Tiny House: Kosten & Tipps worauf Sie achten müssen!

Tiny House: Kosten & Tipps worauf Sie achten müssen!

In Zeiten von Umwelt- und Nachhaltigkeitsdebatten sind die Themen Minimalismus und bewusstere Lebensweise im Alltag allgegenwärtig. Auch im Bereich Wohnen sind diese Trends spürbar. Ob Wohnungseinrichtungen simpelster Art oder eine reduzierte Anzahl an „Dingen“ wie Küchen- und Bad-Utensilien sowie Klamotten. Oder warum nicht einfach gleich in ein Tiny House ziehen?

Immer mehr Menschen wählen diesen doch sehr radikalen und lebensverändernden Schritt. Ursprünglich als Wohnalternative von einigen wenigen Aussteigern genutzt, ist mittlerweile eine regelrechte Tiny House-Bewegung mit zahlreichen Anhängern entstanden, die das Leben als Bewohner im kompakten Wohnraum – sei es Bauwagen oder kleines Holzhaus – zu schätzen wissen.

Und auch in Deutschland haben sich sogar ganze Tiny House Siedlungen entwickelt, die – meist in Stadtrandlage – eine ökologische Alternative zum Wohnen in überlasteten Ballungsgebieten ermöglichen. Es finden Tiny House-Festivals statt, die über neue Trends und Entwicklungen im Bereich der Minihäusern informieren und Tiny House-Bewohnern und -Interessenten Raum für gegenseitigen Austausch bieten.

Welche Kosten fallen für ein Tiny House an?

Die exakten Gesamtkosten für die Errichtung eines Tiny Houses anzugeben ist nicht ganz einfach. Zahlreiche Faktoren müssen beachtet werden. Um allerdings grob die Kosten für ein Tiny House-Projekt zu kalkulieren, folgen nun einige Preisbeispiele für Tiny Houses mit unterschiedlichen Ausbaustufen:

PostenKosten
Aufgebauter und fahrbereiter Rohbau: Trailer, Bodenplatte, Wandverkleidung und grundlegende Holzkonstruktion inkl. TÜV-Abnahmeab 17.950,00 Euro
Ausbauhaus: Tiny House, in dem der Innenausbau selbst realisiert wird, erhältlich bei verschiedenen deutschen Anbietern (Möblierung und Ausstattung nicht im Preis enthalten)ab 20.000,00 Euro
Fertigbausatz: Die günstigste Variante für alle, die ihr Tiny House weder komplett, noch in Teilen selbst bauen möchtenab 24.000,00 Euro
Schlüsselfertiges Tiny House, das umgehend bezogen werden kann (analog zu herkömmlichen Häusern gibt es keine Grenzen nach oben)ab 45.000,00 Euro

Ähnlich wie bei der Planung eines herkömmlichen Hauses können auch bei der Planung eines Tiny Houses die Kosten nicht genau beziffert werden. Unter anderem hängen die Kosten von Faktoren wie der gewünschten Größe des Hauses, der gewählten Ausstattung, der Art und Qualität des Baumaterials und dem Anteil der Eigenleistung ab. Die reinen Kosten pro Quadratmeter sind nicht zwingend geringer, wenn man sie mit den Kosten für ein herkömmliches Haus vergleicht.

Und auch die Grundkosten für Strom und Wasser sind identisch – sie stammen aus denselben Leitungen. Gespart werden kann bei einem Tiny House dadurch, dass Haus schlicht eine geringere Fläche aufweist. Und auch die Stromkosten sind lediglich geringer, weil z.B. für die Erhellung des kleinen Raumes weniger Leuchtquellen notwendig sind.

Preisfaktoren

Folgende Faktoren bestimmen den Preis maßgeblich:

  • Wie viel Eigenleistung kann in das Projekt eingebracht werden? Wird das Tiny House etwa mit einem vorgefertigten Bausatz aus der Schreinerei errichtet oder erfolgt die Konstruktion gänzlich frei?
  • Über wieviel Wohnfläche soll das Tiny House verfügen?
  • Ist genügend Platz vorhanden, um das Tiny House aufzustellen?
  • Soll das Minihaus einen festen Stellplatz haben oder etwa mobil auf einem Trailer installiert sein – ein sogenanntes Tiny House on Wheels (ThoW)?
  • Sind die für die Errichtung benötigten Materialien, Werkzeuge und Maschinen sowie ein Bauplan vorhanden, oder sollen gar alternative, bzw. ökologisch-nachhaltige Baumaterialien zum Einsatz kommen?

Anschaffungskosten, Kostenfaktoren & Varianten

Die Anschaffungskosten für ein Tiny House lassen sich nicht so einfach beziffern, da unterschiedliche Kostenfaktoren in die Rechnung mit hineinspielen. Tiny Houses in der Rohbauvariante sind z.B. günstiger als schlüsselfertige Häuser, die sofort bezogen werden können. Wie bereits erwähnt, wirkt sich auch eine möglichst hohe Eigenleistung positiv auf die Kostengestaltung aus. Wie auch in anderen Bereichen variieren die Kosten für ein Tiny House teilweise stark von Anbieter zu Anbieter.

Die – abgesehen vom kompletten Selbstbau – günstigste Variante, an ein Tiny House zu kommen, stellen Fertigbausätze dar. Der günstige Preis kann erzielt werden, da es sich bei dieser Variante um Fertigbausätze handelt, die selbst aufgebaut werden müssen. Eine individuelle Gestaltung ist nicht möglich. Fertigbausätze sind bei einigen Herstellern bereits ab etwa 24.000 Euro zu bekommen.

Entsprechend teurer wird es, wenn individuelle Änderungswünsche durch den Anbieter realisiert werden müssen. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, auf sogenannte Basismodelle zurückzugreifen. Diese sind weitestgehend vorgefertigt, lassen sich jedoch an einigen Stellen durch den Eigentümer individualisieren. Einige Hersteller bieten ihr Tiny House zudem als sogenanntes Ausbaumodell an. Der Innenausbau wird dabei selbst übernommen, wodurch Kosten eingespart werden können.

Die kleinsten Modelle sind bereits ab 20.000 Euro erhältlich. Jedoch müssen die Kosten für die Ausstattung, die meist mit weiteren 20.000 Euro zu Buche schlagen, noch hinzugerechnet werden. Wer ein bezugsfertiges Tiny House erwerben möchte, muss mit Preisen ab 45.000 Euro rechnen. Zudem spielen auch die technische Grundausstattung und der Grad der Autarkie in die Gesamtkosten mit hinein.

Die autarke Variante, mit der sich etwa Strom oder auch Heizungswärme über die eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugen lassen, ist entsprechend teurer. Vollständig autarke Varianten mit einer Wohnfläche von 33 Quadratmetern sind etwa für 140.000 Euro erhältlich. Und auch weiter nach oben bis hin in das Luxussegment sind theoretisch keinerlei finanzielle Grenzen gesetzt.

Auch wenn ein Tiny House der Inbegriff für flexible und kreative Wohnlösungen ist, sollte immer beachtet werden, dass diese Flexibilität bei steigendem Platzbedarf nicht mehr gegeben ist. Junge Paare mit Kinderwunsch oder auch Singles sollten also potenzielle Veränderungen mit in ihre Hausplanung einbeziehen.

Definition: Was versteht man unter einem Tiny House?

Für ein Tiny House gibt es keine allgemein gültige Definition. Befragt man unterschiedliche Kulturen in unterschiedlichen Ländern, erhält man unterschiedliche Ansichten, was man unter einem „kleinen Haus“ versteht. In den USA, wo der Trend seinen Ursprung hat, ist ein Tiny House im amerikanischen Baurecht mit einer Größe von umgerechnet maximal 37 Quadratmetern verankert.

Allgemein spricht man bei einer Wohnfläche zwischen 15 und 45 Quadratmetern von einem Tiny House. Genauso gut kann jedoch auch ein Haus mit 90 Quadratmetern als Minihaus gelten. Ob Heizung, Strom- oder Wasseranschluss – Tiny Houses stehen in Bezug auf Innenausstattung, sanitäre Anlagen und vieles mehr ihren großen Pendants in nichts nach.

Tiny Houses haben einen vergleichsweise geringen Energiebedarf, sind günstig in der Anschaffung und kreative Häuslebauer können sich bei der Konstruktion dieser Wohnalternative stark einbringen, vieles selber machen und auf diese Weise ihrer Wohnimmobilie eine deutlich persönlichere Note verleihen.

Tiny Houses stellen eine umweltfreundliche Wohnalternative dar und hinterlassen bei richtiger Planung und Realisierung einen positiven ökologischen Fußabdruck. Darüber hinaus sind die kleinen Häuser meist kreative Stauraum-Wunder und sind mit innovativen, platzsparenden Lösungen ausgestattet. Vor diesem Hintergrund entscheiden sich viele Menschen ganz bewusst für das Wohnen auf kleinem Raum, da sie ganz bewusst ihr Leben vereinfachen, sich von einem Übermaß materieller Dinge trennen und einen Beitrag zu einem größeren Umweltbewusstsein leisten möchten.

Tiny Houses können theoretisch in Baulücken und entsprechend freien Flächen mitten in der Großstadt als auch auf dem Land bzw. Gartengrundstücken aufgestellt werden. Was dabei beachtet werden muss, wird weiter unten in diesem Artikel erklärt.

Welche Vor- und Nachteile bietet ein Tiny House?

Viele Vorteile eines Tiny Houses sind offensichtlich. Durch die begrenzte Wohnfläche und die damit auch äußerst geringe Grundfläche sparen Bauherren Baukosten sowie Kosten für das Grundstück ein, da dieses für die Errichtung eines Kleinsthauses eine deutlich kleinere Fläche aufweist. Hinderlich ist allerdings, dass selbst kleine Grundstücke gerade in den Ballungsgebieten nur schwer zu finden sind. Und wenn doch, kann es sein, dass keine Baugenehmigung erteilt wird, da die Kleinsthäuser nicht mit dem örtlichen Bebauungsplan übereinstimmen.

Wer einen Platz für die Errichtung eines Tiny Houses gefunden hat, kann dank des kleinen Wohnraums Stromkosten einsparen, da es schlicht weniger Fläche gibt, die mit elektrischem Licht erhellt werden muss. Auch Heizkosten können eingespart werden, jedoch sollte bei der Konstruktion des Hauses auf eine ausreichende Dämmung der Wände geachtet werden. In einem Wohnhaus mit solch geringer Fläche gibt es folglich auch weniger Fläche, die gereinigt werden muss. Somit muss in einem Tiny House deutlich weniger Zeit für das Putzen und Aufräumen aufgewendet werden.

Darüber hinaus steht das Tiny House wie kaum eine andere Wohnform für ein innovatives, platzsparendes Einrichtungskonzept, in dem möglichst viel Stauraum auch auf kleinstem Raum entsteht. Obwohl man mit dem Bewohnen eines Tiny Houses dem Minimalismus-Trend folgt und nicht übermäßig viel unnötige Dinge anhäuft, bietet das Minihaus dennoch überraschend viel Platz für Habseligkeiten.

Trotzdem sollten sich Singles und junge Paare den Umzug in das Minihaus gut überlegen. Denn wenn der überzeugte Single doch einen Partner finden, oder bei dem jungen Paar der Kinderwunsch aufkommen sollte kann es sein, dass das Tiny House an seine Kapazitätsgrenzen stößt.

Vor- und Nachteile eines Tiny Houses auf einen Blick

Vorteile:

  • geringe Bau-, Grundstücks- und Unterhaltungskosten
  • kleine Grundfläche und kleiner Grundriss reichen aus
  • energiesparende und nachhaltige Lebensweise
  • fördert minimalistisches Wohnen
  • flexible und kreative Lösungen für Stauraum
  • hohe Mobilität, wenn das Haus etwa auf einem Trailer errichtet wurde
  • Haushalt und Wartung nehmen weniger Zeit in Anspruch
  • ideal für Singles, Alleinerziehende oder kinderlose Paare

Nachteile:

  • Tiny Houses passen meist nicht zum Bebauungsplan des Grundstückes
  • Bürokratie und baurechtliche Vorgaben stehen der Zulassung eines Tiny Houses oft im Weg
  • Energieeffizienz jedoch meist aufgrund vergleichsweise dünner und schlecht gedämmter Wände überschätzt
  • kleine Grundstücke sind im Ballungsraum oft schwer zu finden, zeitintensive Genehmigung
  • …aber geringe Flexibilität, wenn der Platzbedarf steigt
  • eine mobile Variante, die sich etwa mittels PKW-Anhänger transportieren lässt, benötigt eine Straßenverkehrszulassung. Zudem ist ein Führerschein der Klasse BE erforderlich

Die Kosten für die Versicherung

Die eigenen vier Wände sind im Laufe eines Lebens meist die finanziell größte Investition eines Menschen. Daher sollte diese Investition ausreichend abgesichert sein. Auch ein Tiny House bleibt nicht vor Schäden durch Wind, Wetter, Wasser oder gar Vandalismus verschont. Aus diesem Grund sollten neben Anschaffungs- und laufenden Kosten auch die Kosten für notwendige Versicherungen, die bei einem Tiny House anfallen, einkalkuliert werden.

Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass die herkömmlichen Versicherungen im Bereich Gebäude für ein Tiny House nicht greifen. Eine Gebäudeversicherung etwa gilt lediglich für fest mit dem Boden verbundene Immobilien und auch die bekannte Hausratversicherung greift bei einem Tiny House oftmals nicht aufgrund verschiedener Ausschlusskriterien.

Verschiedene Möglichkeiten

Manche Versicherer nehmen das Häuschen jedoch unter bestimmten Voraussetzungen wie ständigem Wohnsitz, fester Verbindung mit Ver- und Entsorgung (Strom und Wasser) sowie einer gültigen Baugenehmigung in die Wohngebäude- und Haftpflichtversicherung auf.

So lange solche Ausnahmefälle jedoch noch nicht zur Regel gehören, müssen Tiny House-Besitzer oder -Interessenten manchmal kreativ werden, wenn sie ihr Minihaus adäquat versichern wollen. Ist das Tiny House mobil und wird zum Beispiel auf dem Stellplatz eines Campingplatzes aufgestellt, könnte eine Campingversicherung greifen, die bisher Wohnwagen, Campermobil und andere Mobilheime angewendet wurde.

Alternativ kann es Sinn machen, das Tiny House als Ladung zu definieren. Daher macht es Sinn, sich hier über unterschiedliche Herangehensweisen zu informieren. Auch eine Haftpflichtversicherung ist wie bei jedem anderen Eigenheim für ein Tiny House obligatorisch.

Mittlerweile gibt es einige Anbieter, die sich auf die Versicherung von Kleinsthäusern wie Tiny Houses spezialisiert haben. So beträgt der monatliche Versicherungsbeitrag für Häuser mit einem Neuwert zwischen 25.000 und 50.000 Euro zwischen 18 und 30 Euro. Um in einem plötzlichen Schadensfall gut abgesichert zu sein, sollten die jeweiligen Versicherungsklauseln vor dem Abschluss gründlich geprüft werden.

Nur so kann sichergestellt werden, dass die Versicherungen auch im besonderen Falle eines Tiny Houses greift. Insbesondere kann es problematisch in Bezug auf die Versicherungsleistung sein, wenn das Tiny House im Straßenverkehr bewegt wird.

Das Tiny House als Wohnform ist noch relativ jung und muss sich auch im Versicherungssektor noch etablieren. Trotzdem gibt es bereits Versicherer wie die VHV Versicherung, die Tiny Houses unter bestimmten Bedingungen in die Wohngebäude- und Haftpflichtversicherung aufnehmen. Auch spezialisierte Versicherungen für die Minihäuser sind im Kommen.

Laufende Kosten

Tiny Houses sind voll funktionsfähige Wohneinheiten, verfügen über einen Wasser- und Stromanschluss sowie Sanitäranlagen und stehen somit mit ihrer Innenausstattung herkömmlichen Wohnlösungen in keiner Weise nach. Entsprechend fallen auch laufende Kosten für Strom, Heizung, Wasser und Abwasser mit orts- und Anbieterüblichen Preisen an.

Und obwohl der ökologische Fußabdruck durch die Nutzung eines Tiny Houses vergleichsweise gering ist – eine völlig autarke Lebensweise ist nicht möglich. Durch den beliebigen Einsatz von Solarzellen sowie durch die geringe Wohnfläche und einen damit niedrigeren Energieverbrauch können die Kosten geringgehalten werden.

Jedoch sollte keinesfalls an der Dämmung gespart werden, da andernfalls die entstehenden Heizkosten sogar über denen eines normalgroßen Niedrigenergiehauses liegen können.

Wohn- und Grundstückskosten

In der Bundesrepublik Deutschland kann sich das Wohnrecht je nach Bundesland unterscheiden. In einigen Bundesländern ist es demnach erlaubt, das Tiny House auf dem eigenen Grundstuck abzustellen und somit als Wohnsitz zu nutzen. Dann fallen selbstverständlich Folgekosten wie die Grundsteuer an.

Alternativ bieten sich Dauerstellplätze auf einem Campingplatz an, für die dann monatliche Mieten anfallen. Allgemein gesehen fallen für ein Tiny House aber im Vergleich zu Wohnung oder Eigenheim deutlich geringere Lebenskosten an. Das Kleinsthaus ist somit für Häuslebauer eine Möglichkeit, das eigene Traumhaus auch mit vergleichsweise kleinem Budget zu realisieren.

Zusammenfassung

Ein Tiny House stellt eine interessante und kostengünstige Alternative für das eigene Traumhaus dar und ermöglicht eine minimalistische und bewusst nachhaltige Lebensweise. Aus dem ursprünglichen, hippieähnlichen Lebensstil einiger Aussteiger ist eine regelrechte Bewegung mit vielen Anhängern entstanden. Insgesamt sollten für die Anschaffung eines typischen Tiny Houses rund 50.000 Euro veranschlagt werden.

Artikelbild: Mikhalitskaia / Bigstock.com


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