Steigende Strompreise: Selbstproduktion als Alternative

Steigende Strompreise: Selbstproduktion als Alternative

Zum Januar und Februar 2016 werden 100 Grundversorger ihre Strompreise erhöhen. Deutsche Stromkunden zahlen dann im Schnitt 2,9 Prozent beziehungsweise 42 Euro mehr pro Jahr. Der Pressemitteilung eines Vergleichsportals zufolge sind 5,8 Millionen Haushalte von den Strompreiserhöhungen betroffen.

Die deutschen Stromkunden haben sich mit den jährlichen Strompreiserhöhungen abgefunden. Dennoch ist ihre Entwicklung beunruhigend. Bundesbürger werden 2016 rund 47 Prozent mehr für Strom zahlen als 2007.

Höhere EEG-Umlage und Netznutzungsentgelte

Ein Grund für die Preiserhöhungen könnten höhere Kosten sein, die die Stromversorger tragen müssen. Wie so oft geben die Unternehmen die Kosten an ihre Kunden weiter. Gemeint ist die EEG-Umlage, die aktuell bei 6,17 Cent je Kilowattstunde (¢/kWh) liegt. Ab 2016 gilt ein neuer Tarif von 6,35 Cent je Kilowattstunde.

Die steigende EEG-Umlage ist nicht der einzige Faktor der anstehenden Strompreiserhöhung. Vorläufige Preisblätter der Übertragungsnetzbetreiber deuten darauf hin, dass sie 2016 voraussichtlich höhere Netznutzungsentgelte verlangen werden.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Preiserhöhungen stehen bisher 30 Stromgrundversorger, die niedrigere Tarife angekündigt haben. Bei den 30 Versorgern sinken die Preise durchschnittlich um 1,8 Prozent, was einer Entlastung von 27 Euro pro Jahr entspricht.

Weitere Mehrkosten durch intelligente Stromzähler

Neben den jährlichen Strompreiserhöhungen müssen deutsche Verbraucher in den kommenden Jahren mit weiteren Mehrkosten rechnen. Eine neue EU-Richtlinie schreibt vor, dass Smartmeter (intelligente Stromzähler) ab 2017 in jedem Haushalt zu finden sein müssen, der mehr als 6.000 Kilowattstunden verbraucht. Für Haushalte mit einem Verbrauch unter 4.000 Kilowattstunden entscheidet der Vermieter beziehungsweise Messstellenbetreiber.

Ersten Einschätzungen zufolge werden die Haushalte die Kosten für die Stromzähler tragen. Über die genauen Investitionskosten ist noch nichts bekannt. Das Ministerium geht davon aus, dass sie bei 40 Euro liegen werden. Zu der einmaligen Investition gesellen sich regelmäßige Wartungskosten, die mit großer Wahrscheinlichkeit als höhere Netznutzungsentgelte getarnt ebenfalls die Verbraucher zahlen werden.

Die eigentliche Aufgabe der intelligenten Stromzähler ist es, den Stromverbrauch eines Haushaltes zu analysieren, sodass das Stromnetz an den tatsächlich vorhandenen Strombedarf angepasst werden kann. Dazu sollen Verbrauchsdaten im Viertelstundentakt versendet werden. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert diesen Zwang zur Preisgabe seiner Daten.

Regelmäßig wechseln und von Neukundenboni profitieren

Um den jährlichen Strompreiserhöhungen zu entkommen, stehen Verbrauchern verschiedene Mittel zur Verfügung. Die einfachste Lösung ist die Beobachtung des Strommarkts. Jedes Jahr kündigen die Stromanbieter kurz vor Jahresende (meist im Oktober und November) ihre Pläne für das kommende Jahr an. Falls der Stromversorger, bei dem man gerade Kunde ist, Preiserhöhungen bekannt gibt, sollte man einfach den Anbieter wechseln.

Seit der Strommarktliberalisierung kann jeder deutsche Verbraucher den Stromanbieter unter Einhaltung der Kündigungsfrist wechseln. Bei Preiserhöhungen steht ihm sogar ein Sonderkündigungsrecht zur Verfügung. Inzwischen ist ein Wechsel relativ einfach:

  1. auf Preisvergleichsseiten wie tarifcheck24.com seine Postleitzahl eintragen
  2. Angaben zum Haushalt machen (Anzahl Personen, jährlicher Stromverbrauch, et cetera)
  3. Angebote der verschiedenen Stromanbieter vergleichen

Viele Stromkunden befinden sich in der Grundversorgung. Der Wechsel aus diesem Tarif zu einem alternativen Anbieter bringt bereits finanzielle Vorteile mit sich. Achten Sie beim Wechsel zusätzlich auf Boni. Diese werden als Sofortbonus, Einkaufsgutscheine oder Ähnliches angeboten. Lesen Sie bei den Boni immer die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Stromanbieters und achten Sie darauf, dass die Boni sofort ausgezahlt werden. Bei unseriösen Anbietern müssen Verbraucher auf die Auszahlung der Boni warten oder sie werden mit der Stromrechnung verrechnet.

Stromverbrauch im Haushalt reduzieren

Eine ergänzende Maßnahme zum Stromanbieterwechsel ist die Reduzierung des Stromverbrauchs. Hier unterscheidet man zwischen Maßnahmen, die kostenlos sind und jene, die eine Investition erfordern.

Kostenlose Maßnahmen zur Stromverbrauchreduzierung

Die kostenlosen Maßnahmen umfassen in erster Linie Verhaltensänderungen. Wer seinen Computer oder sein Notebook nutzt, sollte den Stand-by-Modus nutzen, wenn die Geräte kurzzeitig nicht benötigt werden. Nachts schaltet man sie komplett aus, damit sie keinen Strom verbrauchen.

Bei den Elektronikgeräten lohnt sich ein Blick auf ihren Stand-by-Betrieb. Viele Geräte lassen sich nicht komplett abschalten, sodass sie weiterhin Strom verbrauchen. Fernseher, Hi-Fi-System und Co. können Sie mit einer Steckdosenleiste komplett vom Stromnetz nehmen.

Kostenpflichtige Maßnahmen zur Stromverbrauchreduzierung

Die kostenpflichtigen Maßnahmen setzen (große oder kleine) Investitionen voraus. Haushalte profitieren zum Beispiel vom Umstieg auf LED-Leuchtmittel. In diesem Artikel haben wir vorgerechnet, wie sich die hohen Investitionskosten innerhalb kurzer Zeit amortisieren.

Weitere Investitionen können Sie in sparsame Geräte tätigen, die einer hohen Energieklasse (A+++) entsprechen. Der Umstieg auf ein neues Gerät lohnt sich nur dann, wenn das alte Produkt zu alt ist.

Selbstversorgung mit Strom dank Speicherlösungen realisierbar

Aller Maßnahmen zu trotz geraten Sie früher oder später an Ihre Grenzen, wenn es darum geht, den Strompreis zu beeinflussen. Als letzte Maßnahme hilft nur noch die Unabhängigkeit von großen Unternehmen. Hier gab es bis dato ein Problem: Haushalte, die auf Solaranlagen und andere erneuerbare Energien setzten, hatten keine Mittel, ihre Überproduktion zu speichern beziehungsweise Strom für ihre Unterversorgung zu erhalten. Die produzierte Energie wird in den meisten Fällen an das Stromnetz abgegeben. Das Problem: In den Wintermonaten reicht die Produktion einer Solaranlage nicht aus, um den eigenen Verbrauch zu decken.

Dieses Problem könnte bald der Vergangenheit angehören. Ein Unternehmen startet 2016 eine Plattform zum Stromhandel. Betreiber von Photovoltaikanlagen sowie Besitzer eines Batteriespeichers können Energie austauschen. Auch Verbraucher ohne solche Lösungen sollen sich beteiligen können, wie photovoltaikforum.com informiert.

Der Schlüssel zum Erfolg der Plattform ist der Batteriespeicher. Er garantiert, dass ein Haushalt 365 Tage im Jahr saubere, selbst hergestellte Energie nutzen kann. Tagsüber sammelt der Speicher Sonnenenergie und speichert sie ab. Diese Energie wird morgens und abends aufgebraucht. Im Laufe des Tages sammelt der Speicher neue Sonnenenergie und der Kreislauf beginnt von Neuem. In Kombination mit der Plattform können Verbraucher in Zukunft eigens produzierten Strom austauschen und ihren Bedarf unabhängig von Stromanbietern decken.

Selbstproduktion erhöht die Stromkosten

Der Nachteil der Selbstversorgung ist ein Nebeneffekt, der nicht Sie betrifft, sondern Ihre Mitmenschen. Wenn immer mehr Verbraucher Strom selbst produzieren, sinkt der Anteil der Verbraucher, die das Netz über Stromtarife finanzieren.

Verbraucher müssen in den kommenden Jahren entscheiden, wie sie ihren Strom beziehen wollen. Lösungen zur Stromversorgung gibt es inzwischen viele.

Zusammenfassung

Dem Otto-Normalverbraucher stehen zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung seiner Stromrechnung zur Verfügung. Ein regelmäßiger Stromanbieterwechsel in Kombination mit der Reduzierung des Stromverbrauchs sind Lösungen, die jeder umsetzen kann. Wer Stromanbietern endgültig absagen möchte, der findet moderne Lösungen zur energetischen Unabhängigkeit.

Artikelbild: © Lisa S. / Shutterstock


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