Zauberglöckchen (Calibrachoa) – Samen und Pflege

Zauberglöckchen (Calibrachoa) – Samen und Pflege

Calibrachoa, liebevoll auch Zauberglöckchen genannt, ist eine beliebte Balkonpflanze, die, wenn man sie richtig pflegt, ihrem Namen alle Ehre macht, indem sie selbst im Sommer neue Blüten bildet. Denn mit ihrer bunten Blütenpracht weiß sie, jeden Balkon in ein Blumenparadies zu verwandeln. Rein äußerlich ähnelt die Pflanze der Petunie, mit der sie auch verwandt ist, jedoch gehören beide unterschiedlichen Gattungen an. Zauberglöckchen sind in vielen Farben erhältlich, sodass man seinen Balkon aber auch seine Terrasse oder den Garten aufmischen kann.

Die Gattung Calibrachoa wurde lange Zeit zu den Petunien gezählt. Erst nachdem die beiden Gattungen mithilfe von morphologischen und molekularbiologischen Methoden untersucht wurden, stellten die Experten fest, dass beide Gattungen monophyletisch sind, sprich eine gemeinsame Stammform besitzen, und somit die Aufteilung der Gattung in zwei Formen gerechtfertigt ist. In der inneren Systematik befinden sich nach Fregonezi et al insgesamt 27 Arten.

Unterschied zu Petunien

Auf den ersten Blick erkennt der Hobby-Gärtner keinen Unterschied zwischen Calibrachoa und Petunien. Zwar sind die beiden Pflanzen miteinander verwandt, dennoch gibt es einen nennenswerten Unterschied.

Petunien wachsen ausladend und besitzen größere Blüten. Besonders schön sind Surfinia-Petunien, deren Triebe sich besonders stark entwickeln und mächtige Schleppen bilden. Calibrachoa (Millionbells) hingegen bilden kleine Blüten, welche dagegen mit ihrer großen Anzahl zu verzaubern wissen. Die kompakten Blüten verzweigen sich gut und bilden so ein Farbenmeer.

Gerade bei jungen Pflanzen ist es schwierig, Petunien und Calibrachoa voneinander zu unterscheiden, da die zuvor genannten Merkmale nicht so klar zu sehen sind. Dennoch gibt es einen klaren Hinweis: Die Blüten der Petunia sind radiär, sprich, regelmäßig geformt. Die Trichter sind so geformt, dass man sie an unterschiedlichen Stellen durchschneiden könnte und immer gleiche Hälften erhalten würde. Die Calibrachoa hingegen besitzt abgeflachte Trichter. Bei ihr würden gleiche Hälften nur dann entstehen, wenn man sie mit einem senkrechten Schnitt zerteilen würde.

Ein weiterer Hinweis, Petunien und Calibrachoa voneinander zu unterscheiden, ist der charakteristische Geruch Ersterer. Calibrachoa hingegen haben keinen Duft. Weiterhin besitzen Petunien klebrige Triebe, während bei Calibrachoa nichts klebt. Doch Vorsicht: Es gibt Kreuzungen zwischen Calibrachoa und Petunien, die radiäre Blüten besitzen, deren Triebe nicht kleben.

Pflege

Die Pflege der Calibrachoa beginnt mit der Auswahl eines geeigneten Standorts. Zauberglöckchen lieben es, in der Sonne zu baden. Folglich ist es ratsam, dass ihr Standort Richtung Süden, Süd-Osten oder Süd-Westen ausgerichtet ist. Im Vergleich zu den Petunien, die eher empfindliche Genossen sind, verträgt die Calibrachoa auch den einen oder anderen Regenschauer und stärkeren Wind. Bei diesen starken Witterungsverhältnissen klappt die Pflanze ihr Blütenblätter zusammen, bis alles vorbei ist und die Sonne scheint.

Abseits der Standortwahl sollten man noch folgende Pflegehinweise beachten:

  • die gewählte Pflanzenerde sollte leicht sauer sein
  • geeignet sind Rhododendron- oder Petunienerde
  • Pflanzen mit schwachem Wasser, nicht Leitungswasser, gießen
  • Calibrachoa sind durstig und benötigen generell viel Wasser
  • zur warmen Jahreszeit Zauberglöckchen morgens und abends gießen
  • Staunässe mögen Calibrachoa-Sorten keineswegs
  • jeden Monat die Pflanze mit Eisendünger verwöhnen
  • verblühte Teile der Pflanze entsorgen
  • bei starkem Wuchs regelmäßig schneiden

Während man bei der Verwandtschaft (Petunien und Mini-Petunien) täglich verblühte Teile entsorgen muss, machen Zauberglöckchen deutlich weniger Arbeit. Ausgeblühte Glöckchen werden zum Teil von neuen Blüten überwachsen.

Pflanzenstärkungsmittel

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau testete von März bis September 2009 verschiedene Pflanzenstärkungsmittel-Kombinationen und ihren Einfluss auf das Wachstum, die Stresstoleranz und Gesundheit von zehn Sorten Calibrachoa. Die Untersuchung macht klar, dass sich der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln zu Beginn des Wachstums der Pflanzen lohnt. Getestet wurden lediglich orangefarbene und gelbe Calibrachoa-Sorten, denn diese gelten als besonders sensibel. Die genauen Ergebnisse der Studie sind in diesem PDF (701 KB) nachzulesen.

Schadbilder

Wie jede andere Pflanze auch zeigen sich Schadbilder, sobald sich das Zauberglöckchen nicht wohlfühlt. Dazu gehören:

  • Pilze: Thielaviopsis basicola ist ein pilzlicher Erreger, der die Wurzelrinde der Pflanze zerstört. Diese Zerstörung ist als bräunliche Verfärbung der Wurzel zu beobachten. Durch die zerstörten Wurzeln wächst die Pflanze langsamer und ihre Blätter vergilben.
  • Welke: Welkende, trockene Blüten sind ein Anzeichen für Wassermangel oder Staunässe. Das Pflanzengefäß, indem sich die Zauberglöckchen befinden, müssen ein Wasserablaufloch besitzen, welches mit einer Drainage bedeckt ist.
  • Chlorose: Wenn sich die grünen Blätter gelb verfärben, obwohl der Herbst noch nicht vor der Tür steht, könnte die Pflanze an Gelbsucht erkrankt sein. Auslöser von Chlorose ist Eisenmangel, welchen man mit einem passenden Dünger ausgleichen kann. Als Vorbeugemaßnahme bietet es sich an, Zauberglöckchen mit weichem Wasser zu gießen. Das klassische Leitungswasser ist hart und kann der Pflanze schaden.
  • Blattläuse: Diese Plage ist in ganz Europa gefürchtet und scheut sich nicht davor, Calibrachoa zu befallen. Die Millimeter kleinen Sauger ernähren sich von dem Saft der Zauberglöckchen, wodurch die Blume langsam abstirbt. Die biologische Geheimwaffe gegen Blattläuse ist Lecithin.
  • Weiße Fliegen: Diese harmlos aussehenden Fliegen sind nur wenige Millimeter groß, können aber großen Schaden anrichten, wenn sie sich an der Blattunterseite der Pflanze ansiedeln und den Pflanzensaft heraussaugen. Ob die Pflanze befallen ist, lässt sich an den kleinen gelben Stellen auf den Blättern erkennen. Später verwelken sie und fallen letztendlich ab. Der natürliche Feind der Weißen Fliege ist die Schlupfwespe.
  • Unverträglichkeit: Zauberglöckchen vertragen den biologischen Dünger Optifer, der aus natürlichem Eisenchelat besteht, leider nicht. Die Unverträglichkeit äußerst sich unter anderem in Form von Blattnekrose an den Blättern und der Blüte.

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Vermehrung

Kaum ein Gartenfreund wird nur einige wenige Zauberglöckchen in seinem Garten oder auf seinem Balkon zur Schau stellen. Sobald man diese entzückende Pflanze ins Herz geschlossen hat, möchte man sie in noch größerer Anzahl blühen lassen.

Die Vermehrung der Zauberglöckchen ist auf zwei Arten möglich:

  1. Stecklinge: Der späte Frühling ist der ideale Zeitpunkt, um Zauberglöckchen mithilfe von Stecklingen zu vermehren. So haben die jungen Pflanzen ausreichend Zeit, ihre Wurzeln auszubilden. Zur Vermehrung muss man die zehn Zentimeter langen Stecklinge einfach nur in ein nährstoffreiches Substrat stecken und dieses feucht halten. Damit sich der Trieb bilden kann, sollte man die Blätter am Steckling um die Hälfte reduzieren.
  2. Aussaat: Die zweite Möglichkeit, Calibrachoa zu vermehreren, ist durch eine Aussaat. Dazu muss man im Herbst einige Samen der Pflanze sammeln. Diese befinden sich in grünen Samenkapseln unter verwelkten Blüten. Ob die Samen reif für die Ernte sind, erkennt man, indem sie sich leicht entfernen lassen. Als Nächstes bewahrt man die Samen in einem warmen, trockenen Behälter. Dort verweilen sie so lange, bis sich die Kapseln öffnen und die Samen zum Vorschein kommen.Die Samen wandern dann bis März in einen Behälter, der zur Hälfte mit Sand und Petunienerde gefüllt ist und einen warmen Standort besitzt. Täglich muss man die Aussaat mit Wasser besprühen, damit ein feucht-warmes Klima entsteht, und den Behälter mit einem Deckel verschließen. Sobald die Keime eine Länge von drei Zentimetern erreichen, legt man den Deckel nur leicht auf. Wachsen sie weitere zwei Zentimeter, kann man sie in einzelne Töpfe pflanzen. Am Mitte Mai sind sie groß genug, um sie in Balkonkästen und Co. umzupflanzen.

Überwinterung

Calibrachoa ist eine einjährige Pflanze, die im Winter ihr Leben beendet. Erfahrene Hobbygärtner sind allerdings in der Lage, die Pflanze zu überwintern. Die Vorbereitung für die Überwinterung beginnt im Herbst: Zu dieser Zeit werden die Triebe auf eine Länge von fünf bis zehn Zentimetern geschnitten. Im Winter muss das Zauberglöckchen an einem warmen, sonnigen Ort, ein beheiztes Gewächshaus zum Beispiel, aufbewahrt werden. Auch wenn die Pflanze im Vergleich zu anderen keine Winterruhe einlegt, benötigt sie weniger Wasser. Deshalb müssen Hobbygärtner die Wässerung entsprechend reduzieren. Was Zauberglöckchen gar nicht benötigen, ist Dünger.

Sobald sich der Frühling anbahnt, muss man die Calibrachoa langsam an wärmere Temperaturen gewöhnen. Zu diesem Zeitpunkt erhält sie auch Dünger in kleiner Dosis. Mitte Mai ist es letztendlich warm genug, dass die Pflanze wieder ins Freie darf.

Systematik

Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Calibrachoa

Wissenschaftlicher Name

Calibrachoa

Artikelbild: © AN NGUYEN / Shutterstock


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