Das Pultdach

Das Pultdach

„Schüler Pfeiffer mit drei f!“ Wer denkt nicht sofort an die unsterbliche Komödie der „Feuerzangenbowle“ mit ihren herrlichen Sketchen über das Schülerleben, wenn er Begriffe wie Pult, Tafel, Kreide hört? Das sogenannte Pultdach ist eine moderne Dachform, die sich optisch tatsächlich an ein Pult anlehnt, und zwar an ein solches, an dem vor Jahrzehnten der „Schüler Pfeiffer mit den drei f“ tatsächlich gesessen haben könnte.

Grundmodell dieser Dachform ist nämlich eine steil aufragende Kante, so wie man sie früher bei den altmodischen Pulten hatte, die man auf- und zuklappen konnte. Doch das Pultdach als neue architektonische Ausdrucksform ist keineswegs alt, sondern hochmodern und hat in seiner klaren und bestimmten Formensprache ein bekanntes Element aufgegriffen, das – auf ein Haus aufgesetzt – geradezu futuristisch und zukunftsweisend wirkt.

Nicht nur optisch macht das Pultdach etwas her, sondern es schont auch den Geldbeutel, denn es ist grundsätzlich preiswerter beim Bauen als ein klassisches Satteldach. Der geringe Kostenfaktor, der Sparer-Herzen erfreuen kann, und die gefällige Designseite machen Pultdächer heute zu einem viel gesehenen Objekt und geradezu zu einem neuen Standard in Neubau-Gebieten, wo das formschöne Dach mit der schräg geneigten Dachfläche schon viele Nachahmer findet.

So kommt es, dass das Pultdach vom Newcomer schnell zum Klassenbesten unter den Dächern werden konnte… Doch welche konkreten Vorteile, aber auch welche Besonderheiten es bei dieser Dachform zu beachten gibt, schauen wir uns im Folgenden näher an. Passen Sie gut auf, denn es wird nachher ein Test geschrieben! Nein, natürlich nicht, aber Sie erhalten wertvolle Tipps, wenn Sie sich die Pro- und Contra-Seite dieses Erfolgsmodells genauer anschauen.

Was zeichnet das Pultdach aus?

Das Pultdach ist die einfachste Dachform, die es derzeit gibt: es besteht nur aus einer einzigen Dachfläche, die das gesamte Dach bildet, und deren Unterkante die Traufe bildet, während die Oberkante den Dachfirst darstellt. Ein solches Dach ist durch die Einseitigkeit der Dachfläche gekennzeichnet und kann, da die beim Satteldach zweite Dachfläche fehlt, wesentlich leichter und auch preiswerter gebaut werden.

Optisch ist der Dachfirst eines Pultdachs meist an der Frontseite des Hauses zu finden, so dass das ganze Anwesen wirkt wie eine einladend offene Immobilie; die Wand, die am First anschließt, wird in der Architektur auch die „hohe Wand“ genannt. Doch es gibt auch Pultdächer, deren Dachfirst von der Frontseite des Hauses gesehen versetzt integriert wird, oder sogar Dächer, die mehrere Pultdächer nebeneinander aufweisen.

Geschichte des Pultdachs

Das Pultdach ist eine moderne Dachform und hat insofern keine lange und ausgedehnte Vorgeschichte, die weit in die Epochen vergangener Zeiten zurückreichen würde. Es kam in der Masse erstmals Ende des 20. Jahrhunderts auf und machte aufgrund seiner einfachen Konstruktion und seines überschaubaren Preises schnell einen Siegeslauf rund um die Welt.

Pultdach

Pultdach / Pichler Haus

Allerdings gibt es einen großen Unterschied: wenn wir vom modernen Pultdach sprechen, sprechen wir von Dachformen für Privathäuser, für Einfamilienhäuser oder Zweifamilienhäuser oder moderne Villen. An Sakralbauten, also an religiösen Gebäuden wie Kirchen und Klöstern, finden sich Pultdächer schon im späten Mittelalter, zum Beispiel als einfache Bedachung von Seitenflügeln von Kathedralen wie in Sankt Viktor in Sambreville, Belgien.

Denn die Architekten des Mittelalters wussten bereits genau, dass man auch mit nur einer Dachfläche, die geneigt ist an eine größere Gesamtkonstruktion, ein dauerhaftes und tragfähiges Dach bauen kann. Viele früh- und spätmittelalterliche Sakralbauten haben angegliederte Gebäudeteile, die mit pultartigen Dächern versehen sind, und so ist aus der Baugeschichte der Kirchen und Basiliken das Pultdach nicht wegzudenken, da es eine einfache Möglichkeit darstellte, umfangreiche Bauten um Erker oder andere Elemente zu ergänzen und diese aufwandsarm zu bedachen.

Es stimmt also nicht ganz, wenn wir das Pultdach als typisch moderne Dachform bezeichnen, denn Vorläufer gab es in der Sakralarchitektur schon seit Jahrhunderten, und diese haben sich durch ihre hohe Dauerhaftigkeit und Robustheit bestens bewährt und den Test der Zeit bestanden.

Was neu ist, ist jedoch, dass man heute in der Architektur ein Stilelement aus einer anderen Gebäude-Kategorie nun für das Bauen von Privathäusern benutzt und statt separater Gebäudeteile anzugliedern, das Pultdach einfach auf die gesamte Grundform des Hauses aufsetzt. Und hier, im privaten Wohnen, macht das Pultdach als kürzlich neu aufgelegtes Element aus dem sakralen Bauen eine ganz ausgezeichnete Figur.

Verbreitung

Pultdächer sind aktuell aus der Kultur der privaten Neubauten nicht wegzudenken, denn immer mehr Bauherren sprechen sich für dieses einfache, preiswerte und doch optisch so ansprechende Dach aus. Insofern finden Pultdächer heute eine große Verbreitung überall dort, wo gerade gebaut wird, und es gibt auch bereits zahlreiche neue Siedlungen, deren Aussehen durch diese markante Dachform dominiert wird.

Musterhaus-Siedlungen und Firmen, die Fertighäuser anbieten, haben immer öfter auch Gebäude mit Pultdächern im Angebot oder zum Anschauen direkt im Musterhaus-Park, denn diese Dachform gehört mittlerweile zu den am meisten nachgefragten Modellen. Ferner finden wir Pultdächer auch bei Garagen, Carports und bei vielen industriellen Gebäuden, sowie bei zeitgenössischen Fabriken, Produktionsstätten und Lagerhallen, wo es auf eine leichte und preiswerte Bedachung ankommt.

Das wandelbare Dach mit der einfachen Konstruktion findet immer mehr Eingang in unseren Alltag und unser Wohnen. Insofern können wir davon ausgehen, dass das musterhafte Dach mit nur einer Dachschräge auch in Zukunft viele Liebhaber unter den Bauherren finden wird, und sich sein hoher Verbreitungsgrad von daher auch noch erheblich steigern wird.

Varianten & Unterformen des Pultdachs

Trotz der Verwendung von pultartigen Bedachungen bei Industrie und Handel, das Pultdach ist und bleibt heute ein Vorzugsobjekt modernen Wohnungsbaus im Privatbereich. Wer an Pultdächer denkt, hat daher sogleich das Bild eines Privathauses im Hinterkopf, das einladend durch eine offen wirkende Frontseite, an der sich der Dachfirst befindet, den Betrachter zum Verweilen animiert.

Das Pultdach hat historisch gesehen zwar viele Verwendungs- und Einsatzmöglichkeiten bei Kirchen und Kathedralen, später auch bei Industriegebäuden und Lagerhallen gehabt, aber wenige Varianten in seiner eigentlichen Konstruktion. Die einzige in der europäischen Geschichte bekannte Spielart dieser Dachform ist das Ringpultdach, das bei einigen repräsentativen Gebäuden wie Zentralbauten oder Rotunden ab der frühen Neuzeit eingesetzt wurde.

  1. Das Pultdach in seiner architektonischen Grundform als einseitig geneigtes Sparrendach mit nur einer Dachfläche.
  2. Das Ringpultdach mit kreisförmigem Grundriss, bei dem Pult-Elemente rings um die Kreismitte angesetzt werden.

Pultdächer der ersten Kategorie finden wir aktuell zahlreich im privaten Wohnungsbau sowie auch bereits seit Jahrhunderten bei Sakralbauten und aufwändigen Villen zur Überdachung von Erkern und anderen angegliederten Gebäudeteilen. Das Ringpultdach stellt für sich genommen eine eigene architektonische Dachform dar und wird in Form von einem Kegelstumpf auf eine kreisförmig angelegte Grundfläche aufgesetzt, sodass die pultförmigen Dachflächen sich in harmonischer Anordnung rings um einen Kreis gruppieren und das Haus von allen Seiten abdecken.

Ein Ringpultdach hat weder einen Dachfirst, noch einen Giebel oder Ortgänge. Es wurde und wird gern bei repräsentativen Gebäuden verwendet, um den Eindruck eines allseits offenen, für viel Lichteinfall prädestinierten Raumes zu erschaffen, der durch die Dachform optisch herausgehoben wird.

Kleine Kostenrechnung zum Pultdach

Was kostet ein Pultdach? Preislich ist der moderne Star unter den Dachformen günstiger als ein Satteldach, denn hier wird nur mit einer einzigen, wenn auch sehr großen Dachfläche gearbeitet und die Konstruktion ist dementsprechend weniger aufwändig – und weniger teuer.

Der Dachstuhl ist preiswerter als bei Dachformen, bei denen zwei oder vier Dachflächen gegeneinander geneigt und mit Sparren und Pfetten verstärkt werden – hier wird lediglich ein einfaches Sparrendach mit einer Neigung errichtet. Den Konstruktions-Unterschied sieht man am Preis. Wir berechnen im Folgenden den Preis für ein Pultdach auf einer Dachfläche von 75 Quadratmetern, was einem kompakten Einfamilienhaus entspricht.

    KostenübersichtPreis
    Dachstuhl10.000 EUR
    Eindeckung 3.000 EUR
    Wärmedämmung 7.000 EUR
    Gesamt20.000 EUR

Um Pultdächer zu bauen, benötigt man weniger Zeit, Energie und Material als bei anderen, herkömmlichen Dachformen: das senkt effektiv die Kosten, so dass Bauherren weniger tief in die Tasche greifen müssen und das Ersparte besser an anderen Stellen im Haus investieren können. Im Durchschnitt rechnet man zwischen 40-50 €/m² beim Bauen von solchen Dächern im Gegensatz zu 60-80 €/m² beim Satteldach, zumal die stützende Mittelpfette wegfallen kann.

Ein zusätzlicher Sparvorteil von diesem beliebten Dach, das optisch je nach Grad der Neigung sogar an ein Flachdach erinnern kann, liegt in der Dacheindeckung, denn hier kann neben bekannten hochwertigen Dacheindeckungen wie Schiefer und Ziegel auch preiswertes Material wie Dachpappe und Wellblech genutzt werden.

Vorteile und Nachteile des Pultdachs

Die Vorteile des Pultdachs sind schnell aufgezählt: es ist einfach zu konstruieren, meist wesentlich preiswerter als ein Satteldach, und in den Augen vieler zugleich auch die formschönere Alternative zu anderen Dachformen. Im Sommer bietet das Pultdach eine gute Verschattung, und sofern es auf die Wetterseite aus ausgerichtet ist, hält es Wind und Regen sowie Schnee zuverlässig ab, was für viele ein weiterer Pluspunkt ist.

Ein zusätzlicher Vorteil dieser Dachform ist die bequeme Wohnraumnutzung, die unter dem Dach möglich ist, denn da die Dachneigung von Pultdächern meist nur einen geringen Grad ausmacht, kann viel Wohnraum in der Höhe eines Vollgeschosses entstehen. Hinzu kommt, dass das Pultdach optisch zu den meisten Neubauten auch tatsächlich besser passt, da die Formensprache unserer Zeit gerade Linien statt geschwungener bevorzugt und insofern ein „kantiges“ Dach mit nur einer Dachfläche besser zum Gesamteindruck passt als ein nostalgisches Dach mit geneigten und geschrägten Dachflächen wie ein Walmdach oder Krüppelwalmdach.

Allerdings hat die moderne Architektur mit ihrer Vorliebe für die klar geometrisch-oktogonale Form auch einen Nachteil, denn Häuser in diesem Stil sieht man sehr oft – und kann sich daran satt sehen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Kantenabdichtung von Pultdächern mit größter Sorgfalt geschehen muss – wo das nicht der Fall ist, wird die Dachkante an der Wetterseite schnell undicht und kann hohe Reparaturkosten nach sich ziehen.

Im Unterhalt ist ein solches Dach zwar nicht teurer als andere Dächer, jedoch muss die potentielle Schwachstelle Dachkante immer im Auge behalten werden, damit bei Undichtigkeit sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden können – aufgeschobene Sanierungs-Maßnahmen können ins Geld gehen.

Vorteile eines Pultdachs

  • Preiswerte Konstruktion
  • Gefällige und moderne Optik
  • Wohnraumnutzung als Vollgeschoss

Nachteile eines Pultdachs

  • Starke Aufheizung im Sommer
  • Höhere Isolierung im Dachgeschoss nötig
  • Kantenabdichtung kann problematisch werden

Bauweise beim Pultdach

Wie unterscheidet ein Pultdach architektonisch vom Satteldach, das als die Grundform der Dächer gilt? Wie schon gesagt, besteht das Pultdach nur aus einer einzigen Dachfläche, welche an ihrer Unterkante die Traufe, an der Oberkante den First bildet. Auf die Mittelpfetten kann verzichtet werden und das Sparrendach als solches reicht aus, um tragfähig zu sein.

Der Neigungswinkel kann 25 bis 40 Grad betragen, was das Pultdach zu einer Art erhobenem Flachdach macht. Das Pultdach wird über der gesamten Fläche konstruiert und bildet von der Frontseite meist so etwas wie eine offene Kante. Durch den meist geringen Neigungswinkel der Pultdächer, der um die 30 Grad oder sogar weniger betragen kann, entsteht ein optisch einladender Eindruck, fast wie bei einem Flachdach, der für viele die Visitenkarte des Hauses ausmacht.

Gut zu wissen

Haben Sie gut aufgepasst? Das Pultdach ist in vieler Hinsicht gleichsam der Klassenbeste unter den Dacharten, denn es kostet in der Konstruktion weniger als der Dach-Klassiker, das Satteldach, ist einfach zu dämmen und zu isolieren und kann zudem das Wohnen unter dem Dach in Form von einem Vollgeschoß ermöglichen.

In Pflege und Unterhalt ist ein solches Dach nicht aufwändiger, sogar aufgrund des geringen Neigungswinkels manchmal unkomplizierter als andere Dächer. Die Ausrichtung von Pultdächern spielt jedoch eine große Rolle: grundsätzlich richtet man das Dach zur Wetterseite eines Hauses aus, um Wind, Schnee und starken Regen besser abzuhalten, also nach Nordwest.

Wenn das Pultdach jedoch zur Gewinnung von Solarenergie genutzt werden soll, was sehr gut gemacht werden kann, sollte die Ausrichtung natürlich zur Sonnenseite hin sein, also nach Süden oder Südost. Bei einer Anbringung von Fotovoltaik ist darauf zu achten, dass der Neigungswinkel vom Dach auf der Sonnenseite auch die optimale Gewinnung von Sonnenlicht garantiert, und das ist bei einer Ausrichtung auf 32 Grad der Fall.

Fazit

Pultdächer sind heute aus der Architektur nicht mehr wegzudenken und stehen in hoher Nachfrage bei Bauherren, denn sie sind sehr formschön, modern und preiswert. Die Konstruktion von Pultdächern liegt von den Kosten her deutlich unter der von einem Satteldach und nochmals deutlich unter der von Dachformen wie Mansarddach oder Walmdach. Insofern hat das Pultdach den Preisvorteil für sich, mit zwischen 12.000 – 15.000 Euro für 75 Quadratmeter Dachfläche oder rund 50 €/m² zu den günstigsten Modellen zu gehören.

Zudem bietet es eine sehr gute Verschattung im Sommer und einen großzügigen Wohnraum direkt unter dem Dach, der zumeist auch als Vollgeschoss bewohnt werden kann. Ein Nachteil für Häuser mit Pultdach ist, dass sich das Obergeschoß im Sommer sehr stark aufheizen kann, was eine stärkere Dämmung mit entsprechenden Kosten nötig macht.


Grafik / Illustration vom Pultdach: © Heimhelden.de
Bild im Artikel: Pichler Haus / commons.wikimedia.org
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2 Kommentare

  1. Svenja Miess 18.11.2019 11:25 Uhr

    Wir haben beim Unternehmen für Industriebedachungen für ein Pultdach angefragt. Wie Sie bereits zu Beginn ausführen, ist dieses Dach durch seine moderne Bauweise geprägt. Dies passt exakt auch zu unserem Firmenimage. Vielen Dank für Ihren Beitrag zum Pultdach.

    direkt antworten
  2. Estefania Garosz 11.12.2019 07:11 Uhr

    Für unser neues Haus haben wir uns auf ein Pultdach geeinigt. Wie Sie bereits anführen, ist dies grundsätzlich preiswerter als ein Satteldach. Ich denke, dass wir mit dem Dachdecker nochmal besprechen werden. Vielen Dank für die vielen Infos zum Pultdach.

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