Neue Idee: Können Minihäuser das Wohnraumproblem lösen?

Neue Idee: Können Minihäuser das Wohnraumproblem lösen?

Tiny Houses sind aktuell in aller Munde. Der Trend zu diesen kleinen Platzwundern nimmt auch in Europa immer mehr Fahrt auf. In so mancher Kommune kommt nun die Idee auf, mit den kleinen Häusern das Wohnraumproblem zu lösen. Kann das funktionieren?

Prüfungen in Neuss und Düsseldorf, erste Häuser in Berlin

Die Stadt Neuss will in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses die Errichtung von sogenannten Tiny Houses im Stadtgebiet diskutieren. Das hat sich die Fraktion „Die Linke“ vorgenommen. Denn diese kleinen Platzwunder aus Holz könnten nach Ansicht der Politiker eine Lösung für den Mangel an bezahlbaren Wohnraum darstellen. Sie seien eine „gute Ergänzung für Menschen mit individuellen Wohnbedürfnissen, die Urbanität und Naturnähe verbinden wollen“, zitiert die Rheinische Post online die Begründung der Fraktion.

Berlin macht es vor. Hier sind bereits einige Minihäuser im Stadtbild zu finden. Auf dem Gelände vom Bauhaus Campus in Berlin stehen Kleinstversionen der Häuser, die durch ihre Räder schnell umgestellt werden können. Auch in Düsseldorf werden Pläne geprüft, die das Aufstellen von Tiny Houses ermöglichen. So könnten beispielsweise im Rahmen künftiger Bebauungspläne verstärkt Plätze auf erschlossenen Grundstücken für Tiny Houses vorgesehen werden.

Das kleine Dorf Schinkel im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein soll ebenso Standort für ein kleines Dörfchen mit neun Minihäusern werden. Ein entsprechendes Konzept hat sich gerade der Bauausschuss angehört und für „interessant“ befunden. Hier hat sich der Verein „Tinyby“ um das Modellprojekt beworben.

In der Gemeinde Klein Rönnau in Schleswig-Holstein wurde dessen Bauantrag für 40 Tiny Houses auf einem privaten Campingplatz vom Land jedoch abgelehnt. Die rechtliche Basis ist in vielen Fällen noch zu unklar, das Baurecht steht dem Tiny House im Weg. Der Verein strebt nun ein „Leuchtturmprojekt“ an. In München kämpft der Verein „Einfach gemeinsam leben e. V.“ mit einer Petition an den bayrischen Landtag für einen Zusatzartikel im Baurecht.

Der Trend aus Amerika: Was sind Tiny Houses?

Sie sind meist winzig, mobil, bestehen oft aus Holz und entpuppen sich auf engstem Raum als Platzwunder. Tiny Houses sind jedoch keine Erfindung der Neuzeit. Schon in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschäftigten sich Tüftler damit, Auto und Wohnraum miteinander verbinden zu wollen. Damals entstanden die sogenannten „Motorhomes“, die wie ein Haus auf Rädern aussahen.

Heute lässt sich der Begriff „Tiny Houses“ wortwörtlich als „winzige Häuser“ übersetzen. Im Jahr 2017 wurde in den USA eine Definition des Begriffes im Baugesetz verankert. Demnach sind die Kleinsthäuser eine Wohnstätte mit bis zu 400 Quadratfuß (rund 37 Quadratmeter) Grundfläche. Eine Unterscheidung zwischen mobilen und stationären Kleinsthäusern existiert hier nicht. Unter anderem hier finden Sie eine Gallery besonderer Tiny Houses.

In Deutschland werden zumeist diese kleinen Häuser auf Rädern als Tiny Houses bezeichnet. Stationäre Modelle werden vorrangig als Mikrohaus, Minihaus oder Kleinhaus vermarktet, kommen den Tiny Houses jedoch immer noch sehr nah. Die Wohnfläche übersteigt selten 15 Quadratmeter, dennoch sind Kochnische, Sanitärbereich und Schlafraum integriert.

Bisher finden sich Anhänger dieses Wohntrends vor allem bei Minimalisten, die sich auf das Wesentliche reduzieren wollen, finanzielle Freiheit suchen und persönliche Unabhängigkeit lieben.

Realistische Lösung für den Wohnungsmarkt?

Kann dieser Trend den angespannten Wohnungsmarkt aufweichen? Geht es nach den Neusser Politikern, ist die Antwort Ja. Vor allem Berufsanfänger könnten von der Idee profitieren, argumentieren sie. Der niedrige Anschaffungspreis könnte ein „kreativer Baustein für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum“ sein. Natürlich ersetze die Idee nicht den Ausbau von öffentlich gefördertem Wohnraum!

Kritiker beurteilen einen nachhaltigen Effekt auf dem Wohnungsmarkt damit jedoch skeptisch. Aktionismus würde hier in der Waagschale geworfen. Der Vorschlag sei sehr exotisch und könne keine dauerhafte Problemlösung sein. Dennoch stehen viele Politiker der Idee, Tiny Houses auf dem kommunalen Wohnungsmarkt zu nutzen, offen gegenüber.

Getreu dem Motto: Prüfen lassen, kann man es ja mal. Auch der Gedankengang, die Häuser als touristische Attraktion zu nutzen, wird in Neuss geäußert. Der Antrag der Linke in Neuss ist nur ein erster Anfang. Weitere Prüfungen werden sicher folgen – wie auch so manch andere Kommune.

Zusammenfassung

Der Trend aus den USA, in kleinsten Häusern zu leben, könnte den Wohnungsmarkt revolutionieren. Mehrere Kommunen prüfen die Möglichkeit der Aufstellung von sogenannten Tiny Houses. Das Wohnen in den Platzwundern sei zwar nicht für jedermann geeignet und könne die Probleme des Wohnungsmarktes nicht lösen, aber stelle zumindest eine Idee da, die zu prüfen sei.

Artikelbild: © ppaa / Bigstock.com


1 Kommentar

  1. werner rüdiger 23.12.2019 01:19 Uhr

    das wohnungsproblem können tiny houses nicht lösen. rechnen sie mal den flächenverbrauch durch , die diese 1 bis 2 stöckige bauweise bewirkt. ironisch könnte man es auch als „farvela de luxe“ bezeichnen. ist bestimmt eine nette ergänzende massnahme, aber damit die wohnungsknappheit in den grossstädten zu lösen, ist absurd.

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