Glaswolle: Umgang und Informationen zum Dämmstoff

Glaswolle: Umgang und Informationen zum Dämmstoff

Eine gute Dämmung ist unverzichtbar, besonders bei älteren Gebäuden, die nicht dem neusten Stand der Dinge entsprechen. Mit einer guten Isolierung lassen sich Energie und somit auch Geld sparen, sie wertet das Haus aber auch bei einem eventuellen Verkauf auf. Es ist somit nicht verwunderlich, dass viele Immobilienbesitzer ihr Eigenheim mit Mineralwolle ausstatten möchten. Doch die Verlegung dieses Dämmstoffes sind nicht ganz unproblematisch.

Definition

Mineralwolle-Dämmstoffe sind in Form von Glaswolle sowie Steinwolle im Handel erhältlich. Glaswolle wird zu 70 Prozent aus Altglas, Soda und Quarzsand hergestellt, die geschmolzen, geschleudert und zerfasert werden. Je nach Bedarf werden die Fasern unterschiedlich stark gebunden und mit Wasser abweisenden Mitteln behandelt. Das Ergebnis: Ein Material, welches nicht schrumpft, keine thermische Ausdehnung besitzt und nicht brennbar ist. Als Matte ist das Material komprimierbar, sodass beim Transport enorme Einsparungen entstehen. Seine Unverwüstbarkeit sorgt dafür, dass der Dämmstoff nicht verrottet, resistent gegen Schimmel und Fäulnis ist, aber auch das Eindringen von Nagern und Vögeln verhindert. Das Dämmmaterial kommt überwiegend bei Modernisierungen sowie beim Neubau im Wohnungs- und Gewerbebau zum Einsatz.

Glaswolle Gesudnheit: Ist Glaswolle gefährlich? Die gesundheitlichen Bedenken

  1. Juckreiz: Bei der ungeschützten Interaktion mit Mineralwolle können Hautreizungen auftreten. Verantwortlich dafür sind gröbere Fasern mit einem Durchmesser von über fünf Mikrometern, die steif sind und sich in die Haut einspießen. Dies verursacht einen unangenehmen Juckreiz. Der Körper gewöhnt sich bei fortgesetzter Exposition an die Faser und der Juckreiz lässt nach, dennoch besteht Entzündungsgefahr. Bestehende Hautprobleme können sich zudem verschlimmern.
  2. Allergien: Bis dato sind keine allergische Reaktionen durch Glas- oder Steinwollefasern bekannt. Allergiker können jedoch das Opfer von Zusatzstoffen werden, die in den Mineralwolle-Dämmstoffen enthalten sind.
  3. Staubbelastungen: Beim Schnitt und Verlegen des Dämmmaterials wird Staub freigesetzt, welcher, wie alle anderen mineralischen Staubarten, Augenreizungen hervorrufen können. Bekannte Probleme sind temporäre entzündliche Reizungen des Rachenraumes und der Nasenschleimhaut bekannt. Problematisch wird es beim Abriss der Dämmstoffe, dann kann es zu großen Staubbelastungen kommen, die die Funktion der Atmungsorgane beeinträchtigen können.
  4. Krebspotenzial: Aufgrund der atembaren Fasern in Mineralwolle-Dämmstoffen wird das Thema Krebs häufig diskutiert. Grundsätzlich können Fasern alle Art Krebs erzeugen, wenn sie lang und dünn genug sind und eine gewisse Beständigkeit im Körper erreichen können. Das Gefährliche an ihnen ist, dass sie mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Hohe Konzentrationen in der Atemluft und der unsachgemäße Interaktion mit Glaswolle können somit auf Dauer auch gesundheitsschädlich sein. Zu einem Krebsrisiko kann es aber im Regelfall nicht kommen. Dazu müssten die Fasern eine bestimmte Zeit lang in der Lunge bleiben. In der Regel werden sie aber aus den Atemwegen entfernt oder lösen sich auf, wodurch sie ihr Krebspotenzial verlieren. Untersuchungen haben ergeben, dass Fasern von Glas- und Steinwolle bereits nach 40 Tagen zu über der Hälfte abgebaut sind.
  5. Fasereigenschaften: Die Fasereigenschaften werden im Grunde mithilfe der Löslichkeit beziehungsweise Beständigkeit bewertet. Bei allen bis 1996 eingebauten Produkten muss von Krebsverdacht ausgegangen werden. Ab 1996 werden in Deutschland Dämmprodukte hergestellt, deren Umgang keiner besonderen Anforderungen bedarf. Dennoch kan ein Krebsverdacht nicht immer ausgeschlossen werden. Erst seit dem 1. Juni 2000 dürfen nach Anhang V der Gefahrenstoffverordnung nur noch Produkte verarbeitet werden, die als unbedenklich einzustufen sind.
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Umgang

Das Maß für den Umgang mit Glaswolle hängt direkt mit der Beurteilung der Fasern zusammen: Bei Maßnahmen mit Krebsverdacht werden dementsprechend Maßnahmen notwendig, die über die absoluten Mindestschutzmaßnahmen hinausgehen. Aufgabe des Unternehmens beziehungsweise seine Beauftragten ist es, zu ermitteln, welche Eigenschaften die Fasern besitzen. In der Praxis kommen in der Regel zwei Fälle vor:

  1. Der Umgang mit neueren Dämmstoffen: In diesem Fall sind die Produkte vom Krebsverdacht befreit.
  2. Der Umgang mit älteren Dämmstoffen: Die Produkte sind krebsverdächtig oder es liegen keinerlei Informationen über die Produktbeurteilung vor. Dies trifft besonders auf Dämmmaterialien zu, die vor 1996 verbaut wurden.

Auch für „neue Ware“ müssen Mindestschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Sie schützen vor Hautreizungen sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen der Atmungsorgane. Als Mindestschutzmaßnahmen ist Folgendes zu verstehen:

  • verpackte Dämmstoffe erst bei Montage/Modernisierung auspacken
  • Material nicht verwerfen
  • motorgetriebene Sägen nicht (ohne Absaugung) verwenden
  • Dämmmaterial mit Messer oder Schere schneiden, nicht reißen (dazu später mehr)
  • nicht mit Druckluft arbeiten
  • staubsaugen statt kehren
  • Arbeitsplatz regelmäßig reinigen und sauber halten
  • Abfälle sofort in geeigneten Behältern entsorgen
  • geeignete Handschuhe und geschlossene Arbeitskleidung tragen
  • bei empfindlicher Haut spezielle Lotion oder Schutzcreme auftragen
  • Baustaub nach abgeschlossener Arbeiten mit Wasser abspülen

Schneiden

Glaswolle galt, wie zuvor erwähnt, lange Zeit als krebserregend. Auch heute, nachdem die Hersteller ihre Fertigungsprozesse geändert haben, gibt es immer noch einige Bedenken. Deshalb sollte man zunächst Folgendes prüfen:

  • Sind geschnittene Dämmstoffe direkt beim Hersteller erhältlich?
  • Lässt sich die Glaswolle auf der Baustelle im Freien zuschneiden?
  • Ist für eine ausreichende Belüftung am Arbeitsplatz gesorgt?
  • Herrscht kein Wind, der den Staub unnötig aufwirbeln könnte?

Wenn diese Kriterien geklärt und erfüllt sind, kann es losgehen:

  • Zum Schneiden von Glaswolle wird ein fester Untergrund benötigt. Als Messer eignet sich ein möglichst scharfes, altes Brotmesser, welches die Wolle nicht zerreißt.
  • Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft im Fachhandel oder Baumarkt ein spezielles Dämmstoffmesser.
  • Während der Arbeit unbedingt Handschuhe, Schutzanzug und Atemschutz tragen.
  • Nach dem Abschluss der Schneidearbeiten den Arbeitsplatz gründlich aufräumen und säubern sowie zur Sicherheit den eigenen Körper waschen.

Entsorgung

Abfall, lose Verpackungen und Verschnitt gehören in geeignete Behältnisse. Dies können reißfeste sowie staubdichte Säcke oder auch verschließbare Container sein. Die Behältnisse müssen Bauherren entsprechend Kennzeichnen oder dem Versorger mitteilen, um welchen Inhalt es sich handelt. Als Hinweis sollte auf den Säcken oder Containern zum Beispiel „Der Inhalt kann unter umständen Krebs erzeugende Faserstäube freisetzen“ stehen.

Für Kleinmengen von KMF-Abfällen existieren in vielen Landkreisen Sammelstellen. Nähere Informationen gibt es bei der zuständigen Körperschaft.

Artikelbild: © gcpics / Shutterstock


7 Kommentare

  1. Sonja Redmer 08.04.2016 06:48 Uhr

    Kann ich Sachen, die mit Glaswolle in Berührung kamen, in der Waschmaschine waschen? Z.Beispiel Decken, Teppiche etc.

    direkt antworten
  2. Norbert Herzog 15.11.2017 11:32 Uhr

    Wie kann ich in Schlitze verpressste Glaswolle binden, das sie nicht mehr herumfliegen kann ?t

    direkt antworten
  3. Rocko 20.11.2017 20:52 Uhr

    Ich habe die gleiche Frage wie Norbert Herzog. Bei einer Altbausanierung ist aufgeallen, dass bei einem Verbundestricht an allen Raumseiten alte Dämmwolle raussteht. Diese würde ich gerne versiegeln, nur wie?

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  4. Marie 03.02.2018 09:47 Uhr

    Glas- und Steinwolle kann mit Kaliwasserglas versiegelt werden. Da Kaliwasserglas ebenso als Brandschutz dient ist es unbedenklich anzuwenden.

    Mich würde interessieren ob ich Glaswolle an der Decke anbringen kann ohne eine Lattung konstruieren zu müssen. Spezielle Dübel oä wie beim WDV.

    direkt antworten
    1. Susanne Stuck 07.01.2022 14:08 Uhr

      Guten Tag
      Vor etwa 40 Jahren isolierten wir direkt unter dem Dach mit Glaswolle. Nun hat diese plötzlich überall etwa 2 cm Durchmesser grosse Löcher. Es sieht aus als ob jemand mit einem Stab von unten hineingestochen hätte.
      Wie könnte dieser Schaden entstanden sein?
      Durch ein Tier?
      Durch Abnützung? …
      Mit bestem Dank!
      Susanne

      direkt antworten
      1. Jana 13.03.2023 17:40 Uhr

        Der Dachboden soll neu gedämmt werden,die alte glaswolle entfernt.
        Neben der Treppe zum Dachboden liegt unser Schlafzimmer, in dem unser 4 Monate altes Baby schläft. Mit Folie ist die Treppe angeklebt, während der Arbeiten auch das Schlafzimmer. Nachts nachen wir zum Schlafen die Folie am Schlafzimmer auf und lediglich die Tür (Schiebetür) zu. Wie gefährlich ist das alles für unser Baby? Mein Mann hat die Glaswolle in Säcke gepackt und aus dem Fenster abgelassen. Leider den Raum danach gekehrt,statt gesaugt und hat Bach der Enrsorgung der Glaswolle den Raum ohne Maske betreten…

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  5. Hector Granobles 01.11.2018 09:31 Uhr

    Guten Tag, unser Dachboden war schon fertig gedämmt und mit dicker Folie überzogen, als wir umgezogen sind. An einigen Stellen hat sich die Folie von den Klammern entfernt und dann sind Löcher entstanden. Ich habe alle Löcher mit einer silbernen Kleberband zugedeckt und in Anschluss gesaugt. Wenn die Kinder dort spielen wirbelt viel Staub und ich denke das es vielleicht durch einen Loch ein bisschen Halswollepartikel rauskommt. Wenn es der Fall wäre, würde es trotzdem das bisschen Glaswolle ungesund sein.
    Danke im Voraus
    Hector

    direkt antworten

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