Warum manche Uhren derzeit langsamer laufen

Warum manche Uhren derzeit langsamer laufen

Haben Sie in letzter Zeit auch häufiger das Gefühl, zu spät zu Ihren Verabredungen oder Terminen zu kommen – obwohl Sie doch eigentlich rechtzeitig das Haus verlassen haben? Oder stehen Sie morgens zu spät auf, obwohl der Wecker zur selben Zeit wie immer klingelt? Mit diesem Problem sind Sie nicht allein. Schuld daran sind die Uhren in Radioweckern, Backöfen und Mikrowellen, die derzeit einige Minuten nachgehen, weil sie einfach langsamer laufen. Bis zu sechs Minuten Verspätung haben die Uhren – auch in vielen Regionen Deutschlands. Doch warum ist das so? Dieser Frage möchten wir im folgenden Artikel von Heimhelden auf den Grund gehen.

25 Länder in ganz Europa sind betroffen

Die langsamer laufenden Uhren haben mit dem Stromnetz zu tun. Die Störung betrifft dabei laut den Angaben des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E insgesamt 25 Länder in ganz Europa. Auch Deutschland befindet sich darunter. Die ENTSO-E teilt mit, dass es wegen einer politischen Unstimmigkeit zwischen Serbien und dem Kosovo zu einer Unterversorgung im Stromnetz und zu Frequenzabweichungen gekommen sei. Laut ENTSO-E stammen die Leistungsabweichungen aus der Kontrollregion Serbien, Mazedonien und Montenegro (SMM), insbesondere aus Serbien und dem Kosovo. Demnach ist eines der Länder nicht seiner Verpflichtung nachgekommen, die Schwankungen des Stromnetzes auszugleichen. Über Monate hinweg waren die Stromeinspeisungen in der Region zu gering. Dieser regionale Streit hatte Auswirkungen auf die Stromfrequenz – und zwar in ganz Europa von Spanien über die Niederlande, Deutschland und Polen bis in die Türkei.

Die ENTSO-E forderte daher eine schnelle Lösung – auch und gerade auf politischer Ebene. Andernfalls könne das Abweichungsrisiko auch in Zukunft weiter ein Problem für die Uhren sein.

Das Technologiemagazin „Heise“ geht davon aus, dass die Unabhängigkeit des Kosovo die Ursache für den Konflikt war.

Herduhren und Radiowecker ermitteln die Zeit mit der Netzfrequenz

Da Küchenuhren und einfache Radiowecker für die Berechnung der Zeitanzeige minimale Abweichungen von der dauerhaften Netzfrequenz nutzen, kam es zu falschen Anzeigen. In Europa liegt die Netzfrequenz normalerweise bei nahezu genauen 50 Hertz. Stärkere Abweichungen durch einen geringeren oder höheren Stromverbrauch gleichen die Versorger kurzfristig durch eine höhere Einspeisung aus. Deshalb schwankt die Frequenz im Normalfall nur um einige Hundertstel Hertz. Das reicht für die Uhren als Taktgeber aus.

Das Problem wäre laut Jutta Hanson von der TU Darmstadt nicht aufgetreten, wenn die Vereinbarungen für den Netzbetrieb, die europaweit gelten, beachtet worden wären. Allerdings seien die Leitungsungleichgewichte im Bereich Serbien-Montenegro-Mazedonien eben nicht ausgeglichen worden. Über längere Zeit kam es somit dazu, dass ein Leistungsdefizit dieser Regelzone gespeist wurde.

Kleinere Schwankungen bei der Frequenz der Netzspannung sind normal. Üblicherweise gleichen sich die Schwankungen aber aus, weil die Frequenz mal zu niedrig und mal zu hoch ist. So liegt sie im Mittel wieder bei den angestrebten 50 Hertz.

Die kürzlich beobachtete Abweichung der Netzfrequenz, die über Wochen andauerte, sei so bisher noch nie aufgetreten. Das erklärt der Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber. Um die vorgesehenen Werte wieder zu erreichen, müsse der Streit schnellstmöglich beigelegt werden. Erst dann werden die Uhren in Backöfen, Mikrowellen und Radioweckern in Deutschland auch wieder ordnungsgemäß funktionieren.

Zusammenfassung

Schon seit ein paar Wochen wundern sich Verbraucher darüber, dass ihre Uhren in der Küche oder im Radiowecker teilweise einige Minuten Verspätung hatten. Jetzt ist geklärt, dass die Ursache ein Streit zwischen Serbien und dem Kosovo war. Er führte zu einer anhaltenden Abweichung der Netzfrequenz.

Artikelbild: Quality Stock Arts / Bigstock.com


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