Nachteile von Kalziumsilikatplatten erklärt

Kurzüberblick: Was sind Kalziumsilikatplatten?

Kalziumsilikatplatten – oft als „Klimaplatten“ verkauft – sind kapillaraktive, diffusionsoffene Innen­dämmplatten aus Kalk, Sand und Zellulosefasern. Sie speichern Feuchte, transportieren sie zur Oberfläche und geben sie wieder ab. Genau diese Feuchte­pufferung und der hohe pH‑Wert machen sie beliebt für die Schimmelsanierung und als Innendämmung in Bestandsgebäuden, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist.

Trotz dieser Stärken gibt es klare Grenzen: Die Platten haben spürbar schlechtere Dämmwerte als Hochleistungsdämmstoffe, benötigen oft große Dicken und nehmen Wohnfläche weg. Zudem reagieren sie empfindlich auf unsachgemäßen Einbau, etwa wenn kein Vollkontakt zum Untergrund hergestellt wird. Wer „Klimaplatten Nachteile“ recherchiert, findet vor allem drei Kernpunkte: Dicke und Raumverlust, Kosten sowie Montagerisiken – plus die Frage, ob das Produkt tatsächlich gesünder oder sicherer ist als Alternativen.

Für Dich heißt das: Kalziumsilikat kann eine sinnvolle Lösung sein – vor allem bei lokalen Schimmel­problemen, feuchtebelasteten Wänden oder in sensiblen Räumen. Aber die Entscheidung sollte nicht aus dem Bauch heraus fallen. Es braucht klare Zielsetzungen, eine Untergrund­analyse und eine realistische Kosten-Nutzen-Rechnung.

Technische Nachteile: Dämmwirkung, Dicke und Raumverlust

Wärmeleitfähigkeit und erforderliche Plattendicke

Der wichtigste technische Nachteil ist die geringe Dämmwirkung im Vergleich zu modernen Dämmstoffen. Kalziumsilikat liegt typischerweise bei einer Wärmeleitfähigkeit (λ) von ca. 0,060–0,070 W/(m·K). Hochleistungsdämmstoffe wie Vakuumdämmung (VIP) schaffen etwa 0,007 W/(m·K), Mineralwolle liegt bei ca. 0,032–0,040 W/(m·K), Holzfaser bei ca. 0,038–0,045 W/(m·K). Das bedeutet: Um denselben U‑Wert zu erreichen, brauchst Du bei Kalziumsilikat deutlich mehr Dicke – also mehr Raumverlust.

Praxisbeispiel: Eine massive Altbau‑Außenwand mit U ≈ 1,5 W/(m²K) lässt sich mit 25 mm Kalziumsilikat vielleicht auf rund 1,1–1,2 W/(m²K) verbessern. Mit 50 mm näherst Du Dich etwa 0,8–0,9 W/(m²K) an. Das ist eine Verbesserung, aber oft weit von Neubaustandard entfernt. Wer erwartet, mit dünnen 15–25 mm Platten die Heizkosten signifikant zu halbieren, wird enttäuscht. Die Stärke von Kalziumsilikat liegt nicht in der „Maximaldämmung“, sondern in der Feuchtesicherheit von innen – und genau hier entsteht häufig ein Missverständnis in der Planung.

Problematisch wird es, wenn Dämmziele hoch sind, aber nur wenige Zentimeter Aufbauhöhe zur Verfügung stehen (z. B. denkmalgeschützte Innenräume, enge Treppenhäuser, knappe Laibungen). In diesen Fällen erzeugt Kalziumsilikat zwar Oberflächen wärmer und trockener, aber die energetische Wirkung bleibt begrenzt. Je stärker die Platte, desto mehr Nutzungseinbußen durch kleinere Räume, schmalere Flure und enger wirkende Fensterlaibungen.

Brandschutz vs Dämmleistung

Ein oft angeführter Pluspunkt: Kalziumsilikat ist nicht brennbar (A1/A2). Für Brandschutzkonzepte, z. B. in Treppenhäusern oder Fluchtwegen, ist das attraktiv. Allerdings wird der Brandschutzvorteil im Wohnbereich selten der ausschlaggebende Grund für die Materialwahl sein – vor allem, wenn die eigentliche Zielsetzung eine energetische Sanierung ist. Kurz gesagt: Feuerwehrfreundlich, ja – aber die schlechte Dämmperformance bleibt. Wer primär dämmen will, greift häufig zu leistungsfähigeren Alternativen, und kombiniert den Brandschutz gezielt anders (z. B. Bekleidungen, Anstriche oder getrennte Brandschutzplatten).

Auch beim Thema Schallschutz sind die Effekte begrenzt. Kalziumsilikat ist relativ hart und spröde, die Platten bringen zwar Masse, aber keine federnde Entkopplung. Wer „alles mit einer Platte lösen“ will – Schimmel, Dämmung, Lärm –, wird in zwei von drei Kategorien nur mittelmäßige Ergebnisse sehen.

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Material-, Einbau- und Folgekosten

Kalziumsilikat ist in der Regel teurer als einfache Innen­dämmlösungen wie EPS (Styropor) mit Dampfbremse – und zwar sowohl beim Material als auch beim Einbau. Du findest je nach Stärke und Anbieter grob folgende Spannen:

  • Material: etwa 20–100 €/m², oft 30–60 €/m² für 25–50 mm
  • Klebemörtel, Spachtel, Armierungsgewebe, Grundierung: 15–35 €/m²
  • Handwerk: abhängig von Untergrund, Aufwand und Region 30–70 €/m² (kann darüber liegen)
  • Nebenkosten: Sockelleisten, Steckdosenverlegung, Fensterlaibungen, Malerarbeiten: variabel

Rechne für eine fachgerechte „Innendämmung Kalziumsilikat“ je nach Zustand des Bestands mit 60–160 €/m² als grobem Richtwert. Bei starkem Vorbereitungsaufwand (z. B. Altputz entfernen, Salze sanieren, Ausgleichsputz) kann es höher liegen. Im Vergleich: Ein einfaches EPS‑System mit Dampfbremse ist materialseitig günstiger, bringt bessere U‑Werte, erfordert aber luftdichte Detailausbildung und hat bei Fehlstellen ein erhöhtes Kondensationsrisiko.

Zu den Folgekosten zählen auch „unsichtbare Posten“: Sensorik für Feuchte/Temperatur, um die Funktion über 6–24 Monate zu überprüfen, neue Lüftungsroutinen, und eventuelle Nachbesserungen an Anschlüssen oder Fugen, falls Risse auftreten. Diese kleinen Posten sind kein Muss, aber sie erhöhen die Betriebssicherheit – und sollten in der Budgetplanung nicht fehlen.

Kosten-Nutzen-Rechnung bei Raumverlust

Ein systematischer Knackpunkt ist der Raumverlust. Wer 40 m Außenwandlänge mit 50 mm Kalziumsilikat dämmt, verliert ungefähr 40 m × 0,05 m = 2,0 m² Wohnfläche. Je nach Immobilienwert (z. B. 4.000 €/m²) entspricht das 8.000 € „versteckter Kosten“. Bei Miete kann man mit der ortsüblichen Nettokaltmiete rechnen (z. B. 14 €/m² → 336 €/Jahr entgangene „Flächenrendite“). Dieser Ansatz ist unkonventionell, aber er hilft, Entscheidungen nüchtern zu treffen.

Einfache Bewertungsformel in Worten: Addiere die Investition (Material + Einbau + Nebenkosten) und rechne den monetarisierten Flächenverlust hinzu. Setze dem die erwartete Heizkostenersparnis über 10–20 Jahre entgegen. Beispiel: Investition 12.000 €, Flächenverlust 8.000 €, Gesamtkosten 20.000 €. Ersparnis bei Gas von 600 €/Jahr ergibt eine „Amortisation“ von ≈ 33 Jahren – ohne Preissteigerungen und Wartung. Steigen die Energiepreise stark, verkürzt sich das. Bleiben sie moderat, dauert es. Kalziumsilikat lohnt sich daher wirtschaftlich am ehesten in Fällen, in denen der feuchtesichere Schimmel­schutz das Hauptziel ist – und die Energie­einsparung nur positive Begleitmusik.

Kurz zur Frage „Kalziumsilikat Kosten vs. Styropor“: EPS‑Systeme sind in der Regel günstiger und dämmen deutlich besser, aber sie erfordern streng kontrollierte Luftdichtheit (Dampfsperre/Dampfbremse). Kleinste Leckagen können zu interstitieller Kondensation führen. Kalziumsilikat ist fehlertoleranter bei Feuchte, aber teurer und dicker – das ist die entscheidende Abwägung.

Montageprobleme und Untergrundanforderungen

Kleber, Vollkontakt, Fugenlösung

Die Montage ist der Bereich, in dem die meisten Funktionseinbußen passieren. Kalziumsilikatplatten müssen in der Regel mit silikatbasiertem Klebemörtel vollflächig verklebt werden. „Punkt‑ oder Wulstverklebung“ ist ein klassischer Fehler, weil Hohlräume entstehen, in denen Feuchte kondensieren kann. Der Vollkontakt stellt sicher, dass die kapillare Feuchtebewegung nicht abreißt und die Platte als „Feuchtepumpe“ arbeiten kann.

Der Untergrund muss tragfähig, sauber, frei von Tapeten und dichten Anstrichen und in der Regel mineralisch sein. Alte Dispersionsfarben oder Latexanstriche sind kritisch: Entweder entfernen oder mit geeigneten Maßnahmen (z. B. Haftbrücke, mechanisches Aufrauen) freilegen, damit der Kleber diffusionsoffen anbindet. Große Unebenheiten werden vorab ausgeglichen, Salzausblühungen in Mauerwerk müssen fachgerecht entsalzt werden, damit sie die Platte nicht später schädigen.

Fugen: Platten werden stoß an Stoß verlegt, Fugen sind zu verkleben oder zu verspachteln (systemabhängig). Armierungsgewebe und Spachtelung folgen herstellerkonform. Wichtig ist, dass auch in Laibungen, Innenecken und an Bauteilanschlüssen kein Luftspalt verbleibt. Steckdosen sollten in Installationsdosen mit luftdichter Rückseite geführt werden; Durchdringungen sind möglichst zu minimieren.

Risiken bei unsachgemäßem Einbau

Bei Montagefehlern steigt das Risiko schleichender Feuchteschäden – trotz „kapillaraktiver Platte“. Häufige Probleme:

  • Hohlstellen durch punktförmige Verklebung, in denen Kondensat ausfällt
  • Nicht behandelte Salze, die zu Abplatzungen und Ausblühungen führen
  • Dichte Schlussbeschichtungen (z. B. Kunststoff- oder Latexfarben) → Feuchtestau
  • Ungeeigneter Kleber (z. B. Gips), der Feuchte puffert und an Festigkeit verliert
  • Fehlstellen an Anschlüssen (z. B. Sockel, Decke, Fensterlaibungen) → Randkondensation
  • Eine zu kalte Außenwand (z. B. hinter einem Heizkörper) bei zu dünner Platte

Das Ergebnis kann sein: wiederkehrender Schimmel an den Rändern, muffiger Geruch, ablösende Bereiche oder Rissbildung in der Oberfläche. Der Ruf, Kalziumsilikat „könne auch Schimmel fördern“, kommt genau aus solchen Fehlerketten, nicht aus dem Material selbst. Richtig verarbeitet, verhindert die Platte eher mikrobielles Wachstum – dank hohem pH-Wert und schneller Rücktrocknung.

Gesundheit, Emissionen und Raumluft

Staub beim Zuschnitt, VOC, Geruch

Baubiologisch gelten Kalziumsilikatplatten als unbedenklich. Sie sind mineralisch, faserfrei (abgesehen von Zellulose) und in der Regel VOC‑arm. Der Zuschnitt erzeugt jedoch feinen, alkalischen Staub, der Augen und Atemwege reizen kann. Schneide daher staubarm (Handsäge mit Absaugung, feuchter Schnitt), trage FFP2/FFP3‑Maske und Schutzbrille. Der Staub ist weniger ein „Gift“- als ein Reizstoff, dennoch sollte er nicht in Wohnräumen verteilt werden.

Kleber und Grundierungen auf Silikatbasis sind meist emissionsarm, können aber einen mineralischen Geruch mitbringen, der nach Trocknung verschwindet. Achte auf Produktdeklarationen (EMICODE, AgBB, Blauer Engel), insbesondere wenn Du empfindliche Personen im Haushalt hast. Ein kurzer, guter Luftwechsel in der Einbauphase senkt Gerüche und Restfeuchte.

Messung der Raumluft vor/nach Einbau

Gerade weil Kalziumsilikat oft aus Schimmel- oder Feuchteproblemen heraus eingesetzt wird, lohnt sich ein Basismonitoring. Vor dem Einbau: Miss mit Datenloggern für Temperatur, relative Feuchte und optional CO₂ die Ausgangslage über 2–4 Wochen. Typische Zielwerte nach Sanierung: 40–60 % r. F. im Winter, kurzzeitige Überschreitungen von 70 % sind tolerierbar, sollten aber nicht Dauerzustand sein. Nach dem Einbau: Gleiche Messstrategie, zusätzlich punktuelle Oberflächentemperaturen an kritischen Zonen (Ecken, Laibungen) prüfen – die Oberflächen sollten merklich wärmer und kondensationsfrei sein.

Optional kannst Du eine VOC‑Screeningmessung (Raumluft) einsetzen, wenn gesundheitliche Bedenken bestehen. Für die Funktion der Innendämmung ist wichtiger: Taupunktabstand und Rücktrocknungspotenzial. Faustregel: Wenn Oberflächenfeuchte schnell zurückgeht und sich kein muffiger Geruch hält, ist die Feuchteführung stimmig. Bleiben Flecken hartnäckig, deutet das auf Anschlussfehler oder externe Feuchtequellen (z. B. Schlagregen, aufsteigende Feuchte).

Einsatzgrenzen und Oberflächenbeschichtungen

Welche Anstriche/Putzsysteme zulässig sind

Die Platte will „atmen“ – das heißt: diffusionsoffene, kapillaraktive Oberflächen. Typisch sind mineralische Putze (Kalk, Kalk‑Zement) und Silikatfarben. Diffusionsoffene Tapeten (z. B. spezielle Zellulose- oder Glasseidenvarianten) gehen, wenn sie nicht dampfdicht sind. Was nicht passt: Latexanstriche, dichte Dispersionsfarben, Vinyl- oder Kunststofftapeten. Sie blockieren die Feuchtepufferung und können Feuchte in die Platte „einsperren“.

In Feuchträumen (Bad, Küche) funktioniert Kalziumsilikat gut, solange die Schlussbeschichtung diffusionsoffen bleibt. Flächen mit direkter Spritzwasserbelastung kannst Du lokal abdichten und fliesen, aber großflächige, dampfdichte Fliesenbeläge konterkarieren den kapillaraktiven Sinn der Platte. Bei Bädern bietet sich ein Mix an: im Duschbereich andere Lösungen, im übrigen Raum Silikatoberflächen. Für schwere Lasten (Hängeschränke) ist Kalziumsilikat nur bedingt geeignet – setze hier auf Lastabtragung in die tragende Wand (z. B. durchlastende Schwerlastdübel) und plane vor der Beplankung.

Weitere Einsatzgrenzen: Bei drückender Feuchte (z. B. nicht abgedichtete Kelleraußenwände mit Wasser­eintrag) ist Kalziumsilikat nicht die Lösung, weil die Platte zwar Feuchte puffert, aber keine Abdichtung ersetzt. Stark salzbelastetes Mauerwerk muss vorab fachgerecht saniert werden, sonst drohen Kristallisationsschäden. Und bei knapper Raumtiefe, aber hohem Dämmziel, ist Kalziumsilikat energetisch zu schwach – hier sind Alternativen oder Kombinationssysteme sinnvoller.

Langlebigkeit, Schäden und Reparaturmöglichkeiten

Richtig verbaut sind Kalziumsilikatplatten formstabil, frost- und alterungsbeständig. Jahrzehnte sind realistisch, wenn Feuchteeinträge kontrolliert bleiben und die Oberflächen offen sind. Was schiefgehen kann: mechanische Schäden (Ecken stoßen ab), Rissbildung durch Untergrundbewegungen, lokale Durchfeuchtung durch Leckagen, Salzsprengungen bei unzureichender Vorarbeit oder Ablösungen bei mangelhaftem Vollkontakt.

Reparaturen sind möglich und ein Vorteil gegenüber einigen Alternativen. Vorgehen bei kleineren Schäden:

  • Schritt 1: Stelle den Feuchteursprung ab (z. B. undichte Silikonfuge, Kondensationspunkt am Anschluss). Ohne Ursachenbehebung ist jede Reparatur Kosmetik.
  • Schritt 2: Defekte Bereiche bis auf tragfähige Schichten zurückschneiden. Lose Zonen großzügig entfernen – lieber sauber neu aufbauen als „drüber spachteln“.
  • Schritt 3: Ausgleich mit Kalziumsilikat-Reparaturmörtel oder passende Plattenstücke einsetzen. Fugen und Übergänge verklebend schließen, Armierungsgewebe in die Spachtel einbetten.
  • Schritt 4: Oberfläche wieder mit mineralischem Putz und Silikatfarbe aufbauen. Achte auf Diffusionsoffenheit und gleichmäßige Trocknung.

Bei großflächigen Ablösungen lohnt die Ursachenanalyse: Wurde punktförmig geklebt? Ist der Untergrund dampfdicht? Liegt Randkondensation vor? In solchen Fällen ist der Teilrückbau und Neuaufbau meist wirtschaftlicher als Flickwerk. Positiv: Kalziumsilikat ist sortenrein mineralisch und dadurch im Rückbau unkritisch – ein Punkt, der bei Kreislauffähigkeit zählt.

Vergleich mit Alternativen (Holzfaser, Mineralwolle, Hanf)

Holzfaser-Innendämmplatten sind kapillaraktiv, bieten eine bessere Wärmeleitfähigkeit (ca. 0,038–0,045 W/(m·K)) und verbessern häufig auch den Schallschutz. Nachteile: Sie sind organisch, also nicht alkalisch, und damit bei hoher Feuchtebelastung schimmelanfälliger, wenn die Detailausführung misslingt. Außerdem sind sie brennbar (Brandschutzkonzept notwendig). Wer primär Dämmleistung sucht und Feuchtesicherheit über kapillaraktive Systeme abbilden will, ist mit Holzfaser eine leistungsfähige Option – allerdings mit mehr Augenmerk auf Feuchtequellenkontrolle.

Mineralwolle (z. B. Stein- oder Glaswolle) hat gute λ‑Werte (ca. 0,032–0,040 W/(m·K)) und ist relativ günstig. In der Innendämmung braucht sie aber eine saubere Luftdichtheitsebene (Dampfbremse) und sorgfältige Anschlussdetails. Kleinste Leckagen führen zu Kondensation in der Konstruktion. Für Altbauten mit unklaren Feuchtepfaden ist das Risk‑Reward schlechter als bei kapillaraktiven Systemen. Brandschutz: je nach Produkt nicht brennbar – hier ist Mineralwolle stark.

Hanf, Schafwolle und andere Naturdämmstoffe sind ökologisch attraktiv und haben angenehme Raumklimaeffekte. In der Innendämmung gelten ähnliche Anforderungen wie bei Mineralwolle: feuchteadaptive Dampfbremsen, luftdichte Anschlüsse, Vermeidung von Feuchtefallen. Schimmelprävention ist ohne alkalisches Milieu stärker von trockener Bauweise und Lüftung abhängig.

Spezialfälle: Aerogelputze und Vakuumdämmplatten (VIP). Aerogelputze sind teuer, aber extrem leistungsstark bei geringer Dicke und bleiben diffusionsoffen. VIP sind thermisch unschlagbar, aber mechanisch empfindlich und teuer. Eine interessante Strategie ist die Kombination: dünne VIP‑Felder in Flächen mit hohem Dämmbedarf, flankiert von Kalziumsilikat als Feuchtepuffer – mehr dazu im Extra‑Tipp.

Summe: Wer „Klimaplatten Nachteile“ im Blick hat, sollte Alternativen nach Zielprofil wählen. Geht es um Höchstdämmung bei minimaler Dicke, führt Kalziumsilikat selten zum Ziel. Geht es um robuste Feuchtesanierung und akzeptable Dämmverbesserung, ist es oft die sicherere Wahl.

Praxis-Checkliste: Wann vermeiden? Wann wählen?

  • Vermeiden, wenn Du mit wenigen Zentimetern Dicke eine hohe U‑Wert‑Verbesserung brauchst – die Dämmleistung von Kalziumsilikat ist dafür zu schwach.
  • Vermeiden bei aktiver Durchfeuchtung (drückendes Wasser, unzureichende Außenabdichtung): Die Platte ersetzt keine Abdichtung.
  • Vermeiden bei stark salzbelasteten Wänden ohne vorherige Sanierung – sonst drohen Kristallisationsschäden.
  • Vermeiden, wenn eine dichte Schlussbeschichtung geplant ist (Latex, Vinyl) – das hebelt den Kapillareffekt aus.
  • Wählen, wenn primäres Ziel Schimmelprävention und Oberflächen­trocknung ist – hier spielt Kalziumsilikat seine Stärken aus.
  • Wählen, wenn Außendämmung unmöglich ist (Denkmalschutz, Grenzbebauung) und Du feuchtesicher von innen sanieren willst.
  • Wählen, wenn Du ein mineralisches, VOC‑armes System bevorzugst und Brandschutz (A1/A2) ein Zusatznutzen ist.
  • Wählen in Feuchträumen (außerhalb direkter Spritzwasserzonen) mit silikatbasierter Oberfläche und sorgfältigen Anschlüssen.

Extra-Tipp: Feuchtemessstrategie vor und nach der Dämmung

Bevor Du startest, plane eine einfache Messstrategie. Vor der Sanierung legst Du 2–4 Wochen Basismessung mit einem oder zwei Datenloggern an. Ziel: Tagesgänge von Temperatur und relativer Feuchte verstehen, Stoßlüftung testen, kritische Zonen identifizieren (z. B. Außenecken, Fensterlaibungen). Wenn die Grundfeuchte sehr hoch ist (z. B. dauerhaft >65–70 % r. F.), prüfe externe Ursachen (Regen, Undichtigkeiten) – erst dann dämmen.

Nach Montage der Kalziumsilikatplatten führst Du eine 6–24‑monatige Begleitmessung fort. Achte besonders auf die ersten zwei Heizperioden. Du kannst im Putzbereich flache Einbauhülsen für Fühler vorsehen (z. B. in Laibungen), die später zugespachtelt werden. Beobachte: Geht die Oberflächenfeuchte nach Feuchtebelastung (Kochen, Duschen) zügig runter? Bleiben Kälteinseln aus? Tritt Randkondensation auf? Wenn ja, überprüfe Anschlüsse, Fugen und Lüftungsgewohnheiten. So vermeidest Du, dass aus „kleinen Nachteilen“ große Bauschäden werden.

Extra-Tipp: Kombinationsansatz mit dünner Vakuumdämmung + Silikatpuffer

Wenn es eng wird – hohe Dämmziele, wenig Platz –, kann eine Kombilösung Sinn ergeben: Dünne Vakuumdämmplatten (VIP) erreichen in 10–20 mm erstaunliche Dämmleistung. Ihre Schwäche ist die Feuchte- und Punktionsempfindlichkeit. Kombinierst Du VIP in hochbelasteten Zonen (z. B. große Wandflächen) mit einer 15–25 mm Kalziumsilikatplatte als innere Lage, gewinnst Du:

  • Eine deutlich bessere Gesamt‑U‑Wert‑Performance bei moderater Dicke
  • Einen robusten, reparablen Innenbelag, der Feuchte puffert und Schimmel hemmt
  • Ein sichereres Feuchteverhalten an der Raumoberfläche

Wichtig: Die Planung ist heikel. VIP erfordern maßgenaue Verlegung, absolut dichte Kanten und verbotene Durchdringungen (keine Dübel). Anschlüsse müssen nach den VIP‑Herstellerangaben ausgeführt werden. Kalziumsilikat wird mit systemkompatiblem Kleber vollflächig aufgebracht; die Oberfläche bleibt diffusionsoffen. Diese Kombination ist teurer, aber sie überwindet zwei Nachteile von Kalziumsilikat allein: Dämmschwäche und Dicke. Sie behält gleichzeitig die Feuchtesicherheit an der Oberfläche.

Zum Schluss zwei oft gestellte Fragen aus der Praxis, knapp auf den Punkt:
Kalziumsilikatplatten gelten überwiegend als gesundheitlich unbedenklich. Achte auf Additive und trage beim Zuschnitt Staubschutz – der Staub ist alkalisch und reizend. Die Dämmwirkung ist geringer, weil die Wärmeleitfähigkeit höher ist als bei Hochleistungsdämmstoffen – deshalb brauchst Du größere Dicken. Kosten liegen meist über EPS: 20–100 €/m² Material (je nach Stärke und Anbieter), Einbau und Oberflächen kommen dazu. Schimmel verhindern sie normalerweise durch Kapillarität und hohen pH, aber Montagefehler können lokale Feuchteschäden verursachen. Für Badezimmer sind sie geeignet, wenn diffusionsoffene Oberflächen und korrekte Anschlüsse umgesetzt werden.

Zur Frage der Brandsicherheit: Kalziumsilikat ist A1/A2 nicht brennbar. Die Platten sollten vollflächig mit systemeigenem Klebemörtel verklebt werden – das ist aus Funktions‑ und Gewährleistungsgründen wichtig. Zulässige Oberflächen: mineralische Putze, Silikatfarben, diffusionsoffene Tapeten; keine dampfdichten Kunststoffanstriche. Zur Haltbarkeit: Bei fachgerechtem Einbau sind Jahrzehnte realistisch; mechanische Schäden sind reparierbar. Als Alternativen kommen Holzfaserplatten, Hanf, Schafwolle, Mineralwolle oder Vakuumdämmplatten in Betracht – jeweils mit unterschiedlichen Feuchte‑ und Dämmprofilen.

Damit hast Du die Nachteile von Kalziumsilikatplatten nicht nur als Liste von Schwächen, sondern als entscheidungsrelevante Kriterien: Wenn Dein Ziel Schimmelprävention und robuste Feuchteführung ist, liefern sie hohe Sicherheit. Wenn Du maximale Dämmung bei minimaler Dicke brauchst, wähle andere Systeme – oder kombiniere sie klug mit VIP.

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