Klavierlack – der ganz besondere Lack für eine spiegelglatte Optik

Klavierlack – der ganz besondere Lack für eine spiegelglatte Optik

Er ist schwarz und er glänzt. So wie ein wunderschönes Klavier aussehen sollte: Doch Klavierlack verleiht neben dem Namensgeber weiteren Dingen, wie beispielsweise hochwertigen Audioboxen, Radios und Hi-Fi-Equipment, Uhrenschachteln und sogar Möbelstücken ein edles Design. Gerade dann, wenn es um Restaurationen geht, wird meist Klavierlack nötig. Dieser besonders glänzende, robuste, aber auch teure Lack kann bis zu zwölf Schichten benötigen.

In den meisten Fällen wird unter Klavierlack schwarzer Lack verstanden, doch es gibt ihn auch farbig und in Weiß. Das Auftragen dieses besonderen Lackes ist nicht einfach. Vor allem in der Vergangenheit war das Verfahren sehr kompliziert, dass es besser Fachmännern überlassen werden sollte. Heute gibt es einfachere Alternativen. Dennoch ist das Material eher im Fachhandel als in gewöhnlichen Baummarkt zu bekommen.

Klavierlack ist:

  • homogen
  • deckend
  • glatt
  • glänzend
  • meist schwarz
  • mehrschichtig
  • robust
  • teuer

Herstellung in alten Zeiten

Klavierlack war in der Vergangenheit eine komplizierte Angelegenheit, da es sich um ein vielschichtiges Verfahren handelt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Optik eine Besonderheit und wurde vor allem an Klavieren eingesetzt. Diese waren bis dato aus heimischen und exotischen Hölzern gefertigt und verziert. Ab 1850 kam die schwarze, spiegelnde Oberfläche in Mode – ein Spiegel auf dem Instrument. Die Fertigung wurde mittels sogenanntem Schleiflack realisiert. Das Auftragen mit einem Pinsel hatte in dieser Zeit jedoch den Nachteil, dass eine Struktur in der Oberfläche hinterlassen wurde.

Um diese glatter hinzubekommen, eigneten sich nur Lösungsmittel, die jedoch die Deckkraft minderten. Demnach blieb dem Lackierer der Vergangenheit nichts anderes übrig, als eine Schicht Lack aufzutragen und die Oberfläche wieder abzuschleifen, bis die Decke homogen war. Doch meist kam dann auch der Untergrund wieder zum Vorschein, sodass dieser erste Durchgang mehrfach wiederholt werden musste: Lackieren und Schleifen, Lackieren und Schleifen. Bei jeder Schicht konnte die Verdünnung erhöht werden. Die letzte Schicht wurde nicht nur geschliffen, sondern letztendlich poliert. Dabei wurde das Schleifpapier zunächst immer feiner, die Oberfläche wechselte von matt zu glänzend.

Der Hochglanz wurde zum Schluss mit Kreide als Schleifpaste erreicht. Dieses Verfahren hatte bis zum 20. Jahrhundert keine Alternative. Die verwendeten Lacke waren dabei zumeist auf Spiritusbasis, aber auch Leinenöllacke oder auch andere Lösungslacke auf Schellack- und Kopal-Basis kamen zum Einsatz. Harze werden ebenso beigefügt, wie auch ätherische Öle.

Heutige Verarbeitung

Dieses aufwendige Verfahren für Klavierlack gilt heute als veraltet, doch so mancher Hobbyheimwerker oder Restaurator schwört immer noch auf diese Handarbeit. Im professionellen Bereich wird jedoch Lack mit der Spritzpistole aufgetragen, die kaum eine Struktur in der Oberfläche hinterlässt. Kunstharze und Lösungsmittel können anders dosiert werden. So kann der Lack gleich sehr dick aufgetragen werden und nur wenige Schleifdurchgänge sind notwendig. Das Schleifen dient zwischendurch mehr der Haftvermittlung statt der Homogenität.

Der Glanz wird durch das Aushärten bereits erzeugt. Heute kommen eher Nitro-, Acryl, PU- und Polyesterlacke vermehrt zum Einsatz. Im Handel sind ebenso gebrauchsfertige Klavierlacke erhältlich, aber auch die altbekannten Schellacke mit reinem Alkohol können erstanden werden. Diese werden immer noch in der Restauration eingesetzt und sind immer noch unvergleichbar. Klavierlack zu realisieren, ist immer noch kein einfaches Unterfangen und wird oft nur vom Fachmann professionell ausgeführt.

Tipps, Tricks, Besonderheiten

Wer den Klavierlack trotz Komplexität nicht dem Profi überlassen und selber auf Möbel, Instrument und Co zaubern will, sollte einige Tipps und Tricks beachten. Bedacht werden sollten:

Je nach zu lackierendem Gegenstand sollte eine Grundierung gefertigt werden. Das Holz kann beispielsweise schwarz gebeizt werden oder mit schwarzer Farbe behandelt werden. Das schließt gleichzeitig die Poren und bietet der feinen und glatten Oberfläche des Klavierlackes einen optimalen Untergrund. Wichtig sind auch die Trocknungszeiten. Generell ist Lack aus der Dose nach kurzer Zeit bereits trocken und fest. Doch wer schleifen und polieren möchte, braucht eine stärkere Festigkeit. Daher sollte etwa ein Tag Trockenzeit pro Lackiergang eingeplant werden.

Schwarzer Lack tendiert bei zu schneller Trocknung zudem zu einem blauen Farbton. Diese Feuchtigkeit kann aber nach zwölf Stunden Trocknung gut auspoliert werden. Wenn die Lackdosen vor Anwendung in etwa 35 Grad warmes Wasser gestellt werden, ist der Lack auf dem Material besser zu bearbeiten. Klavierlack ist nicht billig. Eine normale Dose kostet rund zehn Euro, pro Lackiergang sollten zwei Dosen eingeplant werden. Auch Schleifpapier ist mit etwa fünf Euro für zehn Blatt einzuplanen.

Die richtige Pflege von Klavierlack

Hochwertiges sieht jedoch nur edel aus, wenn es auch richtig gereinigt und gepflegt wird. Daher sollte auch Klavierlack nur mit passenden Mitteln von Schmutz entfernt werden. Gerade hier sind Beschädigungen durch die falsche Pflege schnell passiert und besonders ärgerlich. Scharfe Reinigungsmittel sollten vermieden werden, denn sie verursachen meist kleine Kratzer und Abrieb des Lackes. Glasreiniger machen die hochglänzende Oberfläche blind. Geschirrtücher sind ebenfalls beschädigend. Besser sind Staubwedel, Swiffertücher, Brillentücher oder ein Mikrofasertuch. Diese Alternativen reinigen Klavierlackoberflächen sanft.

Reicht eine trockene Reinigung nicht, sollte etwas Wasser mit einem einfachen Spülmittel helfen: Einfach auf das Tuch auftragen und dann die Oberfläche abwischen. Im Handel gibt es ebenfalls Klavierpflege, die für polierte Holzflächen geeignet ist. Leichte Kratzer können mit Zahnpasta entfernt werden (ohne Schleifartikel).

Alternativen zu Klavierlack

Wem die Herstellung von Klavierlack zu aufwendig ist, der muss jedoch nicht auf den Look verzichten. Es gibt Alternativen, die ähnlich aussehen. Folie beispielsweise. Diese hat ebenfalls eine glatte, glänzende Oberfläche, ist blasenfrei zu verlegen, selbstklebend, reißfest und auch witterungsbeständig. Im Außenbereich hat diese Folie eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren. Ebenso ist die Folie hitzebeständig bis etwa 90 Grad und sogar waschbar. Klavierlackfolie ist in verschiedenen Stärken erhältlich. Vorteil der Folie: Sie ist leichter zu pflegen. Der Nachteil dieser Alternative sind die Ränder, die sich nicht immer verstecken lassen.

Aber gerade für Autofans, die ihren Wagen optisch aufpolieren wollen, sind solche Folien besonders gut geeignet. Für diese Anwendung ist die Folie ebenso Waschstraßenfest. Eine weitere Alternative für Möbel und Co. sind Lacke, die den Look des Klavierlackes imitieren. Das sind einschichtige und einmalig aufgetragene Lacke, der eingefärbt ist und glänzend wird. Vorteil dieser Alternative: Diese Lacke sind in der Summe meist billiger. Nachteil: Es ist nicht das Original. Solche Lacke benötigen bereits einen entsprechenden Untergrund.

Artikelbild: © Razvan Donca / Shutterstock


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