Teerpappe entsorgen: Anleitung & Kosten
Hauptfrage: Wann ist Teerpappe Sondermüll?
Ob du Teerpappe als Sondermüll entsorgen musst, hängt von Alter, Zusammensetzung und Analyse ab. In vielen Altbauten wurde Dachpappe mit Teer (Steinkohlenteer) verarbeitet, der hohe Anteile an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) enthält. Solches Material gilt als gefährlicher Abfall und darf nicht wie normale Bitumenpappe behandelt werden. Bitumen ist erdölbasiert und in der Regel weniger kritisch, während Teerprodukte aufgrund ihres PAK-Gehalts strenger entsorgungspflichtig sind.
Ein starkes Indiz ist das Baujahr: Wurde die Dachpappe vor den 1990er-Jahren verlegt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass teerhaltige Stoffe benutzt wurden. Die Optik reicht aber nicht aus, denn selbst Experten können Teer und Bitumen am Auge nicht zuverlässig unterscheiden. Charakteristisch ist oft ein intensiver, „scharfer“ Geruch, der an Straßen-Teer erinnert, während Bitumen neutraler riecht – verlass dich darauf jedoch nicht, da Gerüche über die Jahre verfliegen und Mischschichten üblich sind.
Rechtlich wird teerhaltige Dachpappe häufig unter der Abfallschlüsselnummer der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) geführt. Je nach Befund kommen unterschiedliche AVV-Nummern in Betracht. Für viele teerhaltige Dachbahnen wird in der Praxis die Nummer AVV 17 03 03* (Teer und teerhaltige Produkte) verwendet, während andere Fälle unter AVV 17 03 01* (bituminöse Mischungen, die Teer enthalten) laufen. Bitumenpappen ohne Teerzugehörigkeit fallen in der Regel unter AVV 17 03 02 (bituminöse Mischungen, außer die in 17 03 01 genannten). Enthält die Dachpappe Asbest, greift normalerweise AVV 17 06 05* (Bau- und Abbruchabfälle, die Asbest enthalten) – in dem Fall gelten besonders strenge Schutz- und Entsorgungsregeln.
Sicher bist du erst nach einer Materialanalyse. Ein Labor kann den PAK-Gehalt ermitteln und auf Asbestfasern testen. Das Ergebnis entscheidet, ob du die Dachpappe als gefährlichen Abfall deklarieren musst. Als Privathaushalt darfst du teerhaltige Dachpappe nicht in den Hausmüll geben und auch nicht mit Baumischabfall vermengen, weil eine Vermischung die Entsorgung verteuert und gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz verstoßen kann.
Wenn du unsicher bist, kläre vorab mit dem Wertstoffhof oder einem zugelassenen Entsorger, wie die Einstufung erfolgt. Viele Entsorger verlangen ein Kurz-Gutachten oder eine Deklarationsanalyse, bevor sie die Dachpappe übernehmen. Das spart dir Rückfahrten und verhindert Bußgelder wegen fehlerhafter Anlieferung.
Gefahren: PAK, Bitumen, Asbest
Teerhaltige Dachpappen enthalten PAK, die teils als krebserregend eingestuft sind. Gefährlich sind vor allem feine Partikel und Stäube, die beim Auftrennen, Sägen oder Brechen freigesetzt werden. Alte Dachschichten sind oft mehrlagig: Kleber, Tränkungen und Anstriche können PAK führen und beim Erhitzen Dämpfe abgeben, die Haut und Atemwege reizen.
Bitumenpappen gelten als weniger problematisch, aber auch hier entstehen bei Erhitzung oder schwerer mechanischer Bearbeitung Dämpfe und Stäube. Kleber und Anstriche können Stoffe enthalten, die du nicht einatmen solltest. Deshalb ist auch bei vermeintlich „harmloser“ Bitumenpappe eine sorgfältige Demontage wichtig.
Zusätzlich kann Teerpappe in Einzelfällen Asbest enthalten – etwa als Fasereinlage in älteren Dachbahnen oder in Klebeschichten. Asbestfasern sind inhalativ hochgefährlich, weil sie in der Lunge biobeständig sind und Krebs auslösen können. Auf Asbest darfst du nicht einfach „auf Verdacht“ losarbeiten: Ohne Analyse und Fachplan drohen Gesundheitsgefahr und rechtliche Konsequenzen.
Typische Hinweise auf kritische Dachpappe sind das Alter der Dachhaut, unklare Produktbezeichnungen auf alten Rollen, übler Teergeruch beim Erhitzen und spröde, tiefschwarze Schichten. Dennoch gilt: Die sichere Einschätzung gelingt nur mit Labordiagnostik – jeder Verdachtsfall sollte getestet werden, bevor du die Pappe anfasst.
- Wichtige Risiken im Überblick: hohe PAK-Gehalte in teerhaltiger Pappe, reizende Dämpfe beim Erhitzen, feine Stäube beim Zerbrechen, mögliche Asbestfasern, Hautkontakt mit Bindemitteln, Verletzungsgefahr durch Nägel/Splitter, Abrutschrisiko auf dem Dach, Umweltgefahr durch unsachgemäße Entsorgung.
Recht & Nachweispflichten (KrWG, AVV)
Die rechtliche Basis bildet das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), ergänzt durch die Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV). Grundprinzipien sind Getrenntsammlung, Vermischungsverbot und die Pflicht, gefährliche Abfälle getrennt zu halten und sicher zu dokumentieren. Für gefährliche Abfälle existieren erweiterte Nachweispflichten, die bei gewerblichen Mengen regelmäßig über das elektronische Abfallnachweisverfahren (eANV) laufen.
Als privater Haushalt bist du von eANV-Pflichten in der Regel ausgenommen, musst aber trotzdem richtig trennen, passend verpacken und die Abgabe bei einem zugelassenen Annahmestelle nachweisen können. Viele Wertstoffhöfe stellen Quittungen, Wiegescheine und Übernahmescheine aus. Bei größeren Mengen oder beim Einsatz eines Containers übernehmen Containerdienste die Dokumentation – bitte kläre, welche Belege du erhältst.
Bundesländer regeln Details über Sonderabfallgesellschaften und Kommunalvorschriften. Für teerhaltige oder asbesthaltige Dachpappe gelten meist besondere Annahmebedingungen: Big-Bag-Pflicht, Folienverpackung (luftdicht), saubere Trennung von Holz/Schrauben und keine Durchfeuchtung, weil nässer Abfall schwerer ist und das Entsorgungsrisiko erhöht.
- Relevante Stichworte: KrWG (Pflichten zur Abfallvermeidung und -verwertung), AVV (Schlüsselnummern wie 17 03 03, 17 03 01, 17 03 02, 17 06 05*), eANV (gewerbliche Nachweise), Getrenntsammlung, Vermischungsverbot, Dokumentations- und Aufbewahrungspflichten, landesrechtliche Sonderabfallregeln.
Fehlt der korrekte Nachweis, kann die Entsorgungseinrichtung die Annahme verweigern oder Mehrkosten berechnen. Wer gefährlichen Abfall falsch deklariert, riskiert Bußgelder. Achte darauf, dass auf dem Lieferschein die richtige AVV-Nummer steht und dass du Fotodokumentation und Wiegeschein zur eigenen Absicherung aufbewahrst.
Entsorgungswege im Überblick: Wertstoffhof, Container, Sonderentsorger
Für die Entsorgung von Dachpappe kommen mehrere Wege infrage. Die Wahl hängt von Menge, Klassifizierung und Logistik ab. Kleinmengen gibst du oft beim Wertstoffhof ab, während große Dächer über Container oder Sonderentsorger laufen. Wichtig ist, vorab zu klären, ob es sich um teerhaltige, bituminöse oder asbesthaltige Pappe handelt, weil Annahmebedingungen und Preise stark variieren.
Wertstoffhof: Viele kommunale Höfe nehmen bituminöse Dachpappe in begrenzter Menge gegen Gebühr an, teerhaltige Pappe häufig nur nach Anmeldung oder gar nicht. Erkundige dich, ob ein Laborbefund verlangt wird. Preise reichen je nach Region von etwa 30–120 Euro pro 100–300 kg, teerhaltige Ware teurer. Nimm die Pappe trocken, gebündelt und beschriftet mit.
Containerdienst: Für mittlere und größere Mengen ist ein Container praktisch. Für gefährliche Abfälle brauchst du meist einen Container mit Deckel und klare Trennung von Fremdstoffen. Containerdienste kalkulieren nach Volumen und Tonnage, inklusive Transport, Stellzeit und Entsorgungsgebühr. Kläre, ob der Tarif den Wiegeschein und die Entsorgungsbelege umfasst.
Sonderentsorger: Bei Asbest oder eindeutig teerhaltigen Altlasten führt oft kein Weg am Fachbetrieb vorbei. Dieser stellt Big Bags, übernimmt die Demontage nach Vorschrift und sorgt für fachgerechte Verpackung, Transport und Endentsorgung. Das ist teurer, aber rechtssicher und gesundheitlich die beste Wahl, vor allem wenn das Dach schwer zugänglich ist.
- Optionen im Kurzvergleich: Wertstoffhof für Kleinmengen, Containerdienst für mittlere/große Mengen, Sonderentsorger bei teerhaltiger oder asbesthaltiger Pappe, Big Bags bei engen Zufahrten, kombinierte Lösung mit Dachdeckerbetrieb inkl. Entsorgungsnachweis, Vorab-Beratung durch kommunale Abfallberatung.
Containergrößen, Preise und Bestelltipps
Container werden oft in 5, 7, 10, 12 oder 15 m³ angeboten; je nach Dichte entspricht das grob 0,8–1,2 Tonnen pro 5 m³ bei trockener Dachpappe. Bei teerhaltiger Pappe kalkulieren viele Entsorger pauschal pro Tonne, plus Stell- und Transportkosten. Für nicht gefährliche Bitumenpappe liegen die Entsorgungspreise häufig bei 150–350 Euro pro Tonne, für teerhaltige Pappe eher bei 300–600 Euro pro Tonne, je nach Region und Deponiewegen. Container-Miete und Logistik schlagen mit 120–300 Euro zu Buche, ein 7–10-m³-Container liegt insgesamt oft zwischen 500–1.500 Euro, wenn du inklusive Entsorgung kalkulierst.
Bestelltipps: Wähle bei Regengefahr einen Container mit Deckel, damit die Pappe nicht aufsaugt und schwerer wird. Reserviere ausreichend Stellzeit, um Stress bei der Demontage zu vermeiden. Kläre, ob der Container gemischte Dachabfälle (z. B. Dachlatten, Nägel) toleriert oder ob reine Dachpappe verlangt ist. Überfüll nicht und halte dich an die Kante, sonst drohen Nachberechnungen. In engen Lagen sind Big Bags (1–2 m³) mit Hebung per Kran oder Lastaufzug sinnvoll. Achte bei Gefahrstoffen auf dichte Verpackung und korrekte Kennzeichnung.
Kostenübersicht: Für Kleinmengen liegen die Gesamtkosten oft zwischen 150–500 Euro (eigene Anlieferung), Containerlösungen für mittlere Dächer bei 500–1.500 Euro, Komplettabtrag mit Fachfirma kann – je nach Gefährdung – 30–60 Euro/m² erreichen. Eine Laboranalyse kostet in der Regel 100–250 Euro, spart aber bei Unsicherheit am Ende häufig Gesamtkosten.
Schritt-für-Schritt: Vorbereitung, Schutzmaßnahmen, Verpackung
Eine gute Vorbereitung reduziert Risiko, Zeitdruck und Kostenfallen. Gerade bei teerhaltiger oder verdachtsbehafteter Dachpappe ist Sorgfalt wichtiger als Tempo. Halte Werkzeuge, Schutzmittel und Verpackung bereit, bevor du die erste Bahn löst.
Schritt 1: Befund klären. Prüfe das Baujahr, fordere Unterlagen an und hol dir im Zweifel eine Labordiagnose auf PAK/Asbest. Kläre vorab mit dem Entsorger oder Wertstoffhof, welche AVV-Nummer geführt wird und welche Verpackung gefordert ist.
Schritt 2: Termin planen. Bestelle Container oder Big Bags rechtzeitig, prüfe die Zufahrt und sichere die Stellfläche. Plane Demontage auf trockene Tage, damit die Pappe nicht schwerer wird und die Dachfläche rutschig bleibt.
Schritt 3: Arbeitsplatz sichern. Richte Absturzsicherung ein, nutze Leitern mit Rückfallschutz und sperre den Gefahrenbereich ab. Beim Arbeiten auf Dächern gilt: Gurtzeug, Sicherungsseil, Dachhaken und rutschfeste Schuhe sind Pflicht.
Schritt 4: Schutzmaßnahmen umsetzen. Trage PSA: mindestens FFP3-Maske, schnittfeste Handschuhe, Schutzbrille und Einweganzug mit Kapuze. Arbeite grundsätzlich staubarm und verzichte auf Schleifen/Fräsen, wenn Staub nicht sicher abgesaugt wird.
Schritt 5: Demontage methodisch. Schneide Bahnen in handliche Stücke, löse sie mit Spachtel/Schaber und vermeide Bruch. Verwende Keile und Schaber statt Hämmer, um Nägel sanft zu lösen. Befeuchte bei Staubentwicklung leicht, um Partikel zu binden.
Schritt 6: Verpacken und beschriften. Bündle trockene, saubere Stücke, lege sie in reißfeste Säcke oder Big Bags und verschließe diese luftdicht. Beschrifte das Paket mit Materialart, AVV-Nummer (nach Abstimmung), Datum und Baustelle.
Schritt 7: Transport & Übergabe. Lade sicher, vermeide Beschädigungen an Säcken und sorge für Ladungssicherung. Lass dir bei Abgabe Wiegeschein und Quittung geben, prüfe die Deklaration und hefte Belege zur späteren Nachweisführung ab.
Persönliche Schutzausrüstung & sichere Demontage
Zur Grundausstattung zählen FFP3-Atemschutz, chemikalienbeständige Handschuhe, Schutzbrille, Einwegschutzanzug (Typ 5/6), Sicherheitsschuhe und Helm. Bei Dacharbeiten kommt Absturzsicherung aus Gurt, Seil und Anschlagpunkten dazu. Prüfe PSA vor dem Einsatz auf Defekte und wechsele benetzte oder beschädigte Teile sofort aus, um Durchlässigkeit zu vermeiden.
Arbeite möglichst ohne Hitze, weil Flamme oder Heißluft Dämpfe freisetzen. Nutze Handwerkzeuge mit scharfen Klingen, um Bahnen zu trennen, und setze Schneidführung an, damit du nicht in tragende Schichten schneidest. Vermeide Brechen und Reißen – je weniger mechanischer Stress, desto geringer ist die Staubentwicklung.
Bei Asbestverdacht darfst du als Privatperson die Pappe nicht selbst ausbauen, wenn sie asbesthaltig ist. Solche Arbeiten sind Fachbetrieben mit TRGS-519-Sachkunde vorbehalten, inklusive Anzeige bei der Behörde. Selbst bei nicht asbesthaltigem Material gilt TRGS 551 (PAK): Staub- und Rauchvermeidung, gute Lüftung und Abgrenzung des Arbeitsbereichs sind zwingend. Halte einen Notfallplan bereit, falls Säcke reißen oder Wetter kippt.
Selbst entfernen vs Fachbetrieb beauftragen
Ob du Dachpappe selbst abtragen solltest, hängt von Menge, Lage, Verdacht auf Gefahrstoffe und deiner Erfahrung ab. Kleinere, eindeutig bituminöse Flächen auf flacher Garage sind oft machbar, wenn du PSA, Sicherung und Entsorger organisiert hast. Große, steile Dächer oder Verdachtsfälle auf Teer/Asbest gehören in die Hände eines spezialisierten Betriebs.
Fachfirmen bringen Know-how, Geräte und Haftpflicht mit und dokumentieren die Entsorgung rechtssicher. Sie reduzieren Unfallrisiken, liefern sauber verpackte Abfälle und übernehmen die Kommunikation mit Entsorgern. Das kostet mehr, aber du sparst Zeit, Ärger und mögliche Strafzahlungen.
Wenn du selbst tätig wirst, kalkuliere realistisch: Aufwand für PSA, Verpackung, Container/Stellplätze, mögliche Nachbereinigung und die Zeit, die du für Abbau und Transport brauchst. Überschätze nicht deine Höhen- und Trittsicherheit – Dacharbeiten sind unfallträchtig, selbst auf scheinbar flachen Flächen.
- Entscheidungshilfen: Verdacht auf Asbest = Fachbetrieb; stark teerhaltige Pappe = Fachbetrieb empfohlen; große/steile Dächer = Profis; enge Zufahrt = Big Bags/Minikran; klare Bitumenpappe auf kleiner Fläche = machbar mit PSA; fehlende Zeit/Erfahrung = Beauftragen; Angebot mit Nachweisprüfung einholen und vergleichen.
Laboranalyse auf Asbest/PAK
Eine verlässliche Analyse schafft Klarheit und vermeidet Fehlentsorgung. Entnimm eine kleine Probe (etwa Briefmarkengröße) aus einer repräsentativen Stelle, ideal aus einer Kante, und verpacke sie staubdicht in einem Beutel. Markiere die Stelle am Dach, dokumentiere Fundort und Datum und versende die Probe nach Anleitung des Labors.
Für Asbest nutzen Labore meist Polarisationsmikroskopie (PLM) oder Rasterelektronenmikroskopie (REM), für PAK die GC/MS-Analyse. Ergebnis: asbesthaltig ja/nein und PAK-Gehalt in mg/kg. Die Kosten liegen bei 100–250 Euro, Expressbefunde oft teurer. Mit dem Befund kannst du die AVV-Nummer sicher wählen, den passenden Entsorger finden und Ärger an der Annahmestelle vermeiden.
Wenn Asbest festgestellt wird, brichst du eigene Arbeiten ab und beauftragst einen TRGS-519-Betrieb. Bei PAK-Befunden im Teerbereich koordinierst du mit einem Sonderentsorger die richtige Verpackung (z. B. dichte Big Bags) und die Übergabe samt Wiegeschein und Übernahmeschein.
Recycling & Verwertung: stofflich vs energetisch
Bituminöse Dachpappen ohne Teeranteile können stofflich verwertet werden, etwa in Form von Granulat zur Asphaltproduktion. Dabei werden die Bahnen zerkleinert, gereinigt und dem Materialkreislauf wieder zugeführt. Diese Verwertung ist ökologisch sinnvoll und wird von vielen Entsorgern bevorzugt, wenn die Qualität passt und Fremdstoffe gering sind.
Teerhaltige Pappen mit hohen PAK-Gehalten sind für stoffliches Recycling ungeeignet und werden energetisch verwertet oder spezialbehandelt. Häufige Wege sind die Mitverbrennung in Zementwerken, die thermische Behandlung in Anlagen mit Abgasreinigung oder – wenn nötig – Deponierung nach Vorbehandlung. Der PAK-Gehalt steuert, ob thermische Verfahren zulässig sind, und beeinflusst die Kosten erheblich.
Asbesthaltige Dachpappe darf nicht thermisch verwertet werden. Sie wird in zugelassenen Deponien (i. d. R. DK I/II) in speziellen Big Bags mit Kennzeichnung endgelagert. Hier ist die Verpackung und Dokumentation entscheidend, um die Fasern sicher zu binden und die Deponievorschriften einzuhalten. Die Entsorger koordinieren Anlieferfenster, Wiegeprozesse und Übernahmescheine.
Für dich als Auftraggeber ist die „Besten-Option“ diejenige, die rechtssicher, gesundheitsverträglich und organisatorisch machbar ist. Frage beim Entsorger nach, ob eine stoffliche Verwertung möglich ist, wenn du bitumenhaltige, teerfreie Pappe hast. Saubere Trennung und trockene Lagerung erhöhen die Chance auf Verwertung und senken die Entsorgungsgebühren.
Was ist verboten und welche Bußgelder drohen?
Verboten ist vor allem das unkontrollierte Ablagern, Verbrennen und Vermischen von Dachpappe. Auch das Entsorgen über den Hausmüll, Bauschuttcontainer ohne Freigabe oder das Hinterlassen am Straßenrand ist ordnungswidrig. Diese Verstöße werden in vielen Kommunen streng geahndet, besonders bei gefährlichen Abfällen.
Verboten ist außerdem, asbesthaltige Materialien ohne Sachkunde auszubauen, zu bearbeiten oder zu transportieren. Hier greifen Arbeitsschutz-, Abfall- und Gefahrstoffrecht gleichzeitig. Wer ohne Schutzmaßnahmen arbeitet, gefährdet sich und andere und riskiert zusätzlich Strafverfahren, wenn Personen zu Schaden kommen.
Fehlt eine korrekte Deklaration (falsche AVV-Nummer), kann die Annahmestelle die Übernahme verweigern, eine Rückführung verlangen oder Zuschläge und Bußgelder verhängen. Auch fehlende Nachweise, Undichtigkeiten der Verpackung und die Überschreitung von Containergrenzen führen zu Ärger und Zusatzkosten. Plane lieber sorgfältig und dokumentiere lückenlos.
- Mögliche Konsequenzen: Bußgelder im vier- bis fünfstelligen Bereich (je nach Land und Verstoß), Annahmeverweigerung, Nachsortier- und Reinigungsgebühren, strafrechtliche Ermittlungen bei Asbestverstößen, Ersatzansprüche für Umweltschäden, zusätzliche Transport- und Lagerkosten.
Extra-Tipp: Nachweisdokumentation mit Fotos & Wie-Formular
Eine saubere Dokumentation sichert dich gegenüber Entsorgern, Behörden und Versicherern ab. Lege pro Ladung ein Foto- und Prüfprotokoll an: Datum, Adresse, Flächengröße, Anzahl der Säcke/Big Bags, grobes Gewicht und Fotos vor/nach Verpackung. Fotografiere Etiketten, Containerstandort und die Übergabe am Wertstoffhof oder beim Entsorger. So kannst du später zweifelsfrei belegen, was, wann und wo abgegeben wurde.
Bewahre Wiegeschein, Quittung und ggf. Übernahmeschein zusammen mit deinem Protokoll auf. Wenn du mit einem Containerdienst arbeitest, bitte um die AVV-Deklaration auf dem Lieferschein und hänge die Laboranalyse an. Für gefährliche Abfälle sind vollständige Unterlagen Gold wert – sie vermeiden Rückfragen und stärken deine Position bei etwaigen Reklamationen.
Extra-Tipp: Steuerliche Absetzbarkeit als haushaltsnahe Dienstleistung
Kosten für Entsorgung können teilweise steuerlich geltend gemacht werden – in der Praxis häufig als Handwerkerleistung, sofern die Entsorgung im direkten Zusammenhang mit einer Renovierung oder Instandhaltung in deinem Haushalt steht. Absetzbar sind in Deutschland in der Regel 20 Prozent der reinen Arbeitskosten bis zu 1.200 Euro Steuerermäßigung pro Jahr; Material- und Entsorgungsgebühren selbst sind nicht begünstigt, wohl aber die Arbeitszeit für Ausbau und Transport.
Bitte achte auf eine Rechnung mit ausgewiesenen Arbeitskosten, separater Position für An- und Abfahrt und unbarer Zahlung (Überweisung). Reine Entsorgungsleistungen ohne Bezug zum Haushalt werden seltener als haushaltsnahe Dienstleistungen anerkannt; die Kombination „Dachabtrag + Entsorgung“ als Handwerkerleistung ist der sichere Weg. Im Zweifel frag deinen Steuerberater oder das Finanzamt.
Wenn du einen Dachdecker oder Entsorger beauftragst, bitte um eine aufgeschlüsselte Rechnung: Lohn, Fahrt, Maschine, Entsorgungsnachweis. So sicherst du den Steuerbonus und behältst die Kostenstruktur im Blick. Hebe Belege mindestens bis zur Festsetzungsverjährung auf, damit eine Nachschau keine Lücken findet.
Extra-Tipp: Drohnen-Inspektion vor Abriss zur Gefahrenminimierung
Eine Drohnenbefliegung liefert dir einen Überblick über Zustand, Rissbild und mögliche Gefahrenstellen, ohne das Dach zu betreten. So erkennst du weiche Zonen, lose Aufbauten und potenzielle Leckagen. Das reduziert Absturz- und Durchbruchrisiken und hilft, den Ablauf für Demontage, Verpackung und Abtransport zu planen.
Achte auf die rechtlichen Rahmenbedingungen der EU-Drohnenverordnung (offene Kategorie A1/A3), prüfe No-Fly-Zonen und halte Abstand zu Personen und Nachbargrundstücken. Wähle eine Drohne mit guter Optik, fliege bei diffusem Licht (keine harten Schatten) und dokumentiere Übergänge und Anschlüsse im Detail. Die Aufnahmen dienen später auch als Teil deiner Nachweisdokumentation.
Wenn du unsicher bist, beauftrage einen gewerblichen Drohnenpiloten, der versichert ist und Erfahrung mit Baudokumentation hat. Zusammen mit dem Laborgutachten und den Wiegescheinen ergibt sich ein lückenloser Projektordner: von der Voruntersuchung über Abtrag bis zur Entsorgung – rechtssicher, nachvollziehbar und im Zweifel gegenüber Behörden vorzeigbar.
