfsalat sowie Kohlrabi kultiviert; im Sommer folgten Buschbohnen, Kräuter sowie Zucchini. In diesem Jahr hat die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau die erste Phase des Projekts abgeschlossen und Phase II eingeleitet, die Anfang 2019 abgeschlossen sein wird. Ziel der zweiten Phase besteht darin, die Anbausysteme zur Nahrungsmittelproduktion zu optimieren.

Fördermöglichkeiten für Flachdachbegrünung

Einige Gemeinden entlasten Besitzer von Dachbegrünungen, indem sie ihnen die Zahlung von Abwassergebühren oder der Entsiegelungsabgabe ersparen; Städte wie München oder Bremen geben sogar finanzielle Zuschüsse, die zwischen zehn und 20 Euro pro Quadratmeter betragen. Interessenten müssen vor Baubeginn einen Förderantrag stellen.

Förderungen gibt es auch von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Im Rahmen einer Sanierung zum KfW-Effizienzhaus beziehungsweise energetischen Einzelmaßnahmen kann eine Dachbegrünung gefördert werden (Programmnummern: 151, 152, 430). Wer eine Photovoltaikanlage installieren möchte, kann diese Investition mit einer Dachbegrünung kombinieren und von dem Förderprogramm 274 profitieren. Einzige Voraussetzung: Die Begrünung muss verwendet werden, um die Photovoltaikanlage zu fixieren.

Zusammenfassung

Besitzer eines Flachdaches sollten die Dachbegrünung in Erwägung ziehen. Sie bringt viele ökologische und ökonomische Vorteile mit sich. Doch die Planung und Ausführung muss gemeinsam mit Experten ausgeführt werden.

Artikelbild: © pancaketom / Bigstock.com


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