Biedermeier – ein bedeutsamer Begriff in der Kulturgeschichte

Biedermeier – ein bedeutsamer Begriff in der Kulturgeschichte

In Deutschland und Österreich gelten die Jahre von 1815 bis 1848 als Biedermeier. Zu jener Zeit bildete sich im Bürgertum eine typische Kunst aus, die sich vor allem in folgenden Bereichen wiederfand:

  • Literatur
  • Musik
  • Architektur
  • Mode
  • Möbel

In der deutschen politischen Geschichte steht der Biedermeier mit der Restauration in einer engen Verbindung. Die Restaurationszeit schloss sich an den Wiener Kongress an.

Charakteristische Merkmale des Biedermeiers

In allen Bereichen ist die Biedermeierzeit von einer Flucht ins Private und in die Idylle gekennzeichnet. Auch das Streben nach Ordnung findet sich in der Literatur und der Kunst ebenso wieder wie in der Architektur. In der Malerei spielten Porträts sowie die Landschaftsmalerei eine wichtige Rolle. Historische oder gar religiöse Motive gab es jedoch nicht. Der Stil der Kunstwerke erinnert ein wenig an den Realismus, denn oft wirkten die Bilder wie reine Fotografien. Es gibt aber auch Vergleiche mit der späten Romantik, da die Realität meist idealisiert und übersteigert abgebildet wurde.

Der Name „Biedermeier“ und seine Bedeutung

Der Begriff Biedermeier stammt von der ausgedachten Figur Gottlieb Biedermaier. Dabei handelte es sich um einen treuherzigen und doch sehr spießbürgerlichen Mann, der von Adolf Kußmaul und Ludwig Eichrodt erschaffen wurde. Unter seinem Namen veröffentlichten die beiden Autoren zahlreiche Werke, darunter insbesondere Gedichte.

Zunächst hatte der Begriff „Biedermeier“ einen eher negativen Klang. Erst nach der Jahrhundertwende fassten die Menschen ihn überwiegend neutral auf und verwendeten ihn auch für die Bezeichnung der Epoche.

Die politische Situation

Nachdem Napoleon in der Schlacht bei Waterloo versagte und verbannt wurde, setzte man die Beschlüsse durch, die aus dem Wiener Kongress hervorgingen. Europa sollte geordnet werden, um eine Restauration zu erzielen. Dies war nötig, damit jene Verhältnisse wiederhergestellt werden konnten, von denen Europa vor der Französischen Revolution geprägt war.

Für die Politik hatte Fürst Metternich eine große Bedeutung. Er war ein gebürtiger Rheinländer und stand im Dienst des österreichischen Kaisers. Es gelang ihm, die Karlsbader Beschlüsse von 1819 durchzusetzen. Durch sie wurde jegliche politische Betätigung stark eingeschränkt. Alle Veröffentlichungen wurden zensiert. Karl Marx, zu jener Zeit Redakteur der Rheinischen Zeitung in Köln sowie die Literaten wie Georg Büchner und Heinrich Heine emigrierten. Ohne die Karlsbader Beschlüsse hätte die Epoche des Biedermeiers nie stattgefunden.

Abgrenzung zum Vormärz

In der Literaturgeschichte existierte zur Zeit des Biedermeiers eine weitere Epoche: der Vormärz. Es handelte sich dabei jedoch um eine Bewegung, die dem Biedermeier entgegenlief. Das bedeutet, dass beide Epochen völlig andere Ziele verfolgten.

Die Vertreter des Vormärz wie Georg Büchner und Heinrich Heine sehnten sich nach einer strikten Veränderung. Sie strebten im Gegensatz zu den Anhängern des Biedermeiers nicht nach Harmonie und Idylle, sondern nach einer Revolution.

Bedeutende Namen des Biedermeiers

Viele deutsche Namen prägten diese Epoche maßgeblich. Das gilt gleichermaßen für berühmte Maler, bekannte Schriftsteller und auch für Architekten. Wichtige Namen, die zur Zeit des Biedermeier eine Rolle spielten, sind zum Beispiel Eduard Mörike, Friedrich Hegel, Karl Spitzweg, Ludwig Eichrodt, Johann Nestroy, Franz Grillparzer, Ferdinand Raimund und Louis Philippe.

Die Merkmale von Möbeln im Biedermeier-Stil

Die Möbel der Biedermeierzeit waren sehr schlicht, aber dennoch elegant. Die Menschen legten in jenen Jahren nicht soviel Wert darauf, dass ihre Möbel repräsentativ waren, sondern setzten vor allem auf Funktionalität. Bei der Herstellung der Möbel wurde jedoch auf eine hohe handwerkliche Qualität geachtet. Als Furniere dienten oft Hölzer mit schöner Maserung, welche die glatten Oberflächen gut zur Geltung brachten. Beliebte Holzarten waren zum Beispiel:

Häufig findet man heute noch Antiquitäten im Biedermeierstil. Insbesondere kleine und große Schränke, Kommoden, Tische, Stühle und Sessel im Stil des Biedermeiers sind bis heute noch überall auf der Welt erhältlich.

Artikelbild: © Olaf Speier / Shutterstock


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