Rigips: Innenausbau und Trockenbau mit Gipsplatten und Gipskarton

Rigips: Innenausbau und Trockenbau mit Gipsplatten und Gipskarton

Als Rigips wird umgangssprachlich Gipskarton bezeichnet, der beidseitig mit einem Kartonage-Bezug verkleidet ist und in Form von Gipskartonplatten im Akustik- und Trockenbau zum Einsatz kommt. Die beidseitige Kartonage nimmt Zugkräfte auf sich, wodurch eine sehr hohe Stabilität entsteht. Rigips ist nicht mit Gipswandbauplatten oder Gipsbauplatten zu verwechseln. Dieser 60 bis 100 mm starke Werkstoff besteht aus Stuckgips und ist umlaufend mit Feder und Nut versehen.

Verwendung

Durch die Vorteile von Rigips, zu der das geringe Gewicht, die schnelle und einfache Verarbeitung, der vergleichsweise hohe Feuerwiderstand sowie der geringe Flächenverlust zählen, kommt der Werkstoff vor allem zur Errichtung leichter, nicht tragender Wände, Dachschrägenverkleidungen, Estrichen und abgehängten Decken zum Einsatz. Durch die geringe Wasser- und Feuchtebeständigkeit kann Gipskarton allerdings nur im Innenbereich verwendet werden. In Regionen mit hoher Luftfeuchte kann die Kartonschicht ein Nährboden für Schimmel sein. Auch eine häufige Kondensation, wie sie im Badezimmer vorkommt, kann die Bildung von Mikroorganismen fördern.

Herstellung

Der Gips, der zur Herstellung von Gipsplatten genutzt wird, stammt entweder aus dem Bergbau oder aus Abfällen eines Kohlekraftwerkes. Grundsätzlich sind beide Materialien als gleichwertig anzusehen, es gibt aber kleine technische Unterschiede. So sind Platten aus REA-Gips etwas leichter während Produkte aus Naturgips bruchfester sind. REA-Gips ist dagegen bei der Produktion vorteilhafter: Im Vergleich zur Produktion mit Naturgips können Hersteller rund 50 Prozent Primärenergie einsparen.

Die erste Gipskartonplatte wurde um 1910 in Rīga hergestellt. Das Produkt „Rigips“ trägt heute seinen Namen aufgrund seiner lettischen Herkunft. In Deutschland ist die Rigips-Platte erst seit 1949 für den Innenausbau erhältlich.

Die Gips-Bauplatten sind werkmäßig gefertigt und werden von einem fest haftenden Karton ummantelt. Ihre bestimmte Eigenschaft erhalten Rigips-Platten mithilfe von chemischen Zusätzen. Beimischungen von Fasern aus Glas, Zellulose oder Kunststoff sorgen für eine hohe statische Belastbarkeit.

Eine typische Rigips Platte besteht zu etwa 94 Prozent aus Gips, 3,5 Prozent Karton, 0,25 Stärke, 0,2 Prozent Silikon sowie sonstigen, nicht erwähnenswerten Zusätzen.

Gipsplatten-Typen

Nach DIN EN 520 gibt es mehrere unterschiedliche Arten von Rigips:

  • Typ A: Standard-Gipsplatte
  • Typ D: Gipsplatte mit einer Dichte von mindestens 800 kg je Quadratmeter.
  • Typ F1: Überdurchschnittlich guter Gefügezusammenhalt bei hohen Temperaturen und Brandfall.
  • Typ H: Reduzierte Wasseraufnahmefähigkeit.
  • Typ I: Erhöhte Oberflächenhärte, um Stoßbelastungen standzuhalten.
  • Typ P: Die Ansichtsseite besitzt eine spezielle Schicht zum Auftrag von Gipsputz.
  • Typ R: Erhöhte (Biegezug-)Festigkeit in Längs- und Querrichtung.

Bandgefertigte Arten:

Plattenart nach DIN 18180
BezeichnungKurzzeichen
Gipskarton-BauplatteGKB
Gipskarton-FeuerschutzplatteGKF
Gipskarton-Bauplatte – imprägniertGKBI
Gipskarton-Feuerschutzplatte – imprägniertGKFI

CE-Kennzeichnung

Das Bauproduktengesetz sieht vor, dass in Deutschland alle Bauprodukte eine CE-Kennzeichnung (Communautés Européenes – Europäische Gemeinschaften) besitzen müssen. Diese Kennzeichnung erhalten die Produkte, bevor sie in den Verkehr gebracht werden. Sie garantiert, dass das Produkt mit den gültigen EU-Normen und -Richtlinien übereinstimmt, sodass ein freier Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union möglich wird. Die CE-Kennzeichnung ist auf dem Produkt selbst, einem Etikett, der Verpackung oder den Lieferunterlagen zu finden. Für Verbraucher ist die Kennzeichnung ohne weitere Kenntnisse schwer zu entziffern. Die Bedeutungen von oben nach unten im Überblick:

  1. Produktname: Zum Beispiel „Rigips Feuerschutzplatte RFI.
  2. CE: Das CE Konformitätszeichen besteht aus dem CE-Symbol, welches der Richtlinie 93/68/EWG vom 22. Juli 1993 entspricht.
  3. Hersteller: Name oder Kennung des Produktherstellers inklusive Anschrift.
  4. Jahr: Darunter befinden sich die letzten beiden Ziffern des Jahres, wann die Kennzeichnung auf dem Produkt angebracht wurde.
  5. Produkthinweis: Plattentyp, Plattendicke, Nummer der EU-Norm.
  6. Eigenschaften: Angaben zu den Eigenschaften des Produkts, zum Beispiel Brandverhalten, Wasserdampf-Diffusionswiderstand, Wärmeleitfähigkeit, etc. sowie die Norm der jeweiligen Eigenschaft.
  7. Einbaueigenschaften: Unter den Eigenschaften der Gipsplatte sind Eigenschaften zu finden, die die Wahl und den Einbau des Systems beeinflussen.
  8. Plattenart: Die abschließende Angabe ist die Plattenart nach DIN 18180.

Befestigungsmittel

Wer sich für Gipskarton im Eigenheim entscheidet, kann nicht mehr einen Nagel in die Wand hämmern, um mal eben ein Bild aufzuhängen. Kein Grund zur Panik, es gibt spezielle Befestigungsmittel, die unterschiedliche Lasten tragen können. Folgendes ist im Fachhandel und Baumarkt erhältlich:

  • Kippdübel: Der Federklappdübel, wie er auch genannt wird, ist ein Hohlraumdübel aus Nylon oder Metall, der sich zur Befestigung von Lampen, Regalen und Gardinenschienen eignet. Nachdem der Dübel in die Wand oder Decke geschraubt wurde, entfaltet sich eine Metallkonstruktion, die dafür sorgt, dass der Dübel an Ort und Stelle bleibt. Besonders empfehlenswert ist dieses Befestigungsmittel, wenn sich hinter der Gipsplatte ein Hohlraum befindet.
  • Anker: Diese Hohlraumdübel lassen sich leichte, kleine Lasten befestigen.
  • Gipskartondübel: Schnellmontagedübel besitzen ein selbstschneidendes Spezialgewinde aus Metall oder Kunststoff.
  • Metall-Hohlraumdübel: Dieser Dübel spreizt sich beim Anziehen auf. So bietet er sicheren Halt, denn dank seiner Metallkrallen kann er sich beim Anziehen nicht verdrehen.
  • Des Weiteren sind Befestigungsschrauben für Gipskarton erhältlich, die auch ohne Dübel auskommen.

Welche Befestigungsvariante infrage kommt, hängt von der Dicke des Hohlraumes und der Platte aber auch vom Gewicht der Last ab. Die notwendigen Werte sind auf den Verpackungen der Dübel zu finden.

Entsorgung

Sowohl beim Neubau von Gebäuden als auch bei Renovierungs- und Abbrucharbeiten entstehen Abfälle aus Rigips. Bei dem Gips des Materials handelt es sich um die wasserlösliche Substanz Kalziumsulfat. Der Gips wird bergbaulich gewonnen (Naturgips) oder stammt aus Abfallprodukt von Kohlekraftwerken (REA-Gips).

In Deutschland gibt es bis dato kein industrielles Recycling für altes Rigips. Wer Rigips für seinen Trockenbau verwendet und größere Schnittabfallmengen der Gipsplatten übrig hat, kann sie in der Regel an den Hersteller wieder abgeben. Ansonsten dürfen Verbraucher kleine Abfallmengen mit dem Restmüll entsorgen. Für große Mengen gibt es aktuell keine Verwertungsmöglichkeit. Deshalb sind sie je nach Schadstoffgehalt auf Deponien der Klasse 1 zu entsorgen.

Artikelbild: © Ruta Saulyte-Laurinaviciene / Shutterstock.com


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