Ergonomie am Arbeitsplatz – und die Leistungsfähigkeit steigt sofort
Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein wichtiges Thema und signalisiert, dass die Erhaltung und Förderung der Gesundheit im Büro besondere Bedingungen benötigt. Angewandte Ergonomie am Arbeitsplatz bedeutet im Prinzip nichts anderes als gesundheitsfördernde Arbeitsplatzgestaltung – und die tut not.
Keine Frage: Der Arbeitsplatz gerät immer wieder mal ins Visier der Betroffenen – besonders dann, wenn sich verstärkt Nacken- oder Rückenschmerzen einstellen. Der vermeintlich Schuldige ist dann auch schnell ausgemacht: der Computer. Klar, wer von morgens bis abends fast ausschließlich vor dem PC hockt, der sollte sich abends nicht wundern, wenn sich dann verstärkt Rückenschmerzen einstellen: Diese einseitige Körperhaltung bei der Arbeit im Büro führt zu einer Schwächung der Muskulatur im Rücken, aber auch im Bereich des Rumpfs sowie des Bauchs. Das hat zur Folge, dass diese Muskelgruppen immer weniger in der Lage sind, ihre Stützfunktion für die Wirbelsäule ausreichend zu erfüllen. Darüber hinaus führt Bewegungsmangel ohnehin zu einer tendenziellen Verspannung des Rückens. Schmerzen sind dann nicht selten Folge. Eine Optimierung der Arbeitsumgebung ist also notwendig.
Richtig sitzen
Für Arbeitswissenschaftler Dr. Lars Adolph ist denn auch klar: „Das Hauptproblem ist, dass man sich im Büro viel zu wenig bewegt.“ Doch, das ist es nicht allein – auch der Sitzhaltung und -position kommt eine große Bedeutung zu. Adolph gibt zu bedenken: „Wer kerzengerade da sitzt und horizontal auf den Bildschirm sieht, belastet vor allem seine Nackenmuskulatur.“ Ein verspannter Nacken bereitet dann schnell Probleme. Wer erinnert sich nicht noch an das sogenannte „Dynamische Sitzen“ in den 1990er Jahren, als der Gymnastikball zum Sitzen Einzug hielt und sich flächendeckend etablierte. Die heute auf dem Markt erhältlichen ergonomischen Stühle sind in ihrer Wirkung durchaus vergleichbar.
Ergonomie am Arbeitsplatz erfordert besondere Bürostühle, welche die Bedürfnisse der Wirbelsäule optimal berücksichtigen. In Frage kommen Stühle, welche dem Rücken eine wirkungsvolle „Stütze“ bieten. Dies schließt die stabile Unterstützung der Lendenwirbelsäule ein. Dabei sollte sich der obere Rücken bequem anlehnen lassen, ohne ihn einzuschränken. Die Sitzfläche sowie deren Höhe sind für die Ergonomie am Arbeitsplatz ebenfalls von besonderer Bedeutung. Es ist wichtig, dass die Füße Bodenkontakt haben – eventuell kann eine Fußstütze zum Einsatz kommen oder die Sitzhöhe modifiziert werden: Ein Winkel von etwa 90 Grad sollte die Relation von Oberschenkel und Wade zueinander bestimmen. Die Sitzfläche sollte einen geringfügigen Unterschied in der Höhe aufweisen – vorne ein wenig niedriger als hinten. Die Rückenlehne sollte flexibel, die Armlehnen verstellbar sein. Die Rückstellkraft der Rückenlehne ist besonders wichtig: Sie bietet dem Rücken eine wirkungsvolle Stütze in jeder Lage und passt sich so an die Bewegung des Oberkörpers an. Wer auf einem solchen Stuhl sitzt, wird weder nach vorne noch nach hinten fallen. Der Stuhl sollte natürlich über Rollen verfügen, und diese sollten an den jeweiligen Bodenbelag angepasst sein: Harte Rollen bei Teppich(böden), weiche Rolle bei Laminat. Eine gute Federung sollte der ergonomische Stuhl ohnehin aufweisen.
Sich viel bewegen
Klar, die Vorteile ergonomischer Stühle sind unübersehbar: Mit ihren zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich Sitzhöhe, Position der Armlehnen und und und sorgen sie für eine individuelle Anpassung. Diese optimiert nicht nur die Körperhaltung, sondern in der Folge auch die Blutzirkulation. Was kann bei Rückenschmerzen & Co. denn (noch) wirkungsvoll Abhilfe schaffen? Die Zauberformel lautet offenbar: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Das bedeutet: So oft wie möglich aufstehen und sich die Füße vertreten! So lockern sich verkrampfte Muskeln, und der Stoffwechsel kommt auch wieder in Gang – im wahrsten Sinne des Wortes.
Warum also – statt E-Mail – nicht mal dem ein oder anderen Kollegen einen persönlichen „Besuch“ abstatten? Das bewegt ohnehin in der Regel mehr. Und die Mittagspause lässt sich gut zu einem inspirierenden Spaziergang nutzen – dies umso mehr, wenn man qua Home-Office zeitlich recht flexibel ist. Wer nicht immer die Zeit oder Gelegenheit für derlei Aktivitäten – fern des eigentlichen Arbeitsplatzes – findet, der sollte wenigstens seine Sitzposition zwischendurch häufig variieren: Der Wechsel von einer aufrechten über eine minimal nach vorne gebeugte bis hin zu einer nach hinten gelehnten Haltung tut der Wirbelsäule gut, und der Rücken entspannt. Dies wirkt sich gleichzeitig positiv auf Konzentration und Leistungskraft aus. Auch der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen – natürlich im Verbund mit ausreichend Bewegung – ist eine weitere effektive Möglichkeit der Prophylaxe von typischen Büroleiden.
Am besten: Richtig sitzen und sich viel bewegen
Keine Frage: Ein guter ergonomisch geformter Stuhl schränkt einen bei der täglichen Arbeit im Sitzen kaum ein – er erlaubt ein Maximum an Bewegungen und beugt auf diese Weise Versteifungen wirkungsvoll vor. Ein Lockern der Schultern genauso wie deren Heben und Senken sowie Kreisen – mal einzeln, mal zusammen – kann zwischendurch schon große Wunder wirken. Das bringt garantiert einen neuen Energieschub. Wenn dazu noch ein paar Atemübungen kommen, dann fühlt man sich fast wie neugeboren.
Doch Vorsicht: Der ergonomische Stuhl ersetzt nicht das tägliche Mindestmaß an Bewegung. Selbst wer glaubt, den perfekten ergonomischen Stuhl fürs Büro gefunden zu haben und auch meint, von diesem Stuhl aus, (fast) alle Angelegenheiten erledigen zu können, der sollte – der muss – zwischendurch immer wieder aufstehen und sich bewegen. Das bringt nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern ebenso die Gedanken.
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