Eigenleistung beim Hausbau: Lohnt sich das?

Eigenleistung beim Hausbau: Lohnt sich das?

Die Eigenleistung beim Hausbau wird von vielen Menschen falsch eingeschätzt. Sie sind davon überzeugt, dass sie mehrere Tausend Euro sparen können, wenn sie selbst Hand anlegen. Zwar ist das nicht falsch, es müssen allerdings einige Kriterien erfüllt werden, um dies zu bewerkstelligen. Der nachfolgende Artikel liefert einen kritischen Blick auf das Thema Eigenleistung, für wen sie geeignet ist, und wer den Hausbau lieber einem Bauunternehmen überlasst.

Knappe Kasse führt zu mehr Eigenleistung

Private Bauherren sind oftmals dazu gezwungen, jeden Euro umzudrehen. Wenn das Geld nicht reicht, der Traum vom Eigenheim dennoch erfüllt werden soll, dann muss eben selbst angepackt werden. In Zeiten der Wirtschaftskrisen und knauseriger Banken gilt dieses Motto erst recht. Im Finanzierungsplan werden die geplanten Eigenleistungen als Eigenkapital aufgeführt.

Zu den Klassikern der „Do it yourself“-Agenda gehören: Tapezier- und Malerarbeiten, Fliesen und Fußboden verlegen sowie die Außenanlagen herstellen. Mit guten Vorsätzen will der Bauherr sein Eigenheim trotz knapper Kasse verwirklichen. Die guten Vorsätze fließen schnell ins Wunschdenken, die Eigenleistungen werden ein Fiasko.

Häuslebauer dürfen sich selbst nicht überschätzen. Wer selbst baut, der benötigt nicht nur Know-how, sondern vor allem viel Zeit. Wer sich übernimmt und beeilt, der riskiert nicht nur Verzögerungen, sondern auch Pfusch am Bau, die später richtig teuer werden können, denn die Fehler muss ein Profi teuer nachbessern. Weitere Folgen: Die Kosten der Zwischenfinanzierung steigen, der finanzielle Ruin droht. Zudem tritt bei Baupfusch häufig Streit auf: Wer ist schuldig, der Bauherr mit seiner Eigenleistung oder das Bauunternehmen?

Was kann durch Eigenleistung tatsächlich gespart werden

Der Verband Privater Bauherren macht eine Musterrechnung: Wer in Bayerns Hauptstadt ein Reihenhaus mit drei Etagen inklusive Keller und 140 Quadratmeter Wohnfläche baut, kann bei reinen Baukosten in Höhe von 275.000 Euro mit Eigenleistung nur 25.000 Euro sparen. Das klingt auf den ersten Blick sehr gut, die Ersparnis ist allerdings mit anderen Kosten verbunden. Um so viel zu sparen, müssten Bauherren rund 850 Stunden auf der eigenen Baustelle arbeiten. Das entspricht einer Arbeitszeit von einem halben Jahr und einem Stundenlohn von 30 Euro. Es klingt immer noch verlockend, doch die 850 Stunden sind in Eigenregie nicht zu schaffen. Niemand kann seinen Arbeitsplatz ein halbes Jahr lang im Stich lassen. Laien fehlen zusätzlich die Routine. Das richtige Werkzeug muss ebenfalls erst angeschafft oder ausgeliehen werden, wodurch weitere Kosten entstehen. Ohne Mithilfe von Freunden oder der Familie ist der Eigenbau nicht zu bewältigen.

Ein weiteres Problem: Die Unfallversicherung

Ein Problem, das viele Bauherren ignorieren oder welches ihnen schlichtweg nicht bekannt ist, ist die Versicherung. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft registriert jährlich rund 400 Unfälle von nicht gewerbsmäßigen Helfern, Todesfälle sind keine Seltenheit. Jeder Helfer muss somit über eine Bauhelferversicherung abgesichert werden. Diese Versicherung übernimmt im Schadensfall die Behandlungskosten. Zudem zahlt sie ab einer Erwerbsminderung von 20 Prozent lebenslang eine Rente. Es gibt weitere Obligationen für den Bauherrn: Das Vorhaben auf der Baustelle muss der BG Bau gemeldet werden.

Übrigens: Wer sein Haus komplett alleine baut, der benötigt eine Bauherren-Haftpflichtversicherung, die den Häuslebauer vor allen möglichen Folgen schützt.

Welche Leistungen können Bauherren letztendlich in Eigenregie durchführen?

Nicht jede Arbeit ist zum Selbermachen geeignet. Ohne große Kenntnisse können Bauherren ihren Garten selbst anlegen. Das kann bis zu 45 Stunden bzw. 2.200 Euro sparen. Auch selbst tapezieren und streichen lohnt sich. Hierfür benötigt ein Profi 125 bis 190 Stunden, was etwa 7.800 Euro entspricht. Nachfolgend ein Überblick über Arbeiten, die geübte und weniger geübte Handwerker erledigen können:

Arbeiten für weniger geübte Heimwerker

  • mit Maler- und Tapezierarbeiten
  • Laminatboden legen
  • Fliesen legen
  • Trockenbau (spachteln und schleifen von Rigips-Platten)
  • Außenanlagen anlegen

Arbeiten für geübte Heimwerker

  • Rohbauarbeiten, diese nehmen viel Zeit in Anspruch und somit auch teuer
  • geübte Handwerker können Fenster, Türen und Treppen montieren

Arbeiten für Heimwerker-Profis

  • echte Profis können sich um die Heizung und Sanitärinstallation kümmern
  • wer sich wirklich gut auskennt, kann sich zusätzlich auch um die Elektroinstallation kümmern

Auch ungeübte Bauherren können bei den letzten Arbeiten Hand anlegen, diese allerdings nicht selbst durchführen, sondern die Handwerker unterstützen. Das kann unter Umständen Geld sparen.

Wer dennoch einen Großteil des Bauvorhabens eigenständig durchziehen möchte, der sollte vor Baubeginn an speziellen Kursen teilnehmen. Unterschiedliche Unternehmen bieten Heimwerker-Workshops an, mit denen Bauherren ihr Wissen erweitern oder auffrischen können.

Artikelbild: © sculpies / Shutterstock


1 Kommentar

  1. Eberhard Jahn 13.06.2020 15:25 Uhr

    Unabhängigkeit vom staatlichen Wassernetz

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