Amaryllis Pflege: Kurzanleitung für Anfänger

Das Wichtigste auf einen Blick

Du willst deinen Ritterstern zuverlässig zum Blühen bringen? Dann merke dir diese Eckpunkte: Die Amaryllis liebt einen hellen Standort, braucht beim Start nur wenig Wasser, wird erst nach der Blüte regelmäßig gedüngt und benötigt im Spätsommer eine kühle Ruhephase. Stell dir die Pflege als Jahreskreis vor: Blüte im Winter, Wachstum im Frühling/Sommer, Pause im Spätsommer/Herbst. Mit dieser Kurzanleitung klappt’s selbst als Anfänger.

Eine Faustregel vorab: Gieße in der Wachstumsphase maßvoll, in der Blüte sparsam und während der Ruhezeit gar nicht. Gönn der Zwiebel ein luftiges Substrat und lasse ihren Hals über der Erde. Wenn sie nicht blüht, lag es meist an fehlender Ruhezeit oder zu wenig Licht. Keine Panik – du bekommst sie mit einem klaren Plan wieder auf Kurs.

Schritt 1: Richtig einpflanzen

Die Grundlage für eine starke Blüte ist der richtige Start. Achte auf eine feste, schwere Zwiebel ohne weiche Stellen. Trockene Außenhäutchen sind normal. Bevor du pflanzt, kannst du die Zwiebel 2–3 Stunden bei Zimmertemperatur akklimatisieren – das minimiert Kälteschocks aus dem Handel.

Topf, Substrat, Tiefe

Nimm einen Topf, der nur 2–4 cm Spielraum um die Zwiebel lässt. Die Amaryllis mag es eng im Topf, das fördert die Blühfreude. Wichtig: ein Abzugsloch plus Untersetzer. Als Substrat eignet sich hochwertige Blumenerde gemischt mit 30–40 % mineralischem Anteil (Perlite, Bims oder Sand). So bleibt die Erde luftig und verhindert Staunässe.

Setze die Zwiebel so ein, dass etwa die obere Hälfte bis zwei Drittel herausragt. Der Hals bleibt frei – das schützt vor Fäulnis. Drücke die Erde seitlich sanft an, lass aber die Zwiebel selbst unbedeckt. Gieße nach dem Einsetzen nur minimal über den Untersetzer und schütte überschüssiges Wasser nach 60 Minuten weg. Diese Abschüttel-Regel ist Gold wert.

Schritt 2: Standort und Temperatur

Die Amaryllis braucht einen hellen Platz, aber keine direkte Mittagssonne. Während des Austriebs sind 20–22 °C ideal, zur Blüte reichen 18–20 °C. Je kühler (im vernünftigen Rahmen), desto länger hält die Blüte. Zugluft mag sie nicht, trockene Heizungsluft ist okay – aber bitte nicht direkt über dem Heizkörper.

Im Sommer darf sie ins Freie, halbschattig und regengeschützt. Das härtet sie ab und stärkt die Zwiebel. Achte draußen auf Schnecken, die junge Triebe lieben. Ab August ziehst du sie rechtzeitig wieder ins Haus, damit die Ruhephase klappt. Kurz gesagt: hell, warm zum Start, etwas kühler zur Show – so bleibt der Blütenstiel stabil.

Schritt 3: Gießen – so viel ist richtig

Gießen ist die häufigste Fehlerquelle. In der Startphase braucht die Zwiebel wirklich wenig Wasser. Warte, bis der Blütenschaft 5–10 cm erreicht, dann steigere minimal. Immer von unten über den Untersetzer wässern, nie auf die Zwiebel krönen. Zwischen den Gießgängen darf die obere Erdschicht abtrocknen.

Während der Blüte gießt du sparsam, gerade so, dass die Erde leicht feucht bleibt. Nasse Füße führen fast immer zu Zwiebelfäule. Nach der Blüte und während des Blattwachstums darfst du etwas großzügiger sein, aber immer mit Fingerspitzengefühl: feucht, nicht nass. In der Ruhephase absolut trocken halten – je konsequenter, desto besser die nächste Blüte.

Schritt 4: Düngen – ab wann und wie oft?

Dünger ist erst nach der Blüte ein Thema. Jetzt sollen die Blätter Energie einlagern. Nutze einen flüssigen Grün- oder Blumendünger mit vollem Nährstoffprofil. Dosiere alle 2–3 Wochen schwach bis mittel, von etwa März bis Juli. Das Ziel: die Zwiebel füttern, ohne sie zu überfrachten. Ab August stellst du die Düngung komplett ein – die Pflanze bereitet sich auf die Ruhezeit vor.

Wenn du’s ganz genau magst, kannst du alle paar Wochen mit einem kalimagnesiumbetonten Dünger arbeiten. Kalium stärkt das Gewebe, Magnesium unterstützt sattes Grün. Aber: Keep it simple – Regelmäßigkeit schlägt Spezialmischungen.

Schritt 5: Pflege nach der Blüte

Nach dem Blütenfinale schneidest du die verblühten Stiele knapp über der Zwiebel ab, sobald sie weich werden. Die grünen Blätter lässt du vollständig stehen – sie sind die Solaranlage der Zwiebel. Stell die Pflanze jetzt hell und etwas wärmer, gieße moderat und dünge wie beschrieben. So wächst die Zwiebel auf und sammelt Kraft für die nächste Saison.

Wenn der Topf sehr voll ist, kannst du nach der Blüte im Frühling umtopfen: frisches Substrat, gleicher enger Topf oder eine Nummer größer. Kindel (Seitentriebe) lassen sich vorsichtig abtrennen und separat kultivieren, blühreif werden sie nach 2–3 Jahren.

Ruhephase einleiten und beenden

Die Ruhephase ist der Turbo für die Blüte. Ab August reduzierst du das Gießen deutlich, ab September stellst du die Wassergaben ganz ein. Die Blätter dürfen gelb werden und einziehen. Stell die Zwiebel 8–12 Wochen kühl (8–15 °C), dunkel und trocken. Ein Keller oder kühler Flur ist ideal.

Zum Beenden der Ruhe holst du die Zwiebel ins Warme und Helle. Entferne alte, trockene Blattschichten, topfe bei Bedarf in frische Erde und gieße einmal minimal an. Jetzt startet der Austrieb. Sobald der Blütenschaft sichtbar ist, gilt wieder: sparsam gießen, 18–22 °C, viel Licht und Geduld.

Schneller Monatsplan: Dezember bis November

Dezember–Januar: Blüte genießen, hell stellen, 18–20 °C, sparsam gießen.
Februar: Letzte Blüten, Stiele entfernen, Blätter fördern, weiterhin vorsichtig gießen.
März–Juli: Wachstumszeit – hell, gern draußen halbschattig, moderat gießen, alle 2–3 Wochen düngen.
August: Düngen einstellen, Gießen reduzieren, Pflanze auf Ruhe vorbereiten.
September–Oktober: Ruhephase – kühl, dunkel, komplett trocken.
November: Wieder aufwecken – hell, wärmer, minimal wässern; Austrieb abwarten.

Kleiner Merksatz: Winter Show, Sommer Kraft, Herbst Pause. So bleibt der Pflegekalender leicht im Kopf.

Häufige Probleme schnell lösen

Weiche Zwiebel, muffiger Geruch, braune Basis? Das ist meist Staunässe. Sofort austopfen, faules Gewebe entfernen, mit Zimt oder Kohlepulver bestäuben, in frisches, trockenes Substrat setzen und zwei Wochen nicht gießen.

Lange, krumme Stiele entstehen bei Lichtmangel und zu warmem Standort. Stell die Pflanze heller, etwas kühler und drehe den Topf regelmäßig. Blätter ohne Blütenknospe weisen auf fehlende Ruhephase oder Nährstoffmangel hin. Nächstes Jahr konsequent pausieren lassen und im Sommer düngen.

Schimmel auf der Erde ist meist harmlos, zeigt aber zu feuchte Bedingungen. Obere Schicht austauschen, lüften, weniger gießen. Blattläuse oder Trauermücken behandelst du mit Gelbtafeln, Neem oder einem Wechsel zu trockenerer Pflege. Und immer: Nur über den Untersetzer gießen.

Schnittblume & Wachs-Amaryllis kurz erklärt

Als Schnittblume hält die Amaryllis beeindruckend lange. Schneide den Stiel schräg an, stütze ihn mit einem Gummiband, damit er nicht aufspaltet, und wechsle das Wasser alle 2–3 Tage. Kühl gestellt hält sie deutlich länger. Mische kein Blattgrün mit stark ausgasenden Stielen (z. B. Narzissen), das reduziert die Haltbarkeit.

Die Wachs-Amaryllis ist die pflegeleichteste Variante: Die Zwiebel ist in Wachs versiegelt, du gießt nicht. Sie blüht mit ihren inneren Reserven. Nach der Blüte kannst du das Wachs vorsichtig entfernen, die Zwiebel in Erde setzen und wie üblich pflegen – mit Glück blüht sie im nächsten Jahr wieder, wenn sie eine korrekte Ruhephase bekommt.

Extra-Tipp: Kühlschrank-Trick für die Ruhephase

Kein kühler Keller? Nutze den Kühlschrank. Verpacke die saubere, trockene Zwiebel in Papier (keinen Plastikbeutel) und lege sie 6–8 Wochen ins Gemüsefach bei etwa 8–10 °C. Halte sie fern von Obst wie Äpfeln, die Ethylen abgeben und Blütenknospen schädigen können. Danach wieder eintopfen, warm stellen und minimal angießen – fertig ist der Stadtwohnungs-Hack.

Extra-Tipp: 180°-Dreh-Reminder gegen krumme Stiele

Der Blütenstiel wächst zum Licht. Um Kerzen-Gerade zu erreichen, drehst du den Topf alle 3–4 Tage um 180°. Stell dir einen Handy-Timer – so vergisst du’s nicht. Zusätzlich hilft ein etwas kühlerer Standort und moderates Gießen. Deine Amaryllis dankt es dir mit bildschönen, stabilen Stielen.

FAQ – kurz & knackig

Wie oft gieße ich die Amaryllis?

Während Austrieb und Blüte sparsam, erst ab 10 cm Stiellänge etwas mehr. In der Ruhephase gar nicht gießen.

Welcher Standort ist ideal?

Hell, ohne volle Mittagssonne; 18–20 °C zur Blüte, kühler verlängert die Blühdauer.

Wann beginne ich mit dem Düngen?

Erst nach der Blüte in der Wachstumsphase; alle 2–3 Wochen mit Flüssigdünger.

Wie tief pflanze ich die Zwiebel?

Etwa halb bis zwei Drittel in die Erde, der Hals bleibt über der Oberfläche.

Warum blüht meine Amaryllis nicht?

Meist fehlte die kühle Ruhephase, es war zu dunkel oder Nährstoffe fehlten.

Wann ist die Ruhezeit?

Ab August/September 8–12 Wochen dunkel, kühl (8–15 °C) und trocken stellen.

Kann ich die Amaryllis im Sommer rausstellen?

Ja, halbschattig, regengeschützt und vor Schnecken geschützt. Ab August wieder reinholen.

Soll ich die Blätter abschneiden?

Nein, erst nach dem vollständigen Vertrocknen entfernen – sie speichern Energie in der Zwiebel.

Ist Amaryllis giftig?

Ja, alle Pflanzenteile, besonders die Zwiebel. Für Kinder und Haustiere unzugänglich platzieren.

Was tun bei krummem Blütenstiel?

Topf alle paar Tage um 180° drehen; kühler stellen, weniger gießen.

Viel Erfolg beim Ritterstern pflegen – mit dieser Kurzanleitung wirst du jedes Jahr mit königlichen Blüten belohnt!

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