Das Mansarddach
„Der Tee ist serviert, Mylady!“ Wer denkt nicht sofort an Film-Klassiker wie „Ein Haus am Eaton Place“ oder „Downtown Abby“, wenn er eine schöne Villa mit Mansarddach sieht, die von weitem schon behagliche Gemütlichkeit und Noblesse ausstrahlt. Das Mansarddach ist eine klassische, elegant geschwungene Dachform, bei der die Dacheindeckung im unteren Teil abgeknickt ist und so dem Haus von der Frontseite den optischen Eindruck verleiht, es hätte gleichsam einen schmückenden Hut aufgesetzt.
Wenn es irgendeine Dachform gibt, die direkt an den Glanz vergangener Zeiten erinnert – und dennoch unerhört praktisch und zeitlos modern ist durch die Schaffung zusätzlichen Wohnraums, dann handelt es sich mit Sicherheit um das Mansarddach. Die Vorteile dieser charmanten, hochherrschaftlich anmutenden und dennoch zweckdienlichen Dachform sehen Sie im Folgenden auf einen Überblick.
Was zeichnet das Mansarddach aus?
Das Mansarddach ist architektonisch gesehen ein Sparrendach mit stehendem oder liegendem Dachstuhl und Dachflächen, die im unteren Bereich abgewinkelt sind, sodass dieser Teil eine hohe Steilheit aufweist. Das Mansarddach verfügt grundsätzlich über abgeknickte eingedeckte Flächen im unteren Teil, die entweder nur an der Frontseite, an den beiden Giebeln oder aber rund um das Dach an allen vier Seiten (das sogenannte Mansardwalmdach) vorkommen.
Der optische Eindruck eines „gut behüteten“ Hauses ist typisch für die Architektur des Barocks und der gehobenen bürgerlichen Bauweise in Europas Städten, weshalb die Mansarde im Dachstuhl oft kennzeichnend war für ein vornehmes Haus mit sozial und ästhetisch anspruchsvollen Bewohnern.
Geschichte des Mansarddachs
Das Mansarddach ist benannt nach dem französischen Architekten Francois Mansart (1598-1666) und dessen Neffen Jules Hardouin-Mansart (1646-1708), der ebenfalls im Architekturfach tätig war und zahlreiche prunkvolle Gebäude in Paris entworfen hat, wo das Mansarddach schnell zu einem Synonym für vornehme Baukultur wurde. Tatsächlich hat diese spezielle Dachform seit dem 18. Jahrhundert und weiter bis in die Gegenwart hinein eine große Beliebtheit bei Adligen und beim gehobenen Bürgertum und einen großen konjunkturellen Aufschwung erlebt, der sie zum stilistischen Kennzeichen des bürgerlichen Barocks werden ließ.
Heute gibt es wieder viele Hausbesitzer und Bauherren, die ganz bewusst nach Bestandsimmobilien mit Mansarddach suchen, oder die gezielt bei einem Neubau ein solches Dach anlegen lassen wollen, weil ihnen die Mansarde gut gefällt. Die Vorteile des Mansarddachs sind, neben der überaus gefälligen Optik, die noch heute das Flair vergangener großer Zeiten atmet, auch die einer Schaffung von zusätzlichen Räumen unter dem Dach unter der Mansarde.
Hier wurden im 17., 18. und 19. Jahrhundert traditionell die „Dienstbotenzimmer“ untergebracht, doch heute, bei veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen, dient der Extra-Wohnraum in luftiger Höhe nicht dem Hauspersonal, sondern einem zusätzlichen Hobbyraum, einem Atelier oder Musikzimmer, was für viele Eigenheimbesitzer eine attraktive Option ist und das Mansarddach zum unschlagbaren Element macht.
Verbreitung
Das Mansarddach war ab dem 18. Jahrhundert zahlreich in ganz Europa verbreitet und stellte insbesondere in den Villenvororten der Großstädte wie Paris, London, München, Hamburg oder Berlin die kennzeichnende Architektur des gehobenen Bürgertums oder auch des aufstrebenden Finanzadels – man denke auch an die zahlreichen Neureichen durch Fabrikbesitz – darstellte. Auch einige Prunkbauten in Paris, wie Museen und repräsentative Häuser für Kunst, oder die berühmte Orangerie beim Schloss Charlottenburg, wurden eigens im Mansardstil erbaut, um optisch einen positiven Eindruck zu erwecken und auf den Betrachter gepflegte Eleganz zu verströmen.
Nach den beiden Weltkriegen wurde es relativ still um die Dachform der Mansarde, denn sie galt vielen als altmodisch und wurde auf dem Haus-Markt nur noch selten nachgefragt. Erst in den 1980er- und 1990er-Jahren und dem damit einhergehenden Bau-Boom wurde die Dachform der barocken Vergangenheit wieder entdeckt und in modernerem Gewand und neuen Dacheindeckungen neu gestaltet, denn man erkannte, dass sie zeitlose Gemütlichkeit ausstrahlt und einen reizvollen Kontrast zum Hightech-Bau-Trend aus klaren, oft kargen Formsprachen setzte.
Auch aktuell gibt es wieder eine Renaissance dieser gediegen wirkenden Form des Daches – auch heutige Bauunternehmen und sogar Anbieter von Fertighäusern bieten die Dachform „Mansarde“ an, weil die Nachfrage nach diesem zeitlosen Klassiker der Architektur wieder gestiegen ist.
Varianten & Unterformen des Mansarddachs
Die Mansarddächer sehen alle gleich aus? Weit gefehlt, denn die immer wieder beliebte Bauform der Mansarde ist unerhört vielseitig und kann verschiedene Erscheinungsformen annehmen. Generell ist ein Mansarddach eine Zwischenform zwischen dem klassischen Satteldach und dem rundum abgeknickten Walmdach, wenn es sich um ein Mansardwalmdach handelt. Wie bereits erwähnt, gibt es beim Mansarddach architektonisch drei verschiedene Typen:
- Das klassische Mansarddach als Satteldach mit lediglich an der Frontseite des Hauses abgeknickten Dachflächen, welches zugleich die einfachste Form der Mansarde darstellt.
- Das Mansardgiebeldach mit eingeknickten Flächen an den beiden Giebelseiten, welches schon eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Mansarddachs darstellt.
- Das Mansardwalmdach, welches wie ein Walmdach die steile Steigung im unteren Teil der Dachflächen rund ums Dach aufweist an allen vier Seiten aufweist.
Zusätzlich gibt es noch eine vierte Variante, bei der eine Seite als normaler Giebel gestaltet ist und die drei anderen Seiten abgeknickt sind – diese Variante hat in der Architektur keinen besonderen Namen und kommt selten vor, verdient aber auch eine Erwähnung unter Mansarddächern.
Ob man sich nun bei der Auswahl vom Dach mit dem eleganten Knick an den Dachflächen nun für ein klassisches Mansarddach, das häufig vorkommt, ein schickes Mansardgiebeldach oder ein selteneres, aber auch sehr elegantes rundum an allen vier Dachseiten leicht oder steil abgeschrägtes Mansardwalmdach entscheidet, hängt vom persönlichen Geschmack, vom Angebot – und natürlich auch vom eigenen Geldbeutel ab.
Die konkreten Kosten von Mansarddächern in ihren unterschiedlichen Ausführungen beim Bauen des Eigenheims oder auf der Suche nach der Traum-Immobilie im aktuellen Angebot wollen wir uns im Folgenden ansehen.
Kleine Kostenrechnung zum Mansarddach
Was kostet ein Mansarddach? Die Kosten sind grundsätzlich etwas höher als beim herkömmlichen Satteldach, da die Konstruktion mit Dachsparren und zusätzlicher Abschrägung der unteren Dachflächen aufwändiger ist und sich die Herstellung mit den Kosten für Isolierung und der Qualität des verwendeten Materials deutlich steigert.
Wer also sparen möchte und neu bauen will, für den ist das herkömmliche Satteldach in einfacher Ausführung sicher die preiswertere Variante, da bei Mansarddächern generell eine höhere Preisgestaltung typisch ist, weil die Handwerker mehr Zeit investieren und im Regelfall auch das Material hochwertiger sein muss. Da Mansarddächer zudem vom Grundsatz her nichts für sehr kleine Einfamilienhäuser sind, sondern eher für Zweifamilienhäuser oder Villen, haben wir im folgenden konkreten Kosten-Beispiel mit einer größeren Dachfläche von 280 m² gerechnet.
Die Kosten für die Erstellung des aufwändigeren Dachstuhls sind hierbei ebenso berechnet wie die Eindeckung des Dachs mit Schindeln oder Dachziegeln, die nicht unter 40 €/m² zu erhalten ist. Zusätzlich wird der Kostenpunkt für die Dach-Isolierung mit einkalkuliert, da auch hier ein höherer Bedarf besteht.
Kostenübersicht | Preis |
---|---|
Dachstuhl | 25.000 EUR |
Eindeckung | 18.000 EUR |
Wärmedämmung | 17.000 EUR |
Gesamt | 60.000 EUR |
Die entsprechenden Kosten können natürlich durch die Eingabe der realen Größenverhältnisse der Dachfläche nach oben oder unten korrigiert werden. Die abschließende Frage lautet: lohnt sich die Investition in dieses Dach? Diese Frage würden viele stolze Hausbesitzer mit „ja“ beantworten, denn das Mansarddach ist etwas für Liebhaber von Stil und Klassik – und schafft nebenbei das Wohngefühl in der Mansarde, was ein wahres Platz-Wunder im Eigenheim darstellen kann und somit Freiraum bietet, der sich fantastisch anmutet, wenn die Familie Zuwachs erhält oder sich die Lebensbedürfnisse wandeln.
Diese so traditionelle Dachform wächst nämlich gleichsam mit und erlaubt es so dem Eigentümer, auch zukünftige Bedürfnisse beim Wohnen und Leben flexibel abzudecken. Das lohnt dann auch wiederum für Viele die höheren Kosten, die durch die aufwändige Architektur der Mansarde entstehen können.
Vorteile und Nachteile des Mansarddachs
Das Mansarddach hatte in der Geschichte einen steuerlichen Vorteil, da man Steuern auf Vollgeschosse erhoben hatte – da die Fläche der Mansarden aber technisch gesehen kein Vollgeschoss war, hatte der Hausbesitzer weniger Kosten ans Finanzamt abzuführen. Diese Regelung ist natürlich veraltet, doch die Mansardform bei Dächern hat auch heute noch zahlreiche Vorteile, die ansprechend sind.
Zum einen wirkt sie optisch ausgesprochen vornehm und kann rein Anwesen stark verschönern und ihm einen besonderen Touch geben, der vielen Ästheten unter den Hausbesitzern entspricht. Zum anderen gibt es ganz klar praktische Vorteile, denn die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum unter dem Dach führt zu einer generellen Aufwertung der Immobilie und oft zu mehr Lebensqualität, denn die Haus-Wohnfläche wird optimiert und man praktiziert unter dem Dach das gerade jetzt wieder beliebte „Wohnen hoch drei“.
Ein Problem ist jedoch für viele heutige Hausbesitzer die schwierige oder manchmal unmögliche Anbringung von Photovoltaik auf dem Dach, die den Wunsch nach selbsterzeugter Energie in der Praxis erschwert. Das ist ein Thema, mit dem sich die Erfinder dieser Dachform, die Herren Mansart im 17. Jahrhundert, natürlich nicht haben, hätte die Gewinnung von Strom aus Sonnenkraft doch noch als Magie gegolten – dennoch, für uns heute spielt die Frage nach erneuerbaren Energien am Eigenheim eine große Rolle.
Denn durch die steile Abknickung des Dachs im unteren Teil der Dacheindeckung ist die verfügbare Fläche, um Sonnenkollektoren anzubringen, beim Mansarddach und insbesondere auch beim Mansardwalmdach viel geringer als bei anderen Dachformen und kann das Vorhaben des Eigentümers, mit Photovoltaik „aufzurüsten“, zunichtemachen.
Hier ist auf jeden Fall die Planung mit einem guten Architekten vonnöten, der entscheidet, was aus statischen Gründen möglich ist. Die Frage, ob überhaupt Photovoltaik an einem Mansarddach angebracht werden kann, ist daher nicht pauschal zu beantworten.
Vorteile eines Mansarddachs
- Exklusive Optik
- Stabile Konstruktion
- Leichter Einbau von Fenstern
- Viel Wohnraum unter dem Dach
Nachteile eines Mansarddachs
- Höhere Fertigungskosten
- Höhere Instandhaltungskosten
- Mitunter wird eine Baugenehmigung nicht erteilt
Bauweise der Mansarde
Wie entsteht ein Mansarddach eigentlich architektonisch und wie müssen wir uns das praktische Bauen einer solchen aufwändigen und exklusiven Dachform vorstellen? Betrachten wir einmal Bauweise, Material, Dämmung und Flächenausnutzung im Überblick.
Das Mansarddach wird grundsätzlich als sogenanntes Sparrendach konstruiert, bei dem die Dachpfetten dort angesetzt werden, wo die Dachneigung angesiedelt ist und die Dachfläche nach Unten abknickt. Die Konstruktion wird durch tragende Balken, sogenannte Kehlbalken aus Holz gestaltet und ebenfalls aus stabilen Pfetten aus Holz, so dass eine sehr haltbare und dauerhafte Dachkonstruktion entsteht.
Der schwierigste Teil beim Bauen von Mansarddächern ist der Übergang von der flachen Dachneigung zu den steil abfallenden Seiten der Konstruktion vorn oder vorn und an den Giebeln oder an allen vier Seiten (Mansardwalmdach), weil hier unterschiedliche Dachpfannen verwendet werden müssen, um das Gewicht zu tragen, oder auch eine besondere Art von Dachpfannen, die beide Belastungen gut aushalten.
Zusätzlich werden Dämmplatten aus Isoliermaterial im Dach eingesetzt, damit die so entstehende Mansarde in Zukunft über die optimale Wärmedämmung verfügen kann. Insgesamt ist die Konstruktion eines Mansarddachs vom Bauen des Dachstuhls bis zur Isolierung aufwändiger wegen der verschiedenen Elemente, die hier verwendet werden müssen, um die Statik der unterschiedlichen Neigungswinkel des Dachs tragen zu können.
Gut zu wissen
Alles „unter Dach und Fach“, wie der Volksmund sagt, hat man als Eigentümer bekanntlich erst, wenn man das Dach richtig gesichert und optimal versichert sowie gepflegt hat. Was es beim Mansarddach so alles in der Praxis zu beachten gibt, sind konkrete Aufgaben bei der Pflege und Instandhaltung, sowie der entstehende Wohnraum.
Grundsätzlich gilt: eine aufwändigere Dachkonstruktion, wie es eine Mansarde darstellt, ist teurer in der Anschaffung oder Herstellung, aufwändiger ebenfalls in der Pflege von außen durch die Reinigung der Dacheindeckung und gegebenenfalls auch bei Reparaturen eine schwierigere Grundlage. Die Bewohnbarkeit der Mansarde ist jedoch ein großes Plus bei diesem Dach, denn hier entsteht ein zusätzliches Geschoss mit viel Wohnfläche (praktisch die ganze Grundfläche des Dachstuhls), ohne dass eine eigene Etage konzipiert werden muss – und das Schönste ist, dass durch die geringe Dachneigung im unteren Teil fast keine Schrägen an der Wand vorhanden sind.
Man kann sich unter der Mansarde also fast wie in einem Vollgeschoß fühlen – ohne das romantische, aber für manche lästige Gefühl der „drückenden“ Dachschräge über dem Kopf.
Fazit
Wer gern stilecht wohnen möchte, bevorzugt gern ein Haus mit Mansarddach, denn die im unteren Teil abgeknickten Dachflächen sorgen für ein elegantes Aussehen – und zusätzlichen Wohnraum in der Mansarde. Diese historisch so bekannte Dachform mit dem „Schick durch Knick“ am Dach hat bereits den bürgerlichen Barock geprägt und ist auch heute, in einer moderneren Erscheinungsform, für viele anspruchsvolle Hausbesitzer das Nonplusultra an Charme und Stil.
Die Kosten für ein Mansarddach bewegen sich zwischen 50.000-60.000 € bei einer Dachfläche ab 150 Quadratmetern, sind aber für viele Eigenheimbesitzer durchaus gerechtfertigt, da durch die Mansarde ein zusätzlicher attraktiver Wohnraum entsteht, ohne dass hierfür ein eigenes Geschoss angebaut werden müsste.
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