Küche streichen: Schritt-für-Schritt Anleitung

Vorbereitung

Eine Küche zu streichen ist eines der wirkungsvollsten DIY‑Makeovers, die du in wenigen Tagen stemmen kannst – vorausgesetzt, die Vorbereitung sitzt. Bevor du Pinsel oder Spritzpistole zückst, prüfe den Zustand deiner Fronten: Handelt es sich um massives Holz, furniertes Holz, Melamin, Kunststofffolie oder Lack? Jede Oberfläche braucht ein etwas anderes Vorgehen. Mach dir außerdem klar, ob du nur Fronten und Sichtseiten streichen willst oder auch Korpusse, Sockel und Wangen.

Plane als Erstes den Arbeitsbereich. In einer eingebauten Küche ist gründliches Abkleben und Abdecken Pflicht: Geräte, Arbeitsplatte, Boden und Spritzbereich gehören geschützt. Alternativ kannst du die Fronten abmontieren und auf Böcken im Nebenraum bearbeiten – das ist in der Regel sauberer und ergonomischer, gerade wenn du sprühen willst. Zur oft gestellten Frage „Soll ich die Fronten abbauen?“ gilt: Abmontieren erleichtert das saubere Arbeiten, reduziert Staubeintrag und verhindert Lacknebel auf Geräten. Wenn du sie hängen lässt, musst du extrem sorgfältig abkleben und die Raumluft gut führen.

Die Raumumgebung entscheidet über das Ergebnis. Ideal sind ca. 18–22 °C und 40–65 % Luftfeuchte. Zu kalt erhöht die Viskosität und begünstigt Läufer; zu warm oder zugig trocknet Lack zu schnell an und kann Orangenhaut verursachen. Lüfte quer, aber vermeide starken Durchzug während des Lackierens. Schaffe dir ausreichend Auflageplätze, etwa mit Lackierböcken und Trockendistanzstücken, damit frisch beschichtete Teile nicht aneinanderkleben.

Ganz zentral ist die Entfettung. Küchenoberflächen sind oft mit Dunst, Öl und Reinigerresten belegt – unsichtbar, aber fatal für die Haftung. Ein Profi‑Tipp ist die zweistufige Reinigung: zuerst mit fettlösendem Reiniger (z. B. kräftiges Spülmittel, Anlauger oder Küchenentfetter), dann mit klarem Wasser nachwischen, anschließend mit Isopropanol abreiben. Danach erst beginnt die mechanische Vorbereitung. Ob du „ohne Abschleifen“ auskommst, hängt vom Material ab: Bei melaminbeschichteten oder gut haftenden Lackflächen reicht oft gründliches Anschleifen plus Haftgrund; bei rohem Holz brauchst du echten Schliff zum Egalisieren.

Sorge für sinnvolle Beschriftung: Kantenlisten und kleine Klebepunkte an den Scharnierseiten helfen, Fronten nachher wieder korrekt zu montieren. Schrauben und Griffe in Beuteln je Schrank sammeln. Erstelle außerdem eine Farb- und Produktliste mit RAL‑/NCS‑Wert, Hersteller, Charge – das spart dir später Suchen und ermöglicht perfekte Ausbesserungen.

Material & Werkzeug

Eine clevere Auswahl an Material macht den Unterschied zwischen „okay“ und dauerhaft makellos. Investiere in Werkzeuge, die die Oberfläche schonen und die Arbeit beschleunigen. Für eine typische Küche brauchst du diese Basisausstattung:

  • Kurzflorige Lackierrolle (5–8 mm) für glatte Flächen, hochwertiger Synthetikpinsel für Kanten
  • Schleifmittel: Schleifpapier (80/120/180/220), Schleifklotz oder Exzenterschleifer mit Absaugung
  • Reiniger: Anlauger/Entfetter, Isopropanol, fusselfreie Tücher
  • Abdeckmaterial: Malerfolie, Malervlies, hochwertiges Kreppband, Silikonentferner für Fugen
  • Grundierung/Haftgrund passend zum Untergrund (Holz, Melamin, Kunststoff, Fliese)
  • Möbellack/Buntlack: wasserbasierter Acryllack oder 2K‑PU für hohe Beanspruchung
  • Spachtel/Filler für Schadstellen, Holzspachtel oder 2K‑Feinspachtel, Rührstäbchen, Lackfilter
  • Persönliche Schutzausrüstung: Maske (A2/P2 je nach Produkt), Handschuhe, Schutzbrille

Setze bei Rollen und Pinseln auf lösemittelfeste, flusenarme Qualität. Billige Werkzeuge haaren, ziehen Streifen und hinterlassen Fussel im Lack – der Feind jeder glatten Front. Für das Anschleifen sind Exzenterschleifer mit Absaugung Gold wert: Sie arbeiten gleichmäßig, reduzieren Staub und schaffen eine kontrollierte Oberflächenstruktur für optimale Haftung. In Ecken hilft ein Detail‑Schleifer oder ein gefaltetes Schleifpapier.

Minimal‑Setup gefällig? Mit einem kurzflorigen Mikrofaser‑Roller, einem 35–50 mm Synthetikpinsel, fünf Bögen Schleifpapier (120/180/220), Abdeckvlies, Kreppband, einem geeigneten Haftgrund und einem robusten Möbellack lässt sich die „Küche streichen Anleitung“ auch ohne großen Maschinenpark umsetzen. Praktisch sind zudem Staubbindetücher (Tack Cloth) und Lackfilter, um kleine Partikel und Klumpen vor dem Auftrag zu eliminieren.

Farbwahl (Holz, Melamin, Kunststoff, Fliesen)

Die Frage „Welche Farbe für die Küche auswählen?“ entscheidet über Optik, Haltbarkeit und Pflegeaufwand. Für Küchenfronten haben sich wasserbasierte Acryllacke und PU‑verstärkte Möbellacke bewährt: Sie sind geruchsarm, vergilben kaum, sind abriebfest und einfach zu verarbeiten. Für maximale Robustheit (z. B. bei Mietküchen oder Familienküchen) sind 2K‑PU‑Systeme unschlagbar – sie bieten beste Chemikalien- und Kratzfestigkeit, verlangen aber exaktes Anmischen und sorgfältige Schutzmaßnahmen.

Holz und furnierte Oberflächen nehmen Beschichtungen sehr gut an. Hier kannst du mit Transparenz (Lasur/Klarlack) spielen, wenn du die Maserung zeigen willst, oder deckend lackieren. Bei deckenden Lacken lohnt ein Feinschliff bis Korn 180/220 und ein passender Holzprimer für gleichmäßige Saugfähigkeit. Achte bei offenen Poren (Eiche) auf Porenfüllung, wenn du spiegelglatte Fronten liebst.

„Melamin und Kunststoff streichen“ erfordert spezielle Sorgfalt: Die Oberfläche ist dicht und glatt, Lacke haften nur auf angeschliffener, entfetteter Fläche plus Haftgrund. Wähle einen Adhäsionsprimer für Kunststoffe oder für „schwierige Untergründe“. Danach kannst du mit Möbellack weiterarbeiten. Bei Folienfronten (PVC‑Folie) gilt: Lacke halten, wenn die Folie fest sitzt und du mit Haftgrund arbeitest; löst sich die Folie bereits, ist es besser, sie zu entfernen oder zu überarbeiten (siehe Sonderfälle).

Fliesen (z. B. im Spritzbereich) lassen sich mit Fliesen‑Haftgrund und anschließendem 2‑in‑1 Fliesenlack oder 2K‑PU lackieren. Der Untergrund muss fettfrei und staubfrei sein, Silikonfugen sollten entfernt und später neu gezogen werden. Denke bei Flächen hinter dem Herd an Temperaturbelastung: Klassische Möbellacke sind hier okay, solange sie nicht direkter Hitze ausgesetzt sind; dort helfen hitzestabile Lacke oder eine Keramikversiegelung entlang der Kochzone.

Zur Optik: Matte Lacke wirken modern und kaschieren kleine Unregelmäßigkeiten, Seidenmatt wirkt wohnlich und ist pflegeleicht, Glanzlack zeigt jede Fläche, belohnt aber mit „Klavierlack‑Feeling“. Dunkle Töne schlucken Licht, helle Farben weiten Räume. Warme Grautöne, Greige, Salbeigrün oder Terrakotta setzen zeitlose Akzente; ein ultramattes Finish mit Kreidefarbe ist möglich, sollte aber mit robuster Versiegelung (PU‑Topcoat) geschützt werden. Notiere dir unbedingt die Farbnummern (RAL/NCS) und Produktchargen – das ist unverzichtbar für Nachbestellung und Ausbesserungen.

Extra‑Tipp: Lege dir ein Touch‑up‑Kit an: ein Glas Restlack, ein Etikett mit Mischcode/Charge und ein feiner Retuschierstift. So verschwindet später jede kleine Macke in Minuten. Und wenn du öfter mal die Stimmung wechselst, denk über magnetische Front‑Inserts oder abnehmbare Rahmen nach – damit bringst du saisonale Farben ins Spiel, ohne erneut zu lackieren.

Schritt‑für‑Schritt (Abmontieren, Reinigen, Schleifen, Grundieren, Lackieren, Zwischenschliff)

„Küchenfronten lackieren“ funktioniert zuverlässig, wenn du die Reihenfolge der Arbeitsschritte beachtest. Hier die praxiserprobte Abfolge mit Details:

Schritt 1: Demontieren und markieren
Baue Griffe ab, löse Scharniere und nimm Fronten ab. Markiere jede Tür und Schublade, damit sie später an ihren exakten Platz zurückfindet. Schrauben in Beuteln je Bauteil sammeln. Stelle die Fronten auf Böcke oder Distanzleisten, sodass Vorder- und Rückseite bemalt werden können, ohne dass etwas am Untergrund klebt.

Schritt 2: Gründlich reinigen und entfetten
Reinige alle Oberflächen mit Anlauger oder starkem Spülmittel, um Fett, Schmutz und Silikone zu entfernen. Spüle mit klarem Wasser nach. Wische danach mit Isopropanol oder Silikonentferner über die Fläche. Lass alles komplett trocknen. Dieser Schritt entscheidet über die Haftung – überspringe ihn nie.

Schritt 3: Schleifen – oder reicht Anschleifen?
Bei rohem oder lackiertem Holz: Beginne mit Korn 120, dann 180, optional 220 für besonders glatte Oberflächen. Schleife gleichmäßig, ohne Kanten zu verrunden. Bei Melamin/Kunststoff reicht oft ein Anschliff mit 180/220, um die Oberfläche zu mattieren. Die oft gestellte Frage „ohne Abschleifen streichen?“ lautet daher: Bei intakten, glatten Fronten genügt Anschleifen; strukturiertes Holz oder beschädigte Lacke verlangen einen echten Schliff. Entferne Staub mit Absaugung und anschließend mit Tack‑Tuch.

Schritt 4: Ausbessern und Füllern
Kleine Macken, alte Grifflöcher oder Ausrisse mit Holzspachtel oder 2K‑Feinspachtel spiegelglatt ziehen. Nach dem Trocknen fein mit 180/220 schleifen und entstauben. Bei offenen Poren (Eiche) kannst du porenfüllend arbeiten, um eine klavierglatte Fläche zu erzielen.

Schritt 5: Grundieren (wo nötig)
Auf rohem Holz sorgt ein Holzprimer für gleichmäßige Saugfähigkeit. Auf Melamin/Kunststoff brauchst du einen Haftgrund. Auf bereits lackierten, gut angeschliffenen Fronten kannst du bei hochwertigen Buntlacken teilweise auf Primer verzichten – wenn der Hersteller dies zulässt. Rolle den Primer dünn mit kurzfloriger Rolle, „tipp“ Kanten mit dem Pinsel und arbeite nass‑in‑nass, um Ansätze zu vermeiden. Trocknen lassen, dann leicht mit 220 anschleifen, entstauben.

Schritt 6: Erste Lackschicht
Filtere den Lack durch ein Lacksieb in die Wanne, um Klumpen zu vermeiden. Trage mit Rolle dünn auf, lange Bahnen, ohne zu drücken. Kanten mit dem Pinsel vorlegen, anschließend mit der Rolle verschlichten, damit die Struktur einheitlich ist. Achte auf Raumklima: Kein Durchzug, moderate Temperatur. Vermeide zu dicken Auftrag – dünn lackiert trocknet gleichmäßig und ist runsicherer.

Schritt 7: Zwischenschliff und zweite Schicht
Nach der vom Hersteller angegebenen Trockenzeit (meist 4–12 h) einen sanften Zwischenschliff mit 320/400 Körnung durchführen. Der Zwischenschliff ebnet Staubeinschlüsse und sorgt für Mikroverzahnung der nächsten Schicht. Staub restlos entfernen. Danach die zweite Schicht gleichmäßig auftragen. Je nach Farbe/Deckkraft kann eine dritte dünne Schicht nötig sein – plane lieber dünne Mehrfachaufträge als dicke Einzelgänge.

Schritt 8: Rückseiten, Kanten, Montage
Bearbeite auch Rückseiten, zumindest mit einer Schutzschicht, damit Holz und Trägerplatte ausgeglichen arbeiten. Kanten sind stoßanfällig: arbeite hier mit etwas höherer Sorgfalt und prüfe ggf. eine Kantenversiegelung. Lass die Teile ausreichend aushärten, bevor du sie montierst. Beim Anbau weiche Unterlegscheiben oder Filzpunkte verwenden, damit frischer Lack nicht unter Schraubköpfen leidet.

Schritt 9: Aushärtung und Schonzeit
Wasserbasierte Lacke sind nach Stunden staubtrocken, nach Tagen grifffest, aber erst nach 7–14 Tagen voll belastbar. Gib den Flächen diese Zeit: Keine scharfen Reiniger, keine Magnete oder Deko an frisch lackierten Fronten, keine Fettnebel ohne Abzug. So vermeidest du Abdrücke und Glanzstellen.

Ein Wort zum Sprühen: Wenn du mit einer HVLP‑Pistole arbeitest, führe immer Probeplatten. Verdünnung, Düse, Luftdruck und Distanz abstimmen, bis das Spritzbild stimmt. So reduzierst du Risiken wie Orangenhaut deutlich. Wenn du mit Rolle und Pinsel arbeitest, vermeide „Überrollen“ bereits angetrockneter Partien – das zieht Strukturen in die Fläche.

Techniken (Rolle, Pinsel, Spritzpistole)

Jede Technik hat Stärken. „Spritzpistole vs Rolle vs Pinsel“ ist weniger ein Entweder‑oder als ein Werkzeugmix, der zur Aufgabe passt. Für die meisten DIY‑Küchen ist die Kombination aus kurzfloriger Rolle für Flächen und Pinsel für Kanten das effizienteste Setup. Wer eine nahezu möbelindustrielle Oberfläche will, erreicht sie am einfachsten mit Spritztechnik – erfordert aber geeigneten Raum, Abklebung und Übung.

  • Rolle: Schnell, gleichmäßige Schicht, mit 5–8 mm Flor sehr feines Finish. Minimales Spritzrisiko, gut für Wohnungen. Für „Klavierlack“ ggf. nach dem Rollen „verschlichten“ oder eine dritte, sehr dünne Schicht einplanen.
  • Pinsel: Unschlagbar an Kanten, Profilen, in Falzen. Mit hochwertigen Synthetikborsten entstehen kaum Pinselspuren. Ideal zum Vorlegen, dann mit der Rolle verschlichten.
  • Spritzpistole (HVLP/Airless): Maximale Ebenheit, schnelle Flächenleistung. Erfordert gutes Abkleben, Atemschutz und Feineinstellung (Düse, Druck, Viskosität). Risiko von Overspray und Orangenhaut ohne Vorversuch.

Für perfektes Rollen gilt: Wenig Druck, gleichmäßiges Tempo, Bahnen leicht überlappen und nie in bereits angetrocknete Bereiche zurückrollen. „Nass‑in‑nass“ ist der Schlüssel – halte eine nasse Kante und arbeite zügig von einer Seite zur anderen. Bei sehr großen Fronten können zwei Rollen helfen: eine zum Auftragen, eine zweite leicht trockenere zum feinen Verschlichten.

Für Pinselarbeit: Nimm mittlere Viskosität, tauche nur ein Drittel der Borsten ein, streiche in Faserrichtung bei Holz oder in langen, geraden Zügen bei glatten Trägern. Halte einen zweiten, trockenen Pinsel bereit, um Läufer abzunehmen. Tipp: Lackkanten mit einer leichten „Abzieherbewegung“ glätten, so entstehen messerscharfe Enden ohne Tropfnasen.

Beim Sprühen: Düse und Druck nach Lackhersteller einstellen, meist kleine Düsen für Möbellacke. Viskosität prüfen (Zahnbecher) und bei Bedarf minimal verdünnen. Sprühabstand ca. 15–20 cm, konstante Handgeschwindigkeit, Bahnen 50 % überlappen. „Orangenhaut vermeiden“ gelingt durch dünne, gleichmäßige Schichten, richtiges Klima (keine Zugluft), saubere Oberflächenstaubkontrolle und ausreichend offene Zeit (gegebenenfalls Verzögerer/Retarder laut Hersteller nutzen). Immer Probestück vorweg spritzen – kleine Anpassungen an Druck oder Verdünnung wirken Wunder.

Unabhängig von der Technik gilt: Filtere Lacke, arbeite mit Staubbindetüchern, halte Werkzeuge sauber. Zwischen den Schichten sanft zwischenschleifen – das ist die halbe Miete für spiegelglatte Flächen. Und: Verlasse dich nicht auf „eine dicke Schicht“; das führt fast immer zu Läufern, Trocknungsproblemen und weichen Oberflächen.

Sonderfälle (Melamin, Folie, Arbeitsplatte, Fliesen)

Melaminfronten sind robust, aber heikel für Lacke, weil sie sehr dicht sind. Die Lösung: maximal entfetten, mit Korn 180/220 matt anschleifen und einen spezifischen Haftgrund einsetzen, der für „schwierige Untergründe“ freigegeben ist. Danach lackierst du wie gewohnt mit Acryllack oder 2K‑PU. Vermeide aggressive Schleifscheiben, die Hitze einbringen – das kann die Oberfläche „verschmieren“. Teste an einer Rückseite, ob dein System sauber haftet.

Folienfronten (PVC‑Folie auf MDF) stellen die Frage: streichen – oder Folie runter? Wenn die Folie bombenfest sitzt, kannst du sie mit Anlauger reinigen, fein anschleifen, mit Kunststoff‑Haftgrund grundieren und anschließend lackieren. Löste sich die Folie bereits an Kanten, kann Lack die delaminierte Folie nicht retten. Option A: Folie mit Heißluftfön kontrolliert abziehen, Kleberreste entfernen, MDF spachteln/grundieren und lackieren. Option B: losen Bereiche sauber ausschneiden, Kanten verspachteln und überlackieren – optisch möglich, technisch aber heikler. In jedem Fall empfiehlt sich der Gitterschnitt‑Test an unauffälliger Stelle, um die Haftung zu prüfen.

Arbeitsplatten sind Hochleistungsflächen: Hitze, Schneiden, Fett und Wasser arbeiten täglich dagegen. Streichen ist möglich, wenn du ein robustes System wählst: etwa 2K‑PU oder 2K‑Epoxid als Grundversiegelung, darauf farbiger PU‑Decklack, abschließend eine kratzfeste Versiegelung. Achte auf lange Aushärtung (oft 7–14 Tage) und beherzige: Direktes Schneiden auf beschichteten Platten ist tabu, nutze Schneidbretter. Holzarbeitsplatten kannst du alternativ ölen oder mit 2K‑Klarlack versehen. Für den Kochbereich lohnt ein Hitzeschutz: Metall‑ oder Keramik‑Schutzleisten und hitzestabile Kantenfarbe entlang der Herdkante vermindern Ablösungen durch Temperaturspitzen.

Fliesen im Spritzbereich lassen sich sehr gut renovieren. Schrittfolge: reinigen/entfetten, Silikonfugen entfernen, anschleifen, Fliesen‑Haftgrund, 2–3 dünne Farbschichten (Fliesenlack oder 2K‑PU), anschließend neue Silikonfugen ziehen. Achte auf ausreichende Trocknungszeiten zwischen den Schichten, sonst können sich Zugspuren zeigen. Matte Systeme kaschieren Fugenschatten besser; Glanzlacke betonen die Reliefs. Hinter dem Herd ggf. mit hitzebeständigem Klarlack schützen oder eine Glasscheibe montieren.

Einbauküche mit Folienfront streichen? Ja, das geht – mit Haftgrund und Kunststofflack. Die Haltbarkeit hängt jedoch stark von der Folienqualität ab. Bei Zweifeln führt ein Vorversuch an der Innenseite zu fundierter Entscheidung: Haftung top? Weiter. Haftung mau? Alternative Wege (Folie abziehen, neue Fronten, Magnet‑Paneele) prüfen.

Trockenzeiten, Pflege, Kosten

„Zwischenschliff und Trockenzeiten“ sind die unsichtbare Bühne perfekten Finishs. Lies die Datenblätter deiner Produkte, denn Rezepturen unterscheiden sich. Als Faustregel für wasserbasierte Möbellacke gilt: Staubtrocken nach 1–2 h, schleifbar nach 4–12 h, überlackierbar im Fenster bis 24 h. Danach kann ein tieferer Zwischenschliff nötig werden, um thermoplastische Schichten anzuschneiden. Volle Aushärtung erreichen viele Systeme nach 7–14 Tagen. Halte in dieser Phase Last und Reinigungschemie minimal.

Pflege und Reinigungs‑Tipps: In den ersten Wochen keine Scheuermittel, Mikrokratzschwämme oder aggressiven Fettlöser einsetzen. Stattdessen mildes Spüli, lauwarmes Wasser und weiche Tücher. Heiße Töpfe nie an Fronten lehnen, Fingerfette früh mit mildem Reiniger entfernen. Türpuffer und Filzgleiter mindern Stöße, ein Abtropfschutz an der Spülmaschine verhindert Dampfschäden. Für Ausbesserungen sorgt dein Touch‑up‑Kit: winzige Macken mit feinem Pinsel betupfen, trocknen lassen, ggf. dünn anschleifen und erneut tupfen.

Kosten und Zeitaufwand beim Streichen hängen von Größe, Technik und Produktwahl ab. Für eine Küche mit 12–16 Fronten (ca. 8–10 m² lackierbare Fläche) kalkuliere grob: 1–1,5 l Haftgrund/Primer (falls nötig), 1,5–2 l Möbellack, Abdeckmaterial, Schleifmittel. Materialkosten bei hochwertigen wasserbasierten Systemen liegen häufig zwischen 160–350 €, plus Tools (Rollen, Pinsel, ggf. Exzenterschleifer ausleihen, Sprühgerät mieten). Mit Sprühtechnik steigen die Kosten für Abklebung und Schutz, die Oberfläche wird dafür erstklassig. Zeitlich planen viele Heimwerker ein verlängertes Wochenende: Tag 1 Demontage, Reinigung, Schleifen; Tag 2 Grundierung und erste Lackschicht; Tag 3 Zwischenschliff und zweite Lackschicht; optional Tag 4 dritte Schicht und Montage. Bei Fliesen oder Arbeitsplatten verlängern Aushärtezeiten den Prozess.

Nicht immer brauchst du eine Grundierung: Bei bereits lackierten, sauber angeschliffenen Fronten haften viele hochwertige Buntlacke gut ohne Primer. Unsicher? Herstellerhinweise lesen, Haftprobe machen. Wie viele Schichten Lack? Plane zwei bis drei dünne Schichten, optisch und mechanisch besser als eine dicke. Vermeide Überbehandlung in kurzer Zeit – Lacke müssen gasen und vernetzen, sonst bleiben sie weich.

Ein paar Profi‑Kniffe sparen Nerven: Arbeite in logischen Batches (z. B. immer drei Fronten), halte einen sauberen, staubarmen Raum, wische den Bereich vor dem Lackieren feucht aus, filtere den Lack, klebe bewusst und schäle Krepp im richtigen Moment (leicht feucht oder direkt nach dem Trocknen, je nach Produkt). Entlang der Kochzone lohnt ein Streifen hitzestabile Kantenfarbe oder eine keramische Versiegelung, um die neuralgischen Herdkanten vor Hitze zu schützen.

Checkliste Material + Zeitplan + Quick‑Tipps

  • Material- und Werkzeugliste im Blick: kurzflorige Rolle, Synthetikpinsel, Schleifpapier (120/180/220/320), Abdeckvlies/Folie, Krepp, Entfetter/Isopropanol, Haftgrund (bei Melamin/Kunststoff/Fliese), Möbellack (Acryl/PU), Spachtel, Tack‑Tuch, Atemschutz
  • Zeitplan grob: Tag 1 reinigen + schleifen, Tag 2 grundieren + lack 1, Tag 3 zwischenschleif + lack 2, Tag 4 optional lack 3 + Montage; Aushärtung 7–14 Tage schonend
  • Quick‑Tipps: dünn statt dick lackieren, Staub rigoros managen, Kanten zuerst, Flächen „nass‑in‑nass“ verschlichten, Lack filtern, Raumklima 18–22 °C, 40–65 % r. F., Krepp im richtigen Zeitfenster ziehen
  • Sonderfälle im Griff: Melamin/Folie mit Adhäsionsprimer, Folie vorher Haftung prüfen (Gitterschnitt), Arbeitsplatten nur mit 2K‑Systemen und langer Aushärtung
  • Technikwahl: Rolle + Pinsel für simple, top Ergebnisse; Spritzpistole für höchste Ebenheit und große Flächen – vorher Probestück spritzen
  • Pflege: erste Wochen mild reinigen, Türpuffer und Filzgleiter montieren, Hitze und Dampf an Kanten vermeiden, Touch‑up‑Kit bereithalten (Restlack + Retuschierstift)
  • Kostenrahmen: 160–350 € Material bei 8–10 m² Frontfläche, zusätzlich Tools/Miete; Sprüh‑Setup teurer, aber mit Premiumfinish
  • Extra‑Tuning: hitzestabile Kantenfarbe an Herd und Ofen, magnetische Front‑Inserts für saisonale Farbwechsel ohne Neulack

Diese Anleitung bündelt die „Küche streichen Anleitung“ von der Farbwahl über Schleifen, Grundierung, Lackieren bis zur Pflege – so wird aus deiner vorhandenen Küche in wenigen Tagen ein dauerhaftes, individuelles Unikat. Wenn du die beschriebenen Prozesse beherzigst und dir Zeit für die Vorbereitung und Trockenphasen nimmst, belohnt dich die Oberfläche mit Profi‑Anmutung – ganz ohne Werkstatt.

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