Wasserhahn entkalken: schnelle Anleitung
 
 Warum Wasserhähne entkalken?
Kalk ist kein Schönheitsfehler, sondern ein echtes Funktionsproblem. In Regionen mit hartem Wasser lagern sich Mineralien wie Calcium und Magnesium an allen wasserführenden Teilen ab. Das merkst du zuerst am ungleichmäßigen Wasserstrahl, Spritzern und weißen Flecken. Lässt du Kalk lange sitzen, verengt er den Durchfluss, der Wasserhahn wird lauter, und Dichtungen leiden. Das Ergebnis: höherer Wasserverbrauch, Tropfen nach dem Schließen und im schlimmsten Fall ein Defekt der Kartusche.
Auch hygienisch lohnt sich das Entkalken. Kalk bietet rauere Oberflächen, an denen sich Schmutz und Biofilme leichter festsetzen. Gerade bei warmem Wasser beschleunigen sich Ablagerungen – und damit auch unschöne Verfärbungen an Chrom oder Edelstahl. Regelmäßiges Entkalken schützt die Oberflächen deiner Armatur, erhält die Leichtgängigkeit des Hebels und verhindert Korrosion an verdeckten Metallteilen.
Wie oft solltest du entkalken? Bei sichtbaren Ablagerungen sofort. Ansonsten gilt: je nach Wasserhärte alle 3–12 Monate. In sehr hartem Wasser (ab ~14 °dH) eher im unteren Bereich – oft hilft ein kurzer Blick auf den Luftsprudler (Perlator), um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen.
Benötigtes Material und Schutzmaßnahmen
- Zitronensäure (Pulver oder flüssig), Essigessenz, oder ein schonender Fertigentkalker für Armaturen
- Schüssel oder Glas, Messbecher, lauwarmes Wasser
- Kleiner Ballon oder Gefrierbeutel, Gummiband/Kabelbinder für die Beutel-Methode
- Weiche Zahnbürste, kleine Bürsten, Holz- oder Kunststoffschaber
- Weiche Mikrofasertücher, fusselfreie Tücher
- Universalschlüssel/Perlator-Schlüssel oder Zange mit Kratzer‑Schutz (Lappen/Isolierband)
- Ersatz-O-Ringe/Dichtungen (optional), Silikonfett (armaturenverträglich)
- Natron/Backpulver zum Neutralisieren, ggf. destilliertes Wasser fürs Schluss-Spülen
- Handschuhe, bei empfindlichen Augen optional Schutzbrille
Sicherheit geht vor: Teste alle Mittel an einer unauffälligen Stelle und lies die Herstellerhinweise deiner Armatur. Achte auf gute Belüftung und schütze umliegende Materialien – Naturstein (Marmor, Kalkstein) und Zementfugen reagieren empfindlich auf Säure. Vermeide das Mischen von Chemikalien (nie mit chlorhaltigen Reinigern) und arbeite mit lauwarmen Lösungen, nicht heiß: So verhinderst du Schäden und unangenehme Dämpfe.
Methoden im Überblick (mit/ohne Ausbau)
Es gibt zwei bewährte Wege: mit Ausbau des Perlators (Luftsprudlers) oder ohne Ausbau direkt am Hahn. Mit Ausbau ist schneller und gründlicher, weil die Säure an alle Flächen kommt und du mechanisch nachhelfen kannst. Ohne Ausbau ist ideal, wenn der Perlator fest sitzt, du kein Werkzeug hast oder die Armatur schwer zugänglich ist. Für leichte Ablagerungen reicht die Beutel-Methode oft aus; bei hartnäckigem Kalk führt kaum ein Weg am Abschrauben vorbei.
Perlator/Luftsprudler abschrauben und einweichen
Der schnellste und effektivste Weg, um den Wasserstrahl wieder perfekt zu machen, ist das Perlator entkalken im ausgebauten Zustand. So gehst du vor: Umwickle das Perlatorgehäuse mit einem weichen Tuch, setze eine Zange vorsichtig an und drehe den Perlator gegen den Uhrzeigersinn (nach links), wenn du von unten auf ihn schaust. Manche Perlatoren lassen sich auch von Hand lösen; andere haben Spezialnuten für einen Perlator-Schlüssel.
Lege den Perlator samt Sieb und Dichtung in eine Schüssel mit Entkalker. Für Zitronensäure: 5–10 % in lauwarmem Wasser (max. 40–50 °C) anrühren. Für Essigessenz: 1:3 bis 1:5 mit Wasser verdünnen. Einwirkzeit je nach Verkalkung 15–30 Minuten, bei starken Krusten bis zu einigen Stunden. Kontrolliere zwischendurch, damit Gummiteile nicht unnötig lange baden. Bürste die Siebe sanft mit einer Zahnbürste aus, drehe den Perlator danach auseinander (falls mehrteilig) und spüle gründlich. Prüfe O-Ringe: poröse Dichtungen ersetzen und vor dem Wiedereinbau sparsam mit Silikonfett benetzen. Zum Schluss auf die Armatur schrauben und Dichtigkeit testen.
Ballon‑/Gefrierbeutel‑Methode (ohne Ausbau)
Wenn der Perlator klemmt oder du schnell ohne Werkzeug entkalken willst, nutze einen kleinen Ballon oder einen Gefrierbeutel. Fülle eine verdünnte Entkalker-Lösung ein (wie oben), stülpe den Beutel über den Auslauf und fixiere ihn mit Gummiband oder Kabelbinder so, dass der Perlator vollständig bedeckt ist. Achtung: Schütze die Chromoberfläche mit einem Tuch, damit der Beutelrand nicht scheuert.
Lass die Mischung 20–40 Minuten einwirken; bei dicken Belägen wiederhole den Vorgang oder verlängere vorsichtig, ohne die maximal empfohlenen Zeiten zu überziehen. Beutel abnehmen, kurz bürsten, reichlich spülen und anschließend 10–20 Sekunden Wasser laufen lassen. Das Verfahren ist besonders praktisch bei hohen Ausläufen oder wenn du ohne Ausbau entkalken möchtest, braucht aber etwas Geduld.
Zitronensäure vs. Essig vs. Fertigentkalker
Zitronensäure ist der Allrounder: geruchsarm, materialschonend und sehr wirksam gegen Kalk. Verwende sie lauwarm, nicht heiß – bei zu hoher Temperatur kann sich Calciumcitrat hartnäckig festsetzen. Essigessenz wirkt ebenfalls gut, riecht aber streng und kann auf empfindlichen Kunststoffteilen oder Natursteinumgebung aggressiver sein; deshalb immer verdünnen und Kontaktzeiten kurz halten. Fertigentkalker für Armaturen enthalten oft Korrosionsinhibitoren, lösen Kalk schnell und sind eine gute Wahl bei sehr hartnäckigen Belägen oder empfindlichen Oberflächen – die Herstellerhinweise deiner Armatur sind hier entscheidend.
Was du vermeiden solltest: starke Säuren wie Salz- oder Ameisensäure, Scheuermilch oder raue Schwämme. Diese können Chrom mattieren, Edelstahl verkratzen oder Dichtungen angreifen. Für leichte Flecken an der Oberfläche kann eine Paste aus Backpulver und Wasser hilfreich sein – zum eigentlichen Entkalken brauchst du jedoch immer eine Säure.
Schritt‑für‑Schritt‑Anleitung mit Zeiten
Diese Anleitung bringt selbst stark verkalkte Hähne zuverlässig in Form. Rechne je nach Zustand mit 30–60 Minuten, bei Problemfällen länger.
Schritt 1: Arbeitsbereich sichern. Lege ein weiches Tuch in das Becken, damit dir keine Kleinteile im Abfluss verschwinden. Decke Naturstein oder empfindliche Oberflächen ab, denn Säurespritzer mögen sie gar nicht.
Schritt 2: Sichtprüfung. Prüfe Perlator, Auslauf und Hebel. Unregelmäßiger Strahl, seitliches Spritzen oder Tropfen nach dem Schließen deuten auf Ablagerungen im Perlator oder auf verschlissene Dichtungen hin.
Schritt 3: Lösung ansetzen. Mische Zitronensäure 5–10 % in lauwarmem Wasser (max. 40–50 °C) oder Essigessenz 1:3–1:5. Für verchromte Armaturen lieber etwas schwächer starten und bei Bedarf nachdosieren.
Schritt 4: Perlator ausbauen. Mit Tuch schützen, gegen den Uhrzeigersinn lösen. Teile (Sieb, Einleger, Dichtung) auseinandernehmen, damit die Säure überall hinkommt. Falls festgebacken: Beutel-Methode vorab 10 Minuten anwenden, dann erneut versuchen.
Schritt 5: Einweichen. Teile 15–30 Minuten in die Lösung legen. Währenddessen den Auslauf außen mit einem in Entkalker getränkten Tuch umwickeln (10–15 Minuten), bei Bedarf vorsichtig bürsten. Kontaktzeiten auf Chrom kurz halten, damit die Oberfläche nicht matt wird.
Schritt 6: Mechanisch nacharbeiten. Mit Zahnbürste und Holz-/Kunststoffschaber Krusten lösen. Keine Metallspitzen verwenden. Rillen und Siebe sorgfältig ausstreichen – hier versteckt sich oft der zäheste Kalk.
Schritt 7: Spülen und neutralisieren. Teile unter fließendem Wasser gründlich spülen. Optional mit einer milden Natronlösung (siehe Extra-Tipp) Säurereste neutralisieren, dann wieder spülen. So verhinderst du Korrosion durch Rückstände.
Schritt 8: Zusammenbauen und testen. Dichtungen prüfen, ggf. erneuern und hauchdünn mit Silikonfett benetzen. Perlator einschrauben, Wasser kalt, dann warm 20–30 Sekunden laufen lassen. Achte auf dichten Sitz und einen gleichmäßigen Strahl. Tropft der Hahn, kann eine verschlissene Kartusche die Ursache sein – siehe entsprechendes Kapitel.
Reinigung verchromter Armaturen
Chrom liebt kurze, schonende Kontakte. Entferne Außenkalk mit lauwarmen, verdünnten Lösungen und weichen Tüchern. Lass Zitronensäure maximal 10–20 Minuten an Chrom, wische immer in glatten Bahnen und spüle gründlich nach. Trockne mit einem Mikrofasertuch – das verhindert Wasserflecken und schont die Oberfläche. Vermeide Scheuermittel, harte Pads und konzentrierte Essigessenz auf der Fläche. Bei schwer zugänglichen Stellen hilft ein in Entkalker getränkter Wattestäbchen-Tupfer mit kurzen Kontaktzeiten.
Reinigung von Edelstahl und Kunststoffteilen
Edelstahl ist robust, aber nicht unverwundbar. Arbeite entlang der Schleifrichtung und vermeide chlorhaltige Reiniger. Zitronensäure ist hier meist die beste Wahl, Essig sparsam. Kunststoffteile wie Perlator-Einleger (oft ABS oder POM) mögen keine heiß konzentrierten Säuren – lieber lauwarm und länger einweichen als heiß und kurz. Prüfe Dichtungen: Weiche Gummis können quellen, also Einwirkzeit begrenzen und hinterher sorgfältig spülen.
Hartnäckiger Kalk – was tun?
Wenn der Kalk nicht weichen will, kombiniere Methoden. Erst ein längeres Einweichen (bis zu mehrere Stunden, Lösung ggf. auffrischen), dann mechanisch vorsichtig nachhelfen. Bei festsitzenden Krusten am Perlator hilft das Auseinandernehmen in alle Einzelteile; vergiss die kleine Siebplatte nicht – hier staut sich oft alles. Arbeite dich von sanft nach stärker: weiche Bürste, dann Holzschaber; Metallwerkzeuge sind tabu.
Eine Möglichkeit: gezieltes Punkt-Entkalken. Träufle konzentriertere Zitronensäure mit einer Pipette auf die Stelle, warte 5–10 Minuten und wische ab. Wiederhole, bis die Kruste weich ist. Bei massiven Belägen leisten spezielle Armaturen-Entkalker mit Korrosionsschutz gute Dienste; beachte die Angaben zu Materialverträglichkeit. Oberflächliche weiße Flecken kannst du alternativ mit einer milden Backpulverpaste einmassieren – sie poliert, ersetzt aber nicht das Entkalken.
Wenn nach gründlicher Behandlung der Strahl weiterhin unruhig ist oder der Hebel klemmt, sitzt der Kalk tiefer: in der Kartusche oder im Strahlreglerkanal. Dann lohnt ein Blick ins nächste Kapitel. Bleibt der Perlator unlösbar, tränke ihn wiederholt per Beutel-Methode, erwärme die Armatur außen mit warmem Tuch (nicht heiß), und versuche es erneut mit gepolsterter Zange.
Kartusche, Dichtungen prüfen und wann austauschen
Die Kartusche steuert Mischtemperatur und Durchfluss. Typische Anzeichen für Probleme: Tropfen nach dem Schließen, schwergängiger Hebel, Temperatursprünge oder mahlende Geräusche. Reinigen hilft selten dauerhaft, denn die Dichtflächen in der Kartusche sind präzise – einmal verschlissen, bleibt nur Kartusche austauschen.
So prüfst du das Bauteil: Wasserzufuhr an den Eckventilen schließen, Restdruck ablassen. Griffkappe abhebeln, Befestigungsschraube lösen und Griff abziehen. Rosette/Abdeckung abnehmen, Überwurfmutter lösen und Kartusche herausziehen. Merke dir die Ausrichtung. Sichtprüfung: Risse, verkalkte Dichtlippen, abgenutzte O-Ringe? Ersetze O-Ringe, reinige Sitz und Gehäuse, fette O-Ringe minimal mit Silikonfett. Kartusche mit derselben Größe (häufig 35 oder 40 mm) und vom Originalhersteller besorgen – nicht jede Universal-Kartusche passt perfekt. Preise liegen meist zwischen 15–60 Euro, bei Thermostatarmaturen höher. Nach dem Einbau Wasser langsam aufdrehen und Dichtigkeit testen. Wenn du unsicher bist oder eine eingebaute Küchenarmatur mit schwer zugänglichen Halterungen hast, ist der Sanitärprofi eine gute Option.
Vorbeugung & Pflegeroutine
Regelmäßige Pflege hält die Armatur schön und spart Arbeit. Trockne nach dem Gebrauch die Oberfläche mit einem Mikrofasertuch ab – so haben Wasserflecken keine Chance. Einmal pro Woche reicht ein pH‑neutraler Reiniger für die Außenflächen; Säure nur punktuell bei sichtbaren Belägen. Plane das Perlator-Entkalken je nach Wasserhärte alle 3–12 Monate ein. Wenn du sehr hartes Wasser hast, lohnt ein Blick auf Enthärterlösungen: Untertisch-Filter, zentrale Enthärtungsanlagen oder perlatorschonende Strahlregler mit Antikalk-Funktion reduzieren Neuablagerungen deutlich.
- Wartungs-Checkliste: Oberfläche nach jeder Benutzung abwischen; wöchentlich pH‑neutral reinigen; monatlich Perlator-Strahl prüfen; alle 3–12 Monate Perlator entkalken; Dichtungen sichten und bei Bedarf ersetzen; nach Säurebehandlung neutralisieren; Armatur nach Reinigung trockenreiben; bei hartem Wasser Filter/Enthärter in Erwägung ziehen.
Kleiner Profitipp: Spüle nach jeder Entkalkung gründlich mit klarem Wasser und lass kurz heißes Wasser laufen, um gelöste Reste zu entfernen. Trockne zum Schluss konsequent – Feuchtigkeit ist der Treibstoff für neue Flecken.
Häufige Fehler vermeiden
- Zu starke oder heiße Säuren verwenden: Das kann Chrom mattieren oder Kunststoffteile schädigen.
- Zu lange Einwirkzeiten: Dichtungen quellen, Oberflächen leiden – lieber häufiger kurz als einmal zu lang.
- Scheuermittel, Stahlwolle, harte Pads: Sie hinterlassen Mikrokratzer, an denen Kalk schneller anhaftet.
- Essigessenz unverdünnt: Greift sensible Materialien an und sorgt für starken Geruch.
- Chemikalien mischen (z. B. mit Chlorreinigern): gefährliche Dämpfe, immer strikt vermeiden.
- Perlator ohne Schutz mit Zange packen: Kratzer und undichte Gewinde sind die Folge.
- Nicht nachspülen/neutralisieren: Säurereste können über Zeit Korrosion fördern.
- Tropfen ignorieren: Oft sind Dichtungen oder Kartusche fällig – frühes Handeln spart Geld.
Extra‑Tipp: Ultraschallreiniger für kleine Perlator‑Teile
Ein Haushalts‑Ultraschallreiniger ist ein Geheimtrick für fein gelochte Siebplatten und Einleger. Lege die zuvor kurz in Zitronensäure eingeweichten Teile 2–5 Minuten ins Ultraschallbad (lauwarm, kein Chlorreiniger). Die Mikroschwingungen lösen Ablagerungen aus Mikrokanälen, ohne zu kratzen. Danach gründlich spülen und trocknen. Gerade bei sehr feinen Aeratoren (z. B. Niederdruck‑Armaturen) spart das Zeit und bringt den perfekten Laminarstrahl zurück.
Extra‑Tipp: Säurereste mit Natron neutralisieren
Nach dem Entkalken kannst du Oberflächen und Perlatorteile mit einer milden Natronlösung abspülen: 1 Esslöffel Natron auf 1 Liter Wasser, kurz einwirken lassen und dann mit klarem Wasser nachspülen. Das neutralisiert Säurereste, verhindert Nachkorrosion an Metallflächen und nimmt Essiggeruch. Besonders sinnvoll bei sensiblen Dichtungen und wenn die Armatur Bauteile aus Messing hat.
Extra‑Tipp: Aerator mit Druckluft trockenblasen
Feuchtigkeit in Sieben und Kanälen fördert neue Ablagerungen. Blase den Luftsprudler (Aerator) nach dem Spülen kurz mit Druckluft aus (Druckluftspray oder Fahrradpumpe mit Düsenaufsatz). Alternativ kalt föhnen. Das entfernt Restwasser, reduziert Wasserflecken und verlängert die Lebensdauer von Dichtungen und Sieben. Anschließend montieren, Wasser kurz anstellen – fertig.

 
  
  
  
  
 