Leder nähen

Leder nähen

Es sind wunderschöne und praktische Ergebnisse zu erzielen beim Nähen mit Leder. Allerdings gilt es dabei auch einige Dinge zu beachten für ein gutes Gelingen. Im Folgenden wird erklärt, welche Lederarten es gibt und was deren Besonderheiten sind. Außerdem wird gezeigt, welche Werkzeuge und Materialien benötigt werden und in welchen Arbeitsschritten vom Zuschneiden bis zum Zusammennähen vorgegangen wird. Ob mit einer Nähmaschine oder per Hand – mit diesen Informationen gelingt jedem leicht das Nähen von Leder.

Von Geldbörse bis Kleidungsstück – das alles geht mit Leder

Bekannt ist die Lederverarbeitung im Bereich der Möbelbezüge und Fahrzeugausstattung. Auch in Sachen strapazierfähiger und wetterfester Kleidung ist Leder nicht wegzudenken. So gibt es zum Beispiel Westen und Jacken aus Leder; aber auch einen großen Ledermantel oder die passende Lederhose zu nähen, ist möglich.

Auch für kleine Dinge des Alltags ist Leder ein geeignetes Material.

Genutzt werden kann es beispielsweise für

  • Messerscheiden
  • Gürtel
  • Werkzeugtaschen
  • Lederbeutel
  • Bucheinschläge

Schon mit kleinen Lederresten lässt sich eine Hülle für das Smartphone oder ein einfacher Lederbeutel leicht selbst herstellen.

Gerade für den Anfang und zum Üben eignen sich zum Nähen von Leder kleine Taschen. Eine Ledertasche eignet sich für viele Wetterlagen und Gelegenheiten. Die eigene Gürteltasche oder eine Werkzeugtasche für besseres Verstauen sind leicht selbst aus Leder zu nähen.

Hier ist Leder zu bekommen

Es gibt verschiedene Wege, um an kleinere und große Lederstücke zu gelangen. Bei einem Sattler kann üblicher Weise nachgefragt werden. Aber auch bei Schuhherstellern gibt es häufig Lederreste verschiedener Größen zu kaufen. Natürlich sind viele Lederarten in allen verfügbaren Größen auch bei speziellen Händlern im Ladengeschäft oder über das Internet erhältlich.

Diese Lederarten gibt es

Leder bezeichnet eine Tierhaut, die von Fell befreit und haltbar gemacht wird. Leder gilt als besonders strapazierfähig und langlebig. Es gibt auch sogenannte Kunstleder und vegane Lederalternativen, beispielsweise für Bekleidung oder Fahrzeugsitze.

Die hier benannten Vorgehen beziehen sich an diesem Punkt nur auf Leder aus Tierhäuten, da diese spezielle Eigenschaften mitbringen, die bei der Verarbeitung beachtet werden sollten.

Verbreitet sind Leder von Tieren, deren Fleisch verarbeitet wird und deren Häute leicht verfügbar zur Ledergewinnung genutzt werden können. Das sind unter Anderem Rind, Lamm, Schwein und Ziege. Wildleder stammen von Hirschen, Reh oder anderen nicht-domestizierten Arten. Exotische Lederarten sind ebenfalls bekannt, jedoch in den Hintergrund getreten. Leder ist ein Naturprodukt und unterscheidet sich beispielsweise nach Tierart, Färbungs-Methode und Art der Gerbung.

Je nachdem, von welcher Tierart das Leder stammt, sind Stärken von  0,5 – 1 mm von Ziege oder Lamm bis hin zu 7 mm beim Rind möglich. Dicke Leder lassen sich allerdings mit speziellen Ledermessern in bis zu drei dünnere Schichten aufspalten. Die oberste Schicht ist besonders hochwertig und widerstandsfähig. Sogenannte Glattleder werden aus dieser Schicht gewonnen.

Übliche Typen von Leder:

  • gedecktes Glattleder: meist mit Top Coat – eine Farbschicht, die schützt und Wasser abweist
  • Anilinleder: ein offenporiges Glattleder, das durchgefärbt ist und keinen Wasserschutz bietet
  • Semi-Anilinleder: weist eine sehr dünne Schutz- und Farbschicht auf
  • Rauleder: geschliffenes und offenporiges Glattleder mit weicher Oberfläche
  • beschichtete Leder: mit Glanzeffekten oder zur besseren Witterungsbeständigkeit

So funktioniert das Nähen von Leder

Hier wird gezeigt, in welchen Schritten und mit welchem Zubehör Leder am besten genäht werden kann. Ob für große oder kleine Projekte – mit Leder lassen sich per Hand oder Nähmaschine individuelle Einzelstücke fertigen.

Der passende Schnitt – Arbeiten mit Leder

Für den Zuschnitt wird Werkzeug zum Schneiden benötigt und etwas zum Anzeichnen. Natürlich kann mit gutem Auge auch Freihand geschnitten werden.

  • Abwischbarer, weicher Stift zum Anzeichnen
  • Schnittmuster oder Vorlage
  • Schneidwerkzeug
  • ggf. schnittfeste Unterlage

Leder richtig Anzeichnen

Um Leder anzuzeichnen gibt es spezielle Silberstifte, die für Leder geeignet und einfach wieder abwischbar sind. Auch kreidehaltige Stifte können für Leder geeignet sein. Wichtig ist eine weiche Mine, die ohne starkes Aufdrücken auskommt und deren Farbe gut abwischbar ist.

Mit dem Kugelschreiber sollte nicht angezeichnet werden, da diese beim Aufdrücken bleibende Einkerbungen hinterlassen können, auch wenn die Farbe abwischbar ist. Bei rauen Oberflächen von Ledern sollte natürlich wenn möglich die Unterseite zum Anzeichnen genutzt werden. Schablonen aus Pappresten können selbst hergestellt und genutzt werden, um ein Anzeichnen zu umgehen.

Leder schneiden mit scharfem Werkzeug

Für Leder eignen sich nicht nur Scheren, sondern auch Rollschneider besonders gut – gerade beim Schneiden von Rundungen sind diese hilfreich. Rollschneider sind in verschiedenen Radgrößen erhältlich; je kleiner der Durchmesser, desto feinere Kurven lassen sich herausschneiden.

Auch gerade, glatte Schnitte sind möglich mit scharfen Klingen. Am besten funktionieren spezielle Lederscheren, Ledermesser, Teppichmesser oder ähnliche Werkzeuge. Spezielle Bastelmesser und Skalpelle können für dünne Leder auch genutzt werden.

Leder hat, so wie viele Materialien zum Nähen, eine sogenannte Laufrichtung. Sie liegt quer zu der Richtung in der die Haare gewachsen sind. Bei Unsicherheiten kann das Werkzeug und die Technik an einem Lederrest getestet werden – glatte Schnitte, die nicht ausfransen sind das meist erwünschte Ergebnis.

Fixieren der Lederstücke

Eine Metallleiste kann zum Festklemmen des Leders und als gerade Schnittkante dienen. Es gibt auch große Lineale aus Holz oder Metall, die zur Lederverarbeitung als Schnittkante und Fläche zum Aufdrücken genutzt werden können. Um das Leder zu fixieren, können auch Gewichte genutzt werden, die möglichst keine Abdrücke hinterlassen. Immerhin ist Leder bekannt dafür, dass sich leicht Motive und Strukturen einstanzen lassen – das soll aber nicht versehentlich passieren. Dafür eignen sich beispielsweise Bücher oder schwerere Gegenstände mit glatten großen Flächen. Darunter lassen sich Lederstücke gut zum Zuschneiden einspannen.

Um das Lederstück beim Zuschnitt festzuhalten eignen sich Stecknadeln nicht. Jede Nadel verursacht ein Einstichloch, das gerade in feinporigem Leder sichtbare Spuren hinterlässt. Klebeband lässt sich hingegen gut nutzen, um das Leder an die Unterlage zu kleben und kurzzeitig zu fixieren. Das Klebeband sollte gut wieder ablösbar sein, um keine Spuren am Leder zu hinterlassen.

Zuschneiden von Leder

Leder sollte immer einlagig zugeschnitten werden, da je nach Dicke der Bruch zu Ungenauigkeiten im Schnittmuster führen kann. Einzelne Schnittteile sollten daher der Reihe nach und unter Beachtung der Nahtzugabe abgetrennt werden. Eine schnittfeste Unterlage ist dafür natürlich Voraussetzung. Zu achten ist auch auf sauberes Werkzeug – an rauen Flächen können Verschmutzungen leicht Flecke verursachen, die später sichtbar sind und das Ergebnis stören.

Beim Arbeiten mit einer Lederschere sollten die Schnitte nicht ganz zu Ende ausgeführt werden, um Schnittkanten zu vermeiden. Geschnitten wird am besten langsam und bei guten Lichtverhältnissen mit geeigneten und scharfen Werkzeugen.

Das Nähen von Leder mit der Nähmaschine

Zu achten ist beim Nähen von Leder mit der Nähmaschine auf

  • die richtige Nähnadel
  • geeignetes Garn
  • Stichlänge
  • Nähfuß
  • Nahtzugabe

Aufgrund der Dicke der meisten Lederarten sind für die Nutzung einer Haushaltsnähmaschine dicke und lange Nadeln erforderlich. Eine Jeansnadel kann sich auch für dünne Lederarten eignen. Es gibt aber auch dicke und besonders stabile Nadeln , sowie extra Ledernadeln für diesen Zweck. Bei höheren Materialstärken sollten spezielle Ledernadeln genutzt werden, um Beschädigungen und Verletzungen vorzubeugen.

Auch gibt es für das Nähen mit Leder spezielle Arten von Garn oder Faden. Bei besonders dicken Lederteilen ist auch festeres Garn zu nutzen. Das sieht nicht nur optisch besser aus, beispielsweise für Verzierungen an Lederscheiden, sondern bietet auch besseren Halt und höhere Strapazierfähigkeit. Es gibt auch gewachste Garne, die reißfest, biegsam und witterungsbeständig sind.

Die meisten Lederarten sind dicker und fester, als andere Materialien. Daher sollte an der Nähmaschine der Fadendruck bzw. die Fadenspannung verringert werden. Verschiedene Einstellungen können an einem kleinen Reststück zum Versuchen genutzt werden.

Auch die Stichlänge sollte für Leder auf etwa drei bis vier Millimeter eingestellt werden. Der Abstand der Naht zur Materialkante sollte ausreichend groß sein, um nicht einzureißen. Viele Nähmaschinen bringen auch eine Nähanleitung mit, die auf Leder eingeht und sich nach der Materialstärke richtet.

Die geeignete Einstellung der Nähmaschine ist zudem auf vielen Seiten mit Schnittmustern und Anleitungen für das Nähen mit Leder zu finden. Zum Testen kann ein Probestück dienen um Stich für Stich mit dem Material vertraut zu werden.

Das Leder gleitet besonders gut durch die Nähmaschine, wenn ein Rollfuß oder ein beschichteter Nähmaschinenfuß genutzt wird. Ein Obertransportfuß kann die Lederverarbeitung ebenso vereinfachen. Neben Rollenfüßen und Teflonfuß kann aber auch ein Stück Zeitungspapier unter das Leder gelegt werden, um das Gleiten zu erleichtern.

Leder mit der Hand nähen

Auch für Arbeiten, die mit der Hand ausgeführt werden sollen, gibt es spezielles Material und Zubehör. Mit Hilfe von Ledernadel, Ahle und einfachem Lederband kann schon ein tolles Ergebnis entstehen. Gewachstes Garn gleitet besonders gut durch aufgeraute Löcher im Leder und ist zudem reißfest und haltbar. Die Löcher können vorher mit der Ahle gestochen oder mit einem Locheisen oder anderem Stanzgerät erzeugt werden. Es gibt auch Näh-Ahlen, die zum Stechen der Löcher und zum Durch-fädeln des Garns dienen.

Weiteres Zubehör für das Nähen von Leder

Für das Nähen von Leder – per Hand oder maschinell – gibt es Hilfsmittel für korrektes Arbeiten. Es gibt Markierer für den richtigen Naht-Abstand, die an der Kante entlang gezogen werden und eine Rille erzeugen. Hinzu kommen rollbare Markierungs-Geräte, die Aufsätze mit Nadeln in verschiedenen Abständen bieten. Diese dienen als gleichmäßige Kennzeichnung der gewünschten Lochabstände.

Ein sogenannter Rillenzieher zum Versenken der Nähte, sowie Werkzeuge und Mittel für die Glättung von Lederkanten sind weiteres mögliches Zubehör für die Lederverarbeitung. Kantenabzieher mit einer scharfen Rille als Klinge, dienen zum entgraten und abrunden von Lederkanten nach dem Zuschneiden.

Die richtige Lederpflege

Grober Schmutz an Leder kann nach Trocknung sanft abgebürstet werden. Um festsitzenden Schmutz zu entfernen, kann eine leichte Essig-Wasser-Lösung mit einem Tuch zum Abwischen genutzt werden. Leder kann mit der Zeit porös werden – Wachse, Öle und andere Fette können helfen, um das Leder geschmeidig, schmutzabweisend und glänzend zu halten. So hält es lange und sieht noch dazu gut aus.

Lederteile, die knittrig geworden sind sollten nicht gleich mit dem heißen Bügeleisen behandelt werden. Wird beim Bügeln das Leder zu heiß, kann es Falten schlagen und schrumpfen.

Industriell lässt sich Leder kontrolliert bügeln – zu Hause gibt es vor dem Griff zum Bügeleisen andere Möglichkeiten. Vorsichtiges Föhnen und das Leder in Form zu ziehen sind gute Hinweise. Auch längeres Aushängen schwerer Lederstücke kann reichen, um Falten und Beulen loszuwerden.

Zusammenfassung

Leder ist ein Naturprodukt und eignet sich für kleine und große Nähprojekte. Mit der Hand und mit der Nähmaschine lässt sich Leder gut nähen, wenn ein paar Hinweise beachtet werden. So entstehen individueller Lederarbeiten, die stabil sind, lange halten und optisch auffallen.

Artikelbild: © Bychykhin Olexandr / Bigstock.com


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